In den letzten Jahren hat die Welt der Kryptowährungen eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Besonders Stablecoins, also digital an Fiat-Währungen gebundene Kryptowährungen, sind zu einem zentralen Element der Kryptoökonomie avanciert. Sie dienen nicht nur als sichere Brücke zwischen traditionellen Währungen und digitalen Assets, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der Liquidität und den grenzüberschreitenden Transaktionen. Nun gewinnt eine neue Generation von Stablecoins an Dynamik – bank-gestützte Stablecoins. Yat Siu, Mitbegründer und Vorsitzender von Animoca Brands, hat bei TOKEN2049 in Hongkong ausführlich erläutert, warum gerade diese Form der Stablecoins die Massenadoption und die nächste Stufe im digitalen Finanzwesen bringen könnte.
Animoca Brands, ein führendes Unternehmen im Bereich der digitalen Spiele und Blockchain-Technologie, stellt sich dabei institutionalisiert auf und arbeitet gemeinsam mit renommierten Partnern wie Standard Chartered und dem größten Telekommunikationsunternehmen in der Region, HKT, an der Einführung eines neuen Stablecoins, der von der Hongkonger Zentralbank lizenziert wird. Diese Kooperation zeigt deutlich, dass die Zukunft der Kryptoökonomie in enger Verzahnung mit traditionellen Finanzinstitutionen liegen wird. Die Lizenz der Hongkonger Währungsbehörde (Hong Kong Monetary Authority) spielt eine große Rolle, da sie den neuen Stablecoin als einen vertrauenswürdigen und regulierten digitalen Vermögenswert positioniert. Yat Siu bezeichnet dieses Stablecoin-Projekt als wahrscheinlichen ersten zentralbank-lizenzierten Token, der somit einen wichtigen Schritt in Richtung offizieller Anerkennung darstellt. Die Bedeutung Hongkongs als Finanzdrehscheibe für China und die Welt kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Hongkong fungiert traditionell als wichtige Brücke für den Fluss von Kapital und Währungen, insbesondere dem chinesischen Renminbi, der täglich rund zwei Billionen US-Dollar an Transaktionen in Hongkong umsetzt. Siu betont, dass ein von Hongkong ausgegebener Stablecoin dazu beiträgt, die Relevanz der Stadt als globales Finanzzentrum zu festigen und auszubauen. Neben der Bedeutung als Finanzstandort steht vor allem das Thema Vertrauen im Vordergrund. Obwohl Stablecoins wie Tether und Circle bereits eine gewisse Akzeptanz erzielen konnten, sieht Yat Siu den entscheidenden Durchbruch in der breiten Bevölkerung nur dann möglich, wenn die Coins von regulierten Banken abgesichert werden. Dies führt zu einer höheren Sicherheit und Zuverlässigkeit, die gerade für jene Nutzer wichtig ist, die sich bislang nicht in der Krypto-Welt bewegen oder skeptisch gegenüber den komplexen Technologien sind.
Der Gedanke dahinter ist simpel: Ein Durchschnittsverbraucher, der keine tiefgehenden Kenntnisse über Kryptowährungen besitzt, wird eher einem Stablecoin vertrauen, der von einer bekannten Bank garantiert wird. Diese bank-gestützten Stablecoins verkaufen sich somit als einfache, sichere Brücken zwischen dem traditionellen Finanzsystem und der neuen digitalen Welt. In den USA formulieren politische Entscheidungsträger bereits Gesetze, die vorschreiben wollen, dass Stablecoins nur von Banken ausgegeben werden dürfen. Experten prognostizieren einen Markt, in dem Großbanken digitale Coins herausgeben – beispielsweise existieren bereits Projekte wie „Goldman Coin“ oder „JPMorgan Coin“. Dies spiegelt die Zukunft wider, die Yat Siu in seiner Analyse ebenfalls bestätigt: Die Zeit der bankgestützten Stablecoins ist gekommen und steht vor einem globalen Durchbruch.
Geopolitische Faktoren spielen hierbei ebenfalls eine gewichtige Rolle. Die USA beispielsweise sind nach wie vor der weltweit größte Handelspartner und haben mit dem US-Dollar als Reservewährung eine besondere Position inne. Die Einführung von bankgestützten Stablecoins könnte die Dominanz des US-Dollars sogar weiter verstärken, indem digitale Währungen als neue Form des Zahlungsmittels etabliert werden. Siu weist auf die Tatsache hin, dass sogar Anleger wie Tether, der selbst ein großer Stablecoin-Anbieter ist, im Vorjahr einer der größten Käufer von US-Staatsanleihen waren. Daraus ergibt sich ein interessantes Paradox: Obwohl Stablecoins als digitale Konkurrenz gesehen werden könnten, unterstützen sie durch ihre Bindung an den Dollar langfristig die Währungshegemonie der USA.
Trotzdem legt Yat Siu ebenso klar dar, dass sich bankgestützte Stablecoins von sogenannten Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs) unterscheiden. Ein Beispiel ist der Hongkonger Dollar, der nach seiner Definition als der ursprünglich „erste Stablecoin“ gezählt werden kann, da er seit langer Zeit an den US-Dollar gekoppelt ist und somit stabile digitale Zahlungsmittelcharakteristika in der realen Welt verkörpert. Gleichzeitig unterstreicht dieser Umstand, wie etablierte Währungen durch Digitalisierung und neue Technologien weiter modernisiert und global vernetzt werden können. Der Enthusiasmus von Yat Siu und Animoca Brands wird allerdings von politischen Herausforderungen begleitet. So kritisierte US-Finanzminister Scott Bessent jüngst den US-Senat, der den sogenannten GENIUS Act blockierte – ein Gesetzesentwurf zur Regulierung von Stablecoins.
Dieses politische Verfahren wird von vielen Experten als verpasste Chance verstanden, mit klaren Regeln Innovationen und Vertrauen zu fördern und die USA als führende Nation im digitalen Finanzsektor zu positionieren. Die Entwicklungen in Hongkong hingegen zeigen, wie durch Kooperationen zwischen privaten Tech-Unternehmen wie Animoca Brands, etablierten Finanzinstituten und der Zentralbank ein innovatives Modell entstehen kann, das stabile und vertrauenswürdige digitale Währungen für Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen attraktiv macht. Vor dem Hintergrund einer global ohnehin rasant voranschreitenden Digitalisierung zeichnet sich ab, dass künftig alltagstaugliche Stablecoins, welche durch Banken abgesichert sind, der Schlüssel sein könnten, um Kryptowährungen aus der Nische herauszuführen. Sie könnten als universelles Zahlungsmittel fungieren, die Probleme der traditionellen Finanzsysteme adressieren und gleichzeitig von der finanziellen Sicherheit profitorientierter und staatlich regulierter Institutionen profitieren. Die Aussicht auf eine breite Akzeptanz solcher bank-gestützter Stablecoins verändert damit nicht nur die Finanzwelt grundlegend, sondern könnte auch das Konsum- und Wirtschaftverhalten global revolutionieren.
Anleger, Unternehmen und Verbraucher werden von dieser Entwicklung gleichermaßen profitieren, indem sie Zugang zu schnelleren, sichereren und kostengünstigeren Zahlungsmitteln erhalten. Insgesamt verdeutlicht die Analyse von Yat Siu und die Strategie von Animoca Brands, wie essenziell die Integration von Krypto-Assets in das bestehende Bankensystem für die nächste Generation digitaler Finanzprodukte ist. Die Zukunft der Stablecoins sieht dabei transparent, reguliert und institutionalisiert aus – eine Entwicklung, die letztlich im Interesse aller Marktteilnehmer ist und die Finanzwelt nachhaltig verändern wird.