Die Auflösung des National Cryptocurrency Enforcement Teams (NCET) durch das US-Justizministerium (DOJ) hat eine Diskussion ausgelöst, die weit über den Bereich der digitalen Währungen hinausreicht. Demokratische Politiker in den Vereinigten Staaten äußern scharfe Kritik an der Entscheidung und sehen darin eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung im Umgang mit Kryptowährungen. Das NCET, gegründet im Jahr 2021, war eine spezialisierte Einheit, die sich auf die Bekämpfung von Krypto-Kriminalität spezialisiert hatte und in den vergangenen Jahren zahlreiche bedeutende Erfolge erringen konnte. Mit der Einstellung dieser Spezialeinheit wächst nun die Sorge, dass schädliche Akteure in der Krypto-Szene künftig weitgehend unbehelligt bleiben könnten. Senatorin Elizabeth Warren und weitere demokratische Senatoren haben in einem gemeinsamen Schreiben an den stellvertretenden Justizminister Todd Blanche die Entscheidung des DOJ als „nonsensisch“ bezeichnet und fordern eine Rücknahme der Auflösung des Teams.
Die Demokraten warnen eindringlich davor, die Strafverfolgung in diesem Gebiet zurückzufahren, da dies den Weg für ein massives Ansteigen von Betrug, Geldwäsche, und anderen kriminellen Machenschaften ebnen würde, die weiterhin durch Krypto-Dienstleistungen wie Mixer und dezentrale Finanzplattformen (DeFi) erleichtert werden. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Einsatz von Krypto-Mixern, die es Kriminellen ermöglichen, Transaktionen zu vermischen und damit ihre Spur zu verwischen. Das Tornado Cash-Verfahren, ein wegweisender Fall, wurde maßgeblich vom NCET betreut und führte zu einem bedeutenden juristischen Präzedenzfall im Kampf gegen Geldwäsche im Kryptobereich. Der Ausgang zeigt, wie wichtig spezialisierte Teams für die effektive Verfolgung solcher komplexen Fälle sind. Kritisch hinterfragt wird zudem das April-Memo von Todd Blanche, das die Auflösung des NCET formalisiert hat.
Das Memo argumentiert, dass das DOJ nicht die Rolle eines Regulierers für digitale Vermögenswerte einnehmen sollte und kritisiert den Vorgehen der vorherigen Regierung als „kopfloses Reglementieren per Strafverfolgung“. Stattdessen soll der Fokus nun auf direkte Opfer digitaler Vermögenswerte gelegt werden, was de facto weniger streng bei der Verfolgung von Krypto-Börsen, Mixern und Offline-Wallets ist. Diese Verschiebung hat Demokraten alarmiert, da sie befürchten, dass dadurch gerade die Systeme, die häufig von Kriminellen bereitgestellt und genutzt werden, weniger intensiv überwacht und strafrechtlich verfolgt werden. In ihrem Brief werfen die Senatoren dem DOJ vor, durch die reduzierte Strafverfolgung die Tore für Drogenschmuggel, Terrorismusfinanzierung, Betrug und andere illegale Aktivitäten weit zu öffnen. Ein weiterer Streitpunkt ist die Entscheidung, Verstöße gegen den Bank Secrecy Act (BSA) nicht mehr konsequent zu verfolgen.
Das BSA bildet das Rückgrat der Anti-Geldwäsche-Maßnahmen in den USA, indem es Finanzinstitute verpflichtet, verdächtige Aktivitäten zu melden. Die Demokraten warnen, dass die Aufgabe dieser Durchsetzungspflichten im Kryptosektor dazu führe, eine „systemische Verwundbarkeit“ zu schaffen, die von kriminellen Netzwerken in großem Stil ausgenutzt werden könnte. Die bisherigen Erfolge des NCET belegen dessen Bedeutung: multimillionenschwere Vermögensbeschlagnahmungen, hochkarätige Verurteilungen und Unterstützung von Ermittlungen auf Bundes- und Länderebene zeigen, dass das Team tatsächlich einen Unterschied im Kampf gegen digitale Kriminalität macht. Ohne diese Spezialeinheit droht die Strafverfolgung komplexer Cyber- und Krypto-Verbrechen ins Stocken zu geraten. Abseits von sicherheitspolitischen Argumenten werfen die Demokraten auch politische Motive bei der Entscheidung zur Auflösung des NCET in den Raum.
Da ehemalige Präsident Donald Trump und seine Familie in Kryptowährungsprojekte involviert sind, vermuten die Kritiker einen Interessenskonflikt. Projekte wie World Liberty Financial, das von der Trump-Familie kontrollierte Krypto-Angebote lanciert hat, stehen bereits unter verstärkter Beobachtung. Demokraten befürchten, dass die Entscheidung, die Strafverfolgung zu lockern, durch die politischen und wirtschaftlichen Interessen Einzelner beeinflusst sein könnte. Die Forderung der demokratischen Senatoren ist klar: die Entscheidung zur Auflösung des NCET muss überdacht werden und die Spezialabteilung muss bestehen bleiben, um die Sicherheitslücken bei der Regulierung und Durchsetzung in der Krypto-Branche zu schließen. Zudem erwarten sie eine ausführliche Erläuterung seitens des DOJ, wie diese richtungsweisende Änderung die zukünftigen Ermittlungen und die allgemeine Sicherheit im digitalen Finanzsektor beeinflussen wird.
Diesem Schritt werden weitreichende Folgen für die Kryptoindustrie und darüber hinaus zugeschrieben. Ohne eine konsequente Strafverfolgung könnten illegale Aktivitäten, die in der Krypto-Welt oft schwieriger aufzudecken sind als im traditionellen Finanzsektor, weiter zunehmen. Dies gefährdet nicht nur Investoren und Konsumenten, sondern auch den Ruf der digitalen Vermögenswerte insgesamt. Die Krypto-Branche steht heute an einem Scheideweg zwischen weiterer Regulierung und einer möglichen Gesetzlosigkeit in bestimmten Bereichen. Eine derart kontroverse Entscheidung wie die des DOJ trägt zur Unsicherheit bei und erschwert den Aufbau von Vertrauen bei institutionellen Investoren ebenso wie bei der breiten Bevölkerung.
Schließlich bleibt abzuwarten, ob der Druck durch die demokratischen Senatoren und die öffentliche Empörung dazu führt, dass die US-Regierung ihre Position überdenkt. In einer Welt, in der digitale Vermögenswerte und Blockchains immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist eine klar definierte und konsequente Regulierung von zentraler Bedeutung, um sowohl Innovationen zu fördern als auch kriminellen Machenschaften vorzubeugen. Die Auflösung des NCET und die damit verbundene Kritik sind somit symptombehaftet für die Herausforderung, Kryptowährungen sicher und verantwortungsvoll in bestehende Rechts- und Finanzsysteme einzubinden. Die kommenden Monate werden zeigen, wie das DOJ und die US-Politik mit dem komplexen Spannungsfeld zwischen Durchsetzung von Gesetz und Förderung von Digitalwirtschaft umgehen werden, wobei angesichts der aktuellen Debatten eine Rückkehr zu einer härteren Linie nicht ausgeschlossen werden kann.
