Die Gesundheitsbranche steht oftmals im Mittelpunkt intensiver Marktbewegungen, die von regulatorischen, wirtschaftlichen und wettbewerbsbedingten Entscheidungen beeinflusst werden. Ein aktuelles Beispiel bildet die jüngste Entscheidung von CVS Health, das Adipositas-Medikament Zepbound, entwickelt von Eli Lilly, aus einigen Erstattungslisten zu streichen. Diese Meldung führte zu einem starken Kursrückgang der Eli Lilly-Aktien – rund 10 Prozent weniger am Tag nach der Ankündigung – und rief zugleich Befürchtungen hervor, dass dieser Schritt die Verkaufsdynamik des Medikaments beeinträchtigen könnte. Doch Eli Lilly selbst dämpfte diese Sorgen und stellte sich optimistisch gegenüber den langfristigen Perspektiven ihres Produkts. Um die Tragweite dieser Entwicklung besser zu verstehen, ist ein Blick auf die Marktstellung von Eli Lilly und die Rolle von Zepbound im derzeitigen Gesundheitsmarkt unverzichtbar.
Eli Lilly ist führend in den Bereichen Diabetes- und Gewichtsverlustmedikamente und hat in den vergangenen Jahren eine enorme Marktwertsteigerung erlebt, die das Unternehmen zur weltweit wertvollsten Gesundheitsfirma mit einem Marktwert von über 800 Milliarden US-Dollar machte. Insbesondere Zepbound, das als vielversprechende Lösung gegen Adipositas gilt, konnte in den letzten Monaten in den USA an Bedeutung gewinnen und bei der Rezeptvergabe Novo Nordisks Wegovy überholen – ein Umstand, der maßgeblich durch die Überwindung von Lieferengpässen bei Wegovy begünstigt wurde. Das US-amerikanische Unternehmen CVS Health ist dabei nicht nur als großer Anbieter von Apotheken und Gesundheitsdienstleistungen tätig, sondern besitzt mit seiner Pharmabetriebsmanagement-Einheit (PBM) auch einen enormen Einfluss auf die Liste der Arzneimittel, die für Patienten erstattungsfähig sind. PBMs wirken als Vermittler zwischen Herstellern, Apotheken und Versicherungen und verhandeln Rabatte sowie Erstattungsbedingungen. Ihre Entscheidungen haben großen Einfluss auf die tatsächliche Verschreibungshäufigkeit und Verfügbarkeit von Medikamenten.
Die Ankündigung von CVS, Zepbound ab Juli nicht mehr im Erstattungskatalog zu führen, während Wegovy weiterhin erstattet wird, basiert offenbar auf Preisverhandlungen, in denen Novo Nordisk günstigere Konditionen durchsetzen konnte. Obwohl dieser Schritt potentiell Zepbounds Absatzmärkte einschränkt, erklärte der CEO von Eli Lilly, Dave Ricks, dass die meisten Kunden, die von CVS' Entscheidung betroffen sind, kleinere Arbeitgeber seien, die normalerweise ohnehin selten Adipositasbehandlungen in ihre Versicherungspakete aufnehmen. Dennoch kritisierte er die Einschränkung der Wahlmöglichkeit für Patienten und kündigte an, die Marktreaktion genau zu beobachten. Analysten und Investoren reagierten unterschiedlich. Einige halten die Kursreaktion für übertrieben, da größere selbstversicherte Arbeitgeber häufig individuelle Erstattungslisten gestalten und somit nicht zwangsläufig der CVS-Entscheidung folgen.
Andere gehen davon aus, dass die Entscheidung von CVS den Wettbewerb zwischen Eli Lilly und Novo Nordisk verschärfen wird, auch wenn die aktuellen Präferenzen von Ärzten und Patienten für Zepbound weiterhin solide bleiben. Neben den beiden Branchenriesen existieren weitere Pharmabetriebmanagement-Unternehmen wie OptumRx von UnitedHealth Group und Express Scripts von Cigna, über deren Pläne in Sachen Zepbound derzeit keine Informationen vorliegen. Dies zeigt, wie fragmentiert und komplex der US-Markt für Medikamente mit Gewichtsklassenregulierung ist. Der Markt für Adipositasmedikamente hat enormes Wachstumspotenzial. Experten schätzen, dass der Umsatz für Medikamente wie Wegovy und Zepbound bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich die 20-Milliarden-Dollar-Marke überschreiten wird.
Die Bedeutung dieses Segmentes spiegelt sich in der Entwicklung zahlreicher neuer Wirkstoffe und der intensiven Preisverhandlungen wider, die den Zugang zu diesen teuren Therapien regeln. Ganzheitlich betrachtet stellt die CVS-Entscheidung einen bedeutenden Wendepunkt für Eli Lilly dar, auch wenn die Unternehmensführung die langfristige Aussicht positiv einschätzt. Das Ereignis verweist zugleich auf den starken Einfluss von Pharmabetriebsmanagement-Unternehmen auf die Verfügbarkeit moderner Medikamente und die möglichen Auswirkungen auf die Aktienkurse großer Gesundheitskonzerne. Für Patienten mit Adipositas ist die Versicherungserstattung ein entscheidender Faktor bei der Wahl ihrer Medikation. Einschränkungen durch PBMs können den Zugang erschweren, was im Kontext der steigenden Prävalenz von Fettleibigkeit und der damit verbundenen gesundheitlichen Risiken problematisch ist.