Walt Disney ist eine Ikone des 20. Jahrhunderts, dessen Einfluss auf Kultur, Unterhaltung und Technologie bis heute spürbar ist. Die Vorstellung, dieses bedeutende Leben zum Teil durch moderne Robotik neu zum Leben zu erwecken, hat weltweit Aufmerksamkeit erregt und gleichzeitig eine Debatte ausgelöst, die weit über Technik und Entertainment hinausgeht. Im Zentrum steht ein neues Projekt von Walt Disney Imagineering, der innovativen Kreativabteilung der Walt Disney Company, die eine hochentwickelte animatronische Figur von Walt Disney selbst entwickelt hat – realitätsnah, emotional und voller Detailtreue. Die Enthüllung auf der D23-Konvention sowie die Vorschau der neuen Attraktion „Walt Disney – A Magical Life“ anlässlich des 70-jährigen Jubiläums von Disneyland legen besonderen Wert darauf, den Menschen Walt Disney nuanciert und authentisch darzustellen.
Doch die Reaktionen sind zwiegespalten: Bewunderung trifft auf Kritik und ethische Bedenken, insbesondere von Angehörigen und Disney-Fans, die sich fragen, wie weit die Technik gehen darf, wenn es um die Darstellung Verstorbener geht. Die Philosophie hinter dem Projekt wurzelt tief in Walt Disneys eigenem Leitspruch: „Es macht Spaß, das Unmögliche möglich zu machen.“ Seit Jahrzehnten ist Walt Disney Imagineering bekannt für bahnbrechende Innovationen, die Träume in greifbare Erlebnisse verwandeln. Die neuen Herausforderungen sind nicht nur technischer Natur, sondern ebenso kulturell und emotional anspruchsvoll. Die Entwickler haben sich daher über Jahre hinweg mit dem Ziel auseinandergesetzt, ein Gleichgewicht zwischen Genauigkeit, Respekt und künstlerischer Interpretation zu finden.
Die animatronische Figur soll Disney im Jahr 1963 darstellen, eine Zeit, in der er bereits Legende war, jedoch noch voller Energie und Idealismus steckte. Die kleinen Details, wie Alterungsflecken auf den Händen oder die charakteristische Mimik mit den ausdrucksvollen Augenbrauen und einem kaum vorhandenen Blinzeln, zeigen die akribische Sorgfalt, mit der dieses Projekt umgesetzt wurde. Die geplante Attraktion in Disneyland wird im historischen Opera House auf Main Street, U.S.A.
entstehen, einem Ort von besonderer Bedeutung, da Walt Disney selbst häufig dort anzutreffen war. Die Show, die etwa 17 Minuten dauert, soll den Besuchern einen intimen Einblick in Disneys Arbeitswelt geben, mit Figur und Kulissen, die seinem Büro nachempfunden sind. Dabei sollen Audios aus seinen eigenen Reden und Ansprachen verwendet werden, um ein authentisches Erlebnis zu schaffen, das mit der Präsenz Walt Disneys korrespondiert. Nach der Premiere wird die Attraktion zeitweise die Roboterfigur von Abraham Lincoln ersetzen, wobei später ein rotierender Bühnenmechanismus einen Wechsel ermöglicht. Passend dazu wird eine Vorgalerie einige bislang unveröffentlichte Artefakte und Abbildungen zeigen, welche die Geschichte von Disneyland und Walt Disney untermauern.
Die Vorstellung, diese Persönlichkeit technisch wieder zum Leben zu erwecken, hat jedoch auch kritische Stimmen auf den Plan gerufen. Walt Disneys Enkelin, Joanna Miller, äußerte Bedenken, dass der Roboter entmenschlichend wirken könne und dass ihr Großvater niemals damit einverstanden gewesen wäre, seine Person auf diese Weise darzustellen. Diese ethische Diskussion berührt weitreichende Fragen zwischen künstlerischer Freiheit, Technikethik und dem Respekt gegenüber dem Erbe Verstorbener. Es geht um die Gratwanderung zwischen einer liebevollen Hommage und einem möglichen Missbrauch durch Technologie. Dies spiegelt zugleich die gesellschaftliche Debatte über neue Darstellungsformen von Menschen, die durch digitale Nachbildungen oder Hologramme in der Öffentlichkeit erscheinen.
Trotz dieser Herausforderungen haben die Imagineers und Disney-Vertreter betont, dass das Projekt in engem Dialog mit der Familie Disney und dem Walt Disney Family Museum entwickelt wurde. Die Verantwortlichen versichern, dass alle Beteiligten der Vision positiv gegenüberstehen und überzeugt sind, dass Walt Disney selbst ein solches technologisches Experiment, angesichts seiner Faszination für Innovationen, begrüßt hätte. Stimmen aus der Designer-Szene, etwa von Bob Gurr, einem der Schöpfer der früheren Walt Disney Robotikfiguren, deuten darauf hin, dass diese neue Attraktion einen starken emotionalen Eindruck hinterlassen wird, der die Besucher überraschen kann. Die Kontroverse um den animatronischen Walt Disney zeigt exemplarisch, wie neue Techniken traditionelle Erzählformen verändern und dabei nicht nur Spannung, sondern auch Verantwortlichkeit erfordern. Im Kontext eines so monumental wirkenden Museumsstücks im Disneyland spielt die langjährige Betriebszugehörigkeit von Walt Disney zum Park und die Nähe zum Ort seiner eigenen Träume eine ganz wesentliche Rolle.
Disneyland ist nicht nur ein Freizeitpark, sondern auch ein lebendiges Denkmal, in dem das Verständnis der Geschichte und der Mensch hinter der Marke Disney gleichermaßen vermittelt werden sollen. Die Idee, eine lebensechte Figur zu schaffen, die sprechen, gestikulieren und eine Bühne betreten kann wie ein realer Mensch, ist technisch hoch anspruchsvoll. Imagineers haben dafür Jahrzehnte Erfahrung in der Schaffung von beeindruckenden Roboterfiguren, die ihre Geschichten mit emotionaler Tiefe erzählen. Dennoch ist der Anspruch, eine real existierende und vielschichtige Persönlichkeit wie Walt Disney abzubilden, eine Besonderheit. Die Balance zwischen der Darstellung eines öffentlichen Mythos und eines privaten Menschen wird in diesem Projekt zum zentralen Thema.
Die besondere Sorgfalt bei Gestik, Mimik und Tonfall soll dazu beitragen, dass die Figur mehr ist als eine aufwändige Puppe – sie soll den Geist Walt Disneys verkörpern. Auch für die Disney-Gemeinschaft ist das Projekt ein Spiegelbild der sich wandelnden Erwartungen und der Beziehung zu Technologie im Bereich der Immersion und Unterhaltung. Während die einen darin eine zukunftsweisende Verbindung von Kunst und Innovation sehen, äußern andere Skepsis gegenüber einer möglichen Kommerzialisierung menschlicher Erinnerung. Die Diskussion ist ein lebendiger Beweis dafür, wie Kunst, Technologie und Ethik immer wieder in neuen Konstellationen zusammentreffen und einen Dialog über den angemessenen Umgang mit technologischen Möglichkeiten anstoßen. Mit der anstehenden Premiere von „Walt Disney – A Magical Life“ am Disneyland-Jubiläum wird sich zeigen, wie die Öffentlichkeit diese neue Art der Hommage annimmt.
Fest steht, dass das Projekt weltweite Aufmerksamkeit auf sich zieht und den wichtigen Diskurs über die Wahrung von Memoria und die Bedeutung von Persönlichkeiten in einer zunehmend digitalisierten Welt vorantreibt. Ob die Robotik-Walt Disney-Figur zum dauerhaften Symbol wird oder eher als ein künstlerisches Experiment in Erinnerung bleibt, wird die Zeit entscheiden. Sicher ist jedoch, dass Walt Disney mit diesem ambitionierten Vorhaben nach fast sechzig Jahren erneut eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen wird.