Vor einigen Jahren erlebte TikTok in Großbritannien einen regelrechten Boom. Die Plattform wuchs rasant und wurde von vielen als die Zukunft des Internets angesehen. Nutzersuchten schnelle, prägnante Inhalte statt langwieriger Recherchen auf klassischen Seiten wie Google oder YouTube. Social-Media-Giganten wie Facebook und Instagram verloren an Bedeutung, während TikTok immer mehr die Aufmerksamkeit auf sich zog. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, das Momentum nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und ein Startup zu gründen, das die aufkommenden Trends auf TikTok analysiert und sichtbar macht.
Die Idee war einfach und vielversprechend: Ein Dienst, der aufstrebende Trends auf TikTok identifiziert und vorhersagt, welche Hashtags und Themen in Kürze weiter an Popularität gewinnen würden. Die Zielgruppe reichte von Social-Media-Managern über Influencer bis hin zu Journalisten, die aktuelle, relevante Themen für ihre Berichterstattung suchten. Auch auf LinkedIn fand sich erste positive Resonanz. Insbesondere der Bedarf war erkennbar, da immer wieder Menschen nach solchen Daten fragten. Dazu kam, dass bereits etablierte Unternehmen in diesem Bereich existierten, was die Marktakzeptanz bestätigte.
Technisch gesehen basierte die Umsetzung auf einer Kombination aus bewährtem und neuartigem Ansatz. TikTok stellte eine Webseite bereit, die die beliebtesten Hashtags der vergangenen Woche auflistete. Ein Python-Skript wurde eingerichtet, das täglich diese Daten für die USA und Großbritannien abrief und analysierte. Das Ziel war es, nicht nur die aktuellen Trends anzuzeigen, sondern mit einem Algorithmus vorherzusagen, welche Hashtags weiterhin an Popularität zunehmen würden. Für das Frontend entschied man sich für Astro im Server-Side-Rendering-Modus (SSR).
Astro ist ein relativ neuer Web-Framework, der oft für statische Seiten genutzt wird. Die Wahl fiel auf ihn, um dessen SSR-Fähigkeiten zu testen, die sich als erstaunlich effektiv und performant herausstellten. Das Ergebnis war eine ansprechend gestaltete und flüssig funktionierende Web-App, die durch ihre Technik überzeugte. Trotz der soliden technischen Umsetzung gestaltete sich die Validierung der Geschäftsidee schwieriger als erwartet. Eine Person, die via LinkedIn auf das Projekt aufmerksam wurde, bat um eine Erweiterung der Datenabdeckung auf Pakistan, mit dem Ziel, die Plattform für politische Influencer dort nutzbar zu machen.
Obwohl die Umsetzung dieser Erweiterung wenig Aufwand erforderte, führte dies zu keinem weiterführenden Engagement oder zu einem zahlenden Kunden. Der Versuch, mit einem potenziellen Geschäftspartner zusammenzuarbeiten, scheiterte ebenfalls, da dieser keine konkreten Kundenziele vorweisen konnte. Die Kontaktaufnahme mit Social-Media-Agenturen brachte nur wenige Rückmeldungen. Diejenigen, die antworteten, zeigten kein nachhaltiges Interesse an dem Trend-Tool. Eine Anfrage kam zwar in Bezug auf ein ganz anderes Tool: eine Software, die TikTok-Influencer automatisiert für Affiliate-Marketing-Kampagnen anschreibt.
Die Idee schien vielversprechend, wäre allerdings mit einem erheblichen Mehraufwand und größeren Investitionen verbunden gewesen. Daher wurde sie nicht weiter verfolgt. Außerdem versuchte man, den Nutzen des Dienstes für Journalisten zu erkunden. Die Erkenntnis aus mehreren Gesprächen war, dass Journalisten zwar grundsätzlich Interesse an Trends und Story-Ideen haben, der angebotene Datendienst aber keine ausreichend ansprechenden oder exklusiven Einblicke liefern konnte, um einen echten Mehrwert zu schaffen. Auch Influencer wurden direkt auf Plattformen wie Reddit angesprochen.
Obwohl die Idee dort gut aufgenommen wurde, stellte sich heraus, dass das chaotische Verfolgen vieler Trends nicht sinnvoll war. Influencer sind erfolgreich, wenn sie ihrem Profil eine klare und konsistente Linie geben, anstatt jedem kurzlebigen Trend hinterherzujagen. Eine weitere Überlegung war die Entwicklung eines Social-Media-Monitoring-Tools, das Unternehmen vor potenziellem Reputationsschaden warnt. Doch die hohe Komplexität, insbesondere durch die erforderliche tiefe Integration in TikTok, sowie fehlende Kontakte zu Kunden dieser Branche, machten eine Umsetzung unrealistisch. Nach rund zwei Monaten intensiver Arbeit wurde das Projekt eingestellt.
Die Gründe dafür lagen weniger in mangelndem Engagement oder fehlendem technischen Können, sondern vor allem in fehlender Marktnähe und Kundenvalidierung. Das größte Hindernis war, dass der Entwickler keinerlei tiefes Verständnis der Zielbranche mitbrachte – so hatte er beispielsweise nicht einmal die TikTok-App auf seinem Handy installiert und war kein aktiver Nutzer des sozialen Netzwerks. Nichtsdestotrotz gab es wertvolle Erkenntnisse. Der zeitliche Aufwand war in Relation zum erlernten Wissen gering. Die Auseinandersetzung mit TikTok als Plattform und Algorithmus brachte neue Einsichten.
Außerdem konnte wertvolles Know-how hinsichtlich moderner Webentwicklung gesammelt werden, insbesondere mit Astro in SSR. Dieses Projekt zeigt exemplarisch, wie essenziell es ist, sich nicht nur auf Technologie und erste Konzeptideen zu verlassen, sondern wirklich tief mit der jeweiligen Branche, den Nutzern und deren Bedürfnissen vertraut zu sein. Schnelle technische Lösungen bringen wenig, wenn sie nicht über ein echtes Problem oder einen echten Mehrwert verfügen. Die Interaktion mit potenziellen Kunden und Partnern ist dabei unerlässlich – und das am besten begleitend zum Entwicklungsprozess. Zukünftige Gründer im Bereich Social Media sollten auf jeden Fall schon selbst erfahrene Nutzer ihrer Zielplattform sein.
Nur so verstehe man die Feinheiten der Nutzung, Denkweise der Zielgruppe und die Dynamik der Trends. Ein weiteres Learning ist, dass man bei der validen Kundensuche nicht auf eine Distribution über soziale Medien allein bauen sollte, vielmehr ist proaktive direkte Ansprache und intensives Feedback-Management gefragt. Die Geschichte dieser TikTok-Trend-Startup-Idee zeigt also, wie wichtig es ist, nicht nur auf eine innovative technische Lösung zu bauen, sondern auf Kundennähe, Marktverständnis und Validierung von Anfang an zu setzen. Startups in Bereichen mit extrem schnellen Entwicklungen wie soziale Netzwerke müssen ebenso schnell lernen und anpassen. Manchmal bedeutet das auch, dass man eine Idee frühzeitig beendet, um Ressourcen besser zu nutzen und neue Wege einzuschlagen.
Dieser Rückblick liefert wertvolle Hinweise für Gründer, die im dynamischen und komplexen Umfeld von Social Media Innovationen anstreben. Effizientes Arbeiten, die Wahl passender Technologien, das Sammeln von Nutzerdaten und Feedback sowie realistisches Einschätzen von Marktchancen bilden die Basis für potenziellen Erfolg. Um sich von der Masse abzuheben, ist es zudem wichtig, ein tiefes Verständnis der eigenen Zielgruppe zu entwickeln und sich kontinuierlich mit ihr auszutauschen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass jede gescheiterte Idee auch eine Chance zum Lernen ist. Innovationsprozesse verlaufen selten gradlinig.