Robert K. Jarvik war ein visionärer Mediziner und Erfinder, der als einer der Pioniere auf dem Gebiet der künstlichen Herzen Weltruhm erlangte. Er war der Hauptentwickler des Jarvik-7, des ersten permanenten künstlichen Herzens, das einem Menschen implantiert wurde. Mit seinem Tod im Alter von 79 Jahren endete eine Ära, die das Leben unzähliger Patienten nachhaltig beeinflusst hat. Seine Leistungen werden bis heute hochgeschätzt und seine Innovationen haben die Art und Weise, wie Herzinsuffizienz behandelt wird, grundlegend verändert.
Geboren 1946 in Midland, Michigan, zeigte Jarvik schon früh großes Interesse an Technik und Medizin. Inspiriert durch die Krankheit seines Vaters, der an einer Gefäßkrankheit litt, widmete er sich leidenschaftlich der Entwicklung eines mechanischen Herzens, das Leben retten könnte. Jarvik absolvierte sein Medizinstudium an der University of Utah und arbeitete dort eng mit Dr. Willem J. Kolff zusammen, einem Pionier im Bereich künstlicher Organe.
Gemeinsam entwickelten sie im Laufe der 1970er und frühen 1980er Jahre mehrere Prototypen künstlicher Herzen, wobei das Modell Jarvik-7 das erste war, das als permanentes Herz bei einem Menschen implantiert wurde. Der Durchbruch kam 1982, als die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für das Implantat des Jarvik-7 bei Menschen erteilte. Am 2. Dezember dieses Jahres wurde das Gerät erstmals in einem 61-jährigen ehemaligen Zahnarzt aus Seattle, Barney Clark, eingesetzt. Clark litt unter schwerer Herzkrankheit und hatte nur noch wenige Wochen zu leben.
Obwohl die Operation unter großem medialem Interesse stand, war sie von Anfang an auch ethisch umstritten. Die öffentliche Aufmerksamkeit reichte von Bewunderung für den medizinischen Fortschritt bis zu Kritik an der Vorstellung, das natürliche Leben durch eine Maschine künstlich zu verlängern. Clark überlebte mit dem Jarvik-7 ganze 112 Tage. Während dieser Zeit war er an eine riesige externe Luftkompressoreinheit angeschlossen, die das Herz unterstützte und Blut durch den Körper pumpte. Doch trotz des Erfolgs gab es erhebliche Komplikationen.
Clark erlitt Schlaganfälle, Nierenversagen und hatte Probleme mit den Herzklappen. Er konnte das Krankenhaus nie verlassen und starb schließlich an einer bakteriellen Infektion. Die folgenden Patienten, William J. Schroeder und Murray P. Haydon, zeigten eine längere Überlebenszeit von 620 beziehungsweise 488 Tagen, was den Fortschritt der Technik belegt und die Hoffnung auf eine breitere Anwendung stärkte.
Jarviks Erfindung war mehr als nur eine technische Leistung – sie stellte sowohl die medizinische Ethik als auch das gesellschaftliche Verständnis von Leben und Tod in Frage. Während manche das künstliche Herz als technische Meisterleistung feierten, sahen andere darin eine „Frankenstein“-artige Symbiose aus Mensch und Maschine. Diskurse über die Grenzen der Medizin, die Vorstellung von Lebensverlängerung um jeden Preis und die Würde des Menschen wurden neu entfacht. Religiöse und ethische Debatten prägten den Diskurs zu künstlichen Organen und deren Einsatz in der Hochleistungsmedizin. Trotz aller Kritik war Jarvik überzeugt von seinem Ziel.
Er sah die künstlichen Herzen vor allem als Übergangslösung – eine Brücke für Patienten, die auf ein Spenderherz warteten. Im Laufe der 1980er Jahre entwickelte und vermarktete Jarvik Heart Inc. kleinere Ventricular Assist Devices (VADs), die nicht das gesamte Herz ersetzten, sondern das Blutpumpen unterstützten. Diese Geräte unterschieden sich wesentlich vom Jarvik-7: Sie waren kompakter und konnten auch ambulant genutzt werden. Der Jarvik 2000 beispielsweise ist etwa so groß wie eine große Batterie, was für Patienten eine enorme Erleichterung bedeutete.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Jarviks Vermächtnis ist die Weiterentwicklung und Kommerzialisierung der künstlichen Herzen. Obwohl die FDA 1990 die Zulassung für den Jarvik-7 aufgrund von Qualitätsproblemen bei der Herstellung zurückzog, lebte das Konzept in verbesserten Modellen und neuen Technologien weiter. Heute wird die SynCardia Total Artificial Heart, ein direkter Nachkomme des Jarvik-Herzens, weltweit eingesetzt und hat bereits tausenden Patienten das Leben verlängert. Die medizinische Forschung auf diesem Gebiet profitiert von Jarviks Innovationsgeist und seinem unermüdlichen Einsatz. Robert Jarviks Lebensweg war nicht frei von Kontroversen.
Ende der 2000er Jahre geriet er wegen Werbung für das Cholesterinmedikament Lipitor in die Kritik, da seine medizinischen Qualifikationen in der Werbung möglicherweise irreführend dargestellt wurden. Dies wirkte sich zwar kurzzeitig negativ auf sein öffentliches Ansehen aus, jedoch bleibt die Anerkennung für seine wissenschaftlichen Beiträge ungebrochen. Persönlich war Jarvik ein Mann mit großem Engagement für die Wissenschaft und für die Förderung der Medizintechnik. Er war verheiratet mit der bekannten Intellektuellen Marilyn vos Savant, die durch ihren Rekord im Guinness-Buch der Rekorde für den höchsten IQ bekannt wurde. Gemeinsam engagierten sie sich für Bildung und Wissenschaft, was Jarvik auch als lebenslange Motivation ansah.
Die Bedeutung von Robert Jarviks Arbeit ist nicht nur in der Technik und Medizin begründet, sondern auch im Einfluss auf das moderne Gesundheitswesen. Seine Entwicklungen haben es möglich gemacht, dass heutige Patienten mit Herzversagen durch technische Unterstützung länger und besser leben können. Die künstlichen Herzen sind inzwischen weiterentwickelte, sichere und zuverlässige Geräte, die in spezialisierten Zentren zum Einsatz kommen und sowohl als dauerhafte Lösung als auch als Überbrückung vor einer Transplantation dienen. Gerade in einer Zeit, in der Herzkrankheiten zu den häufigsten Todesursachen weltweit zählen, sind Jarviks Innovationen von unschätzbarem Wert. Sie tragen dazu bei, Lebensqualität zu erhalten und medizinische Grenzen zu verschieben.