Der Einzelhändler At Home, ansässig in Dallas, Texas, hat im Jahr 2025 einen bedeutenden Schritt vollzogen und Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Die Gründe für diesen Schritt sind vielfältig, doch ein entscheidender Faktor war laut Chief Financial Officer (CFO) Jeremy Aguilar die erhebliche Belastung durch neue Zollbestimmungen. Das Unternehmen visualisiert damit ein umfassenderes Bild, wie aktuelle politische Handelsentscheidungen tiefgreifende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität von internationalen Handelsunternehmen haben können und welche Risiken sich hinter einer hohen Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten verbergen. At Home ist als Anbieter von Haushaltswaren bekannt und bezieht rund 90 Prozent seines Produktportfolios aus dem Ausland. Dabei stammen 55 Prozent der Waren direkt aus Ländern wie China, Vietnam und Indien.
Diese internationale Beschaffungsstruktur machte das Unternehmen besonders verwundbar gegenüber den ständig wechselnden Zoll- und Handelsbedingungen, die durch die US-Regierung seit einigen Jahren etabliert und angepasst werden. Das sich immer wieder ändernde Zollumfeld führte zu erhöhter Unsicherheit und zu einer Beschleunigung der finanziellen Probleme des Einzelhändlers. Die Herausforderungen, denen At Home gegenüberstand, waren nicht neu. Schon vor der Insolvenz war das Unternehmen mit eingeschränkter Liquidität zu kämpfen, ein Überbleibsel der Pandemiezeit und deren Nachwirkungen auf den Einzelhandel. Hinzu kamen generelle Schwierigkeiten innerhalb der Branche, die von starkem Wettbewerb, sich wandelnden Verbraucherpräferenzen und Online-Handelsdruck geprägt ist.
Ein weiterer belastender Faktor stellte die anstehende Fälligkeit bedeutender Schulden dar, was die Konsolidierung des Unternehmens zusätzlich erschwerte. Innerhalb dieser schwierigen Ausgangslage entfalteten die Tarifpolitik und die Handelsunsicherheiten der USA eine zusätzliche finanzielle Belastung, die letztendlich den Insolvenzantrag beschleunigte. Der Einfluss der Zollmaßnahmen auf At Home ist dabei besonders hervorzuheben. Zwischen 2018 und 2025 wurden unter verschiedenen US-Regierungen mehrere Entscheidungen getroffen, die immer wieder zu einer Instabilität bei Handelsgebühren führten. Im Fall von At Home führte die Tarifsituation zu einer signifikanten Kostensteigerung bei der Einfuhr von Waren, was direkt auf die Gewinnmargen drückte.
Die sich ständig verändernde Zollpolitik erschwerte zudem die Planungssicherheit des Unternehmens erheblich. Für Unternehmen, die stark auf globale Lieferketten angewiesen sind, bedeutet eine solche Volatilität nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch operative Risiken in Form von Verzögerungen und Anpassungszwängen. Jeremy Aguilar, der im Dezember 2024 als CFO zu At Home kam, betonte in seiner Erklärung zur Insolvenzanmeldung, dass das neue Managementteam mit vielen Baustellen gleichzeitig konfrontiert war. Unter der Führung von CEO Brad Weston, der im Juni 2024 das Steuer übernommen hatte, versuchte das Unternehmen, seine Strategie zu überarbeiten und effizienter aufzustellen. Doch gerade mit dem Einsetzen der verstärkten Zollmaßnahmen verschärfte sich die finanzielle Lage in einem kritischen Moment der Umstrukturierung.
Die Unsicherheit in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und den Hauptexportländern, vor allem China, erschuf einen schwierigen Rahmen, der operative Flexibilität und Wachstum stark limitierte. Die Tatsache, dass At Home sich im Jahr 2025 zur Insolvenz entschied, ist auch ein Spiegelbild der größeren Herausforderungen, denen Einzelhändler mit internationaler Ausrichtung gegenüberstehen. Während viele Unternehmen versuchten, sich an den Wandel durch Digitalisierung und verändertes Konsumverhalten anzupassen, wurde der Druck durch zusätzliche Kostensteigerungen und Handelsbarrieren zunehmend zum K.O.-Kriterium.
Dabei ist At Home kein Einzelfall – die globale Wirtschaft ist durch protektionistische Tendenzen, Handelskonflikte und geopolitische Verschiebungen in den letzten Jahren stark geprägt worden, was für viele Firmen eine nie dagewesene Belastung bedeutet. Ein weiterer Aspekt, der in Betracht gezogen werden muss, ist die Art und Weise, wie die Zollpolitik Unternehmen dazu drängt, ihre Lieferketten zu überdenken. Während At Home bisher stark von asiatischen Zulieferern abhängig war, sehen viele Firmen durch die Instabilität der Handelsbeziehungen die Notwendigkeit, Lieferquellen zu diversifizieren oder verstärkt auf regionale Beschaffung zu setzen. Doch solche Veränderungen sind mit erheblichen Investitionen und einem langen Anpassungszeitraum verbunden, die gerade in finanziell angespannten Situationen kaum zu stemmen sind. Neben den direkten Kostensteigerungen führten die Zölle auch zu einer Verschiebung des Wettbewerbsumfeldes.
Unternehmen konnten nicht mehr wie gewohnt Preise kalkulieren, was das Risiko von Margenverlusten erhöhte. Gleichzeitig entstanden Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der Lieferkettenkontinuität, da Lieferanten ebenfalls mit Unsicherheiten und zusätzlichen Kosten belastet wurden. Für Einzelhändler ist das eine doppelte Belastung: Mehrkosten treffen auf eine volatile Nachfrage, was die Planung und das Geschäftsmodell insgesamt schwer kontrollierbar macht. At Home steht damit beispielhaft für eine Vielzahl von Unternehmen, die im Spannungsfeld zwischen globaler Lieferkette und nationalen Schutzmaßnahmen gefangen sind. Die Insolvenzanmeldung zeigt, wie schnell sich finanzielle Schwierigkeiten ausweiten können, wenn operative Herausforderungen mit kundenseitigen Einschränkungen und politischen Unsicherheiten zusammentreffen.
Stelldrückt erscheint besonders die Rolle eines neuen Managements, das mitten in der Restrukturierung mit plötzlich wechselnden Rahmenbedingungen umgehen muss – eine Situation, die strategische Planung und Umsetzung deutlich erschwert. Darüber hinaus eröffnet der Fall von At Home eine Diskussion über die Effektivität der bisherigen Handels- und Wirtschaftspolitik. Einige Experten argumentieren, dass häufige Veränderungen bei Zöllen und Handelsbarrieren langfristig mehr Schaden anrichten könnten als die beabsichtigten Schutzwirkungen. Der Einfluss auf Unternehmen, Arbeitsplätze und letztlich auf den Konsumentenpreis ist erheblich, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche beeinträchtigt und potenziell mehr Arbeitsplätze gefährdet. Für die Zukunft gilt es daher, Lehren aus den Erfahrungen von Unternehmen wie At Home zu ziehen.
Neben der Anpassung der Unternehmensstrategien an volatile Märkte wird verstärktes Augenmerk auf die Risikominimierung durch Diversifizierung gelegt. Gleichzeitig ist dies ein deutlicher Appell an die politische Ebene, stabile und vorhersagbare Rahmenbedingungen zu schaffen, die Handel und Wirtschaft nicht unnötig belasten. Obwohl At Home mit seiner Insolvenz eine schwierige Situation darstellt, kann die Restrukturierung auch Chancen bieten. Im Rahmen des Chapter 11-Verfahrens besteht die Möglichkeit, das Geschäftsmodell im Hinblick auf Risiken und Ressourcen neu auszurichten, Lieferketten robuster zu gestalten und finanzielle Verpflichtungen neu zu strukturieren. Wichtig wird sein, eine Balance zwischen globalen Einkaufsvorteilen und lokaler Stabilität zu finden.
Zudem können digitale Transformationsprozesse helfen, Effizienzsteigerungen zu realisieren und flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren. Insgesamt unterstreicht die Geschichte von At Home eindrucksvoll, wie sehr Unternehmen heutzutage mit einem komplexen Geflecht aus wirtschaftlichen, politischen und sozialen Faktoren umgehen müssen. Die Auswirkungen von Zollpolitik und Handelsstreitigkeiten reichen weit über kurzfristige Preisveränderungen hinaus und beeinflussen die Existenzgrundlage von vielen Firmen. In einer wirtschaftlich vernetzten Welt können solche externen Schocks weiträumige Konsequenzen nach sich ziehen, die von der operativen Ebene bis zur gesamten Branchenstruktur reichen. Die Erfahrungen von At Home bieten somit wertvolle Einsichten für Unternehmer, Investoren und politische Entscheidungsträger.
Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, globale Trends sorgfältig zu beobachten, Risikomanagementn zu betreiben und auf Veränderungen flexibel zu reagieren. Nur so lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit auch in zukünftigen, unsicheren Zeiten sichern und wirtschaftliche Stabilität langfristig gewährleisten.