LG Energy Solution, ein führender südkoreanischer Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge, hat kürzlich angekündigt, für das zweite Quartal 2025 einen Umsatzrückgang zu erwarten. Dieses negative Ausblick wird vor allem als direkte Folge der Unsicherheiten bei den US-Zollrichtlinien gewertet, die Automobilhersteller weltweit dazu veranlassen, ihre Einkaufs- und Produktionsstrategien deutlich zurückhaltender zu gestalten. Die Ankündigung ließ die Aktien des Unternehmens an der Börse deutlich fallen und unterstreicht die herausfordernde Situation, in der sich LG Energy Solution momentan befindet. Der globale Markt für Elektrofahrzeuge wächst zwar weiterhin, doch die Handelsbarrieren und speziell die volatilen Zollregelungen in den Vereinigten Staaten setzen der Branche derzeit merkliche Grenzen. Große Automobilkonzerne wie Tesla, General Motors und Hyundai, die zu den Kunden von LG Energy Solution gehören, reagieren vorsichtig, wenn es darum geht, ihre Batteriekäufe aufzustocken.
Im Kern führt diese Vorsicht zu einem spürbaren Rückgang der Nachfrage, der sich unmittelbar in den Umsatzzahlen von LG Energy Solution niederschlägt. Der CFO von LG Energy Solution, Lee Chang-sil, erläuterte in einer Telefonkonferenz, dass Hersteller, die außerhalb der USA produzieren, äußerst behutsam ihre Produktionsstrategien überprüfen und entsprechende Anpassungen vornehmen, bevor sie den US-Markt beliefern. Diese Unsicherheiten sind hauptsächlich auf die sich ständig ändernden und unklaren Zollvorschriften zurückzuführen. Vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie damit verbundene Zollerhöhungen erzeugen eine schwierige Planungs- und Investitionssituation für Unternehmen weltweit. Die Börsenreaktion auf die Umsatzwarnung von LG Energy Solution war signifikant.
Während der südkoreanische Aktienindex KOSPI lediglich einen moderaten Rückgang von 0,7 Prozent verzeichnete, fielen die Aktien von LGES um bis zu 4,4 Prozent. Dies zeigt, wie stark Anleger und Marktteilnehmer die negativen Auswirkungen der Zollvolatilität auf den batterieherstellenden Sektor bewerten. Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus den Plänen von LG Energy Solution, die Investitionen für das Jahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent zu reduzieren. Dies ist eine direkte Reaktion auf die sinkende Nachfrage und die unsichere Marktlage. Zusätzlich stellte das Unternehmen die Bauarbeiten für eine geplante Produktionsstätte für Energiespeichersysteme (Energy Storage Systems, ESS) in Arizona vorerst auf Eis.
Stattdessen will LGES zunächst die bestehende Kapazität in seinem Werk in Michigan besser nutzen und dort bereits in diesem Jahr mit der Produktion von Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) für Energiespeichersysteme beginnen – ein ganzes Jahr früher als ursprünglich geplant. Diese Anpassungsmaßnahmen zeigen, dass LG Energy Solution versucht, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren und Verluste zu vermeiden. Insbesondere der Ausbau des ESS-Geschäfts soll die negativen Folgen eines verlangsamten Marktwachstums für Elektrofahrzeuge in Nordamerika abfedern. Ein Vorteil in diesem Bereich ist, dass chinesische Batteriehersteller vorerst nicht in den US-Markt für Energiespeicher eintreten können, da weiterhin Handelssanktionen und Zölle wirksam sind. Dies gibt LGES eine gewisse Wettbewerbsvorteilssituation, die das Unternehmen nutzen möchte.
Neben den Herausforderungen auf der Vertriebsebene profitierte LG Energy Solution im ersten Quartal 2025 von günstigen Wechselkursentwicklungen. Der koreanische Won fiel gegenüber dem US-Dollar um etwa 8,5 Prozent, was dem Unternehmen ermöglichte, mit seinen Dollar-Einnahmen aus dem US-Markt mehr Won zu erwerben. Außerdem half ein US-Steuervorteil im Rahmen des sogenannten Inflation Reduction Act dem Konzern, operative Verluste zu vermeiden. Ohne diesen Steueranreiz hätte LG Energy Solution einen Betriebsverlust von 83 Milliarden Won vermelden müssen. Der erwartete Umsatzrückgang steht zudem im Kontrast zu den hervorragenden Profitzahlen aus dem ersten Quartal, als der Nettogewinn um 138 Prozent auf 375 Milliarden Won (etwa 262 Millionen US-Dollar) anstieg.
Dies wurde durch die starke Nachfrage nach Elektroautos unterstützt, insbesondere durch den Kunden General Motors, der seine Elektrofahrzeugverkäufe in den USA um fast 94 Prozent steigern konnte. Der Erfolg dieser Automobilhersteller ist jedoch aufgrund der unklaren und wechselhaften Zollpolitik nur schwer planbar, sodass sich diese Dynamik in den kommenden Quartalen erneut verändern könnte. Die Unsicherheit beim US-Zollsystem wird als entscheidender Hemmschuh für strategische Investitionen und Wachstumspläne angesehen. Einige Experten beobachten die Lage auch im Kontext der politischen Spannungen zwischen den USA und China, die sich auf den internationalen Handel und die Lieferketten von Batterierohstoffen sowie Halbfertigprodukten auswirken. LG Energy Solution, das sich in den letzten Jahren verstärkt um eine eigenständige Lieferkette ohne Abhängigkeiten von China bemüht hat, sieht darin langfristig eine Chance, muss aber kurzfristig mit geringeren Gewinnen und Zurückhaltung am Markt umgehen.
Zusammenfassend steht LG Energy Solution vor einem schwierigen zweiten Quartal 2025. Die Kombination aus sogenannten US-Tariff-Volatilitäten, vorsichtigen Einkaufsentscheidungen von Großkunden und verschobenen Investitionsplänen dämpft das Wachstum des Unternehmens. Dennoch zeigen die Anpassungen im Bereich der Energiespeicher und die Nutzung bestehender Produktionskapazitäten, dass LGES aktiv versucht, diese Herausforderungen zu meistern und sich strategisch für die Zukunft aufzustellen. Für die Elektrofahrzeugbranche insgesamt signalisiert die Entwicklung von LG Energy Solution, dass trotz des starken Wachstums im Markt hemmende Faktoren wie Zollstreitigkeiten und geopolitische Unsicherheiten nicht unterschätzt werden dürfen. Diese Faktoren wirken sich insbesondere auf die Lieferketten und Investitionsbereitschaft aus und könnten die sonst dynamische Entwicklung in der Elektromobilität bremsen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die US-Zollpolitik stabilisiert und Automobilhersteller wieder zu klareren und umfangreicheren Kaufentscheidungen zurückkehren können. Für Investoren und Marktbeobachter bleibt LG Energy Solution ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des globalen Batteriemarkts sowie der bevorstehenden Transformation in der Automobilindustrie. Die Fähigkeit des Unternehmens, flexibel auf die politische und wirtschaftliche Volatilität zu reagieren, wird entscheidend sein, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und weiteres Wachstum zu sichern.