Die Investmentfondsbranche in China durchläuft derzeit eine ihrer umfassendsten Transformationen seit Jahrzehnten. Angetrieben durch neue regulatorische Vorschriften der China Securities Regulatory Commission (CSRC) zeichnet sich ein signifikanter Wandel ab, der aktiv gemanagte Fonds zu einem nachhaltigen und investorenorientierten Wachstum führen soll. Die jüngsten Reformen zielen darauf ab, sowohl die Marktstabilität zu erhöhen als auch langfristiges Wertschaffen gegenüber kurzfristigem Profitstreben in den Vordergrund zu rücken. Angesichts eines Fondsmarkts mit einem Volumen von rund 4,5 Billionen US-Dollar sind diese Veränderungen von enormer Bedeutung und versprechen neue Dynamiken im globalen Finanzsektor. Zentrales Element der Reformen ist die Einführung sogenannter variable-fee investment products, bei denen die Gebühren der Fondsmanager an die Performance der Fonds geknüpft sind.
Diese Gebührenstruktur ist in China bisher kaum verbreitet, setzt jedoch einen bedeutenden Anreiz dafür, dass Fondsmanager bessere Anlageentscheidungen treffen, da ihre Vergütung von deren Erfolg abhängt. Für Anleger bedeutet dies eine stärkere Ausrichtung der Interessen von Management und Investoren. Wenn ein Fonds gut abschneidet, steigen die Gebühren – bei Unterperformance sinken sie entsprechend. Diese Performanceorientierung steht im deutlichen Gegensatz zu früheren Praktiken, wo vielfach höhere Gebühren unabhängig vom Anlageerfolg erhoben wurden. Führende Akteure der Branche wie China Asset Management (ChinaAMC), China Merchants Fund und E Fund Management reagieren unmittelbar auf die neuen Regeln und bereiten sich darauf vor, variable Gebührentypen in ihre Produktpaletten aufzunehmen beziehungsweise entsprechende Zulassungsanträge einzureichen.
Das zeigt den hohen Stellenwert, den Fondsanbieter diesen Änderungen beimessen, und ihre Bereitschaft, sich an die modernisierten Anforderungen anzupassen. Die Reformen zielen auch darauf ab, sogenannte Warren Buffett-artige Prinzipien zu fördern. Das bedeutet eine Orientierung an langfristigem Wertinvestieren, das durch Geduld, Qualitätsbewertung und disziplinierte Portfolioverwaltung geprägt ist. Mit dieser Vorgabe möchte die CSRC die oft kritisierte Short-Term-Mentalität, die mit spekulativen und volatilen Bewegungen des Marktes verbunden ist, verringern. Die Branche ist bisher häufig dafür kritisiert worden, kurzfristige Gewinne durch hohe Umschichtungen anzustreben, anstatt nachhaltige Wertsteigerungen für ihre Kunden zu erzielen.
Eine weitere bedeutende Neuerung betrifft die Vergütungspolitik der Fondsmanager. Künftig soll es verpflichtende Gehaltskürzungen für diejenigen geben, deren Fonds über einen Zeitraum von drei Jahren eine Underperformance von mehr als zehn Prozentpunkten gegenüber einer festgelegten Benchmark verzeichnen. Diese Maßnahme bewirkt, dass Manager stärker motiviert sind, ihre Leistung an einem angemessenen Vergleichsmaßstab zu orientieren und eine ausgewogenere Portfoliostruktur zu schaffen, um gravierende Rückschläge zu vermeiden. Die Empfehlung durch Experten lautet, geeignete Indizes als Benchmark auszuwählen und Markt- oder Branchenkonzentration gezielter zu steuern. Die Reformen stehen auch im Kontext der breiteren politischen Zielsetzung von Präsident Xi Jinping, der mit der "Common Prosperity"-Initiative die Reduktion von Ungleichheiten und die nachhaltige Wirtschaftsordnung vorantreiben will.
In diesem Rahmen wurde auch die Vergütungsstruktur in Chinas Wirtschaft genauer untersucht, und es wurde eine stärkere Kontrolle gegen überhöhte Einkommen etabliert. Bereits im vergangenen Jahr begannen einige Fondsmanager damit, ihre Einkommen zu begrenzen und überhöhte Boni zurückzufordern. Die aktuellen Vorgaben der CSRC bauen auf diesem Trend auf und etablieren einen Mechanismus, der Vergütung stärker an nachhaltigen Erfolg bindet. Ein weiterer essenzieller Punkt der neuen Regulierung ist die Veränderung bei der Bewertung des Erfolgs von Fonds. Dabei werden nicht länger Gewinn oder das Volumen der verwalteten Vermögen als alleinige Maßstäbe herangezogen, sondern detaillierte Leistungsvergleiche und vor allem die Zufriedenheit der Anleger.
Dies bedeutet, dass Fondsanbieter ihre Strategien stärker auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Investoren ausrichten müssen. Fonds, die einerseits gute Erträge erzielen, gleichzeitig aber eine niedrige Investorenzufriedenheit haben, werden künftig weniger erfolgreich sein. Diese kundenorientierte Sichtweise stärkt die Rolle der Anleger und setzt Fonds unter einen noch stärkeren Leistungsdruck. Experten wie Dong Baozhen, Vorsitzender des Vermögensverwalters Lingtong Shengtai aus Peking, sehen in diesen Reformen eine wesentliche Zäsur, die das Anlageverhalten deutlich verändern könnte. Insbesondere erwartet er, dass die Kapitalströme künftig verstärkt in die Index-Schwergewichte investieren werden – etwa in den Bankensektor.
Noch sind Banken am chinesischen Aktienmarkt vergleichsweise gering gewichtet in den Portfolios aktiver Fonds. Zum Ende des ersten Quartals 2025 lag der Anteil nur bei 3,8 Prozent, während die Gewichtung im wichtigen CSI 300 Index bei fast 14 Prozent liegt. Diese Diskrepanz könnte sich durch die neuen Richtlinien verringern, weil der Indizes-bezogene Ansatz bei der Benchmark-Wahl und Portfoliostruktur stärker in den Vordergrund rückt. Die Reformen sind auch eine Antwort auf die Kritik, dass viele Fondsmanager in der Vergangenheit ihr persönliches Interesse oft über das der Investoren stellten. Das führte immer wieder zu irrationalen Marktbewegungen und verzerrter Preisfindung.
Mit den neuen Vorgaben werden Anreize geschaffen, verantwortungsbewusstes Verhalten zu fördern. Außerdem wird ein höherer Transparenzstandard erwartet und die Bereitschaft, langfristige Performance kontinuierlich zu verbessern. Chinas aktiver Fondsmarkt steht somit vor einem Paradigmenwechsel. Die Orientierung auf nachhaltige Anlagestrategien, variable Gebührenmodelle, stärkere Benchmark-Disziplin und kundenzentrierte Erfolgsmessung könnten den Markt nicht nur stabilisieren, sondern auch international wettbewerbsfähiger machen. Für Anleger eröffnen sich dadurch neue Chancen, von professionelleren Managementmethoden und transparenteren Strukturen zu profitieren.