In Südkorea zeichnet sich eine mögliche Wende in der regulativen Haltung gegenüber Kryptowährungen ab, insbesondere in Bezug auf Bitcoin-Exchange-Traded Funds (ETFs). Die drei aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten des Landes haben öffentlich ihre Unterstützung für die Legalisierung von Bitcoin-ETFs und für institutionelle Krypto-Investitionen bekundet. Diese Positionen bedeuten nicht nur ein Signal für die Krypto-Community, sondern könnten auch tiefgreifende Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor Südkoreas und darüber hinaus haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, in denen Bitcoin-ETFs bereits etabliert oder zumindest diskutiert werden, steht Südkorea gegenwärtig noch vor erheblichen regulatorischen Einschränkungen. Bitcoin-ETFs und institutionelle Investitionen sind dort derzeit verboten, was dazu führt, dass praktisch das gesamte Handelsvolumen im Krypto-Markt von privaten Kleinanlegern stammt.
Diese Situation zieht zwar eine lebhafte aktive Community an, schränkt aber das Wachstumspotenzial und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes im Bereich der digitalen Vermögenswerte ein. Die Bedeutung der Unterstützung durch Spitzenpolitiker kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ki Young Ju, Gründer und CEO der Datenplattform CryptoQuant, brachte es in einem Post vom 14. Mai auf den Punkt, als er sagte, dass alle drei führenden Präsidentschaftskandidaten Bitcoin-ETFs und institutionelle Investitionen befürworten. Im politischen Spektrum Südkoreas repräsentieren diese Kandidaten verschiedene Parteien: Lee Jae-myung von der Demokratischen Partei, Kim Moon-soo von der People Power Party und Lee Jun-seok von der Neuen Reformpartei.
Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Hintergründe eint sie offenbar die Erkenntnis, dass eine Liberalisierung der Krypto-Regulierung den Innovationsstandort Südkorea nachhaltig stärken könnte. Der Vorschlag, Bitcoin-ETFs zu legalisieren, ist Teil eines größeren politischen Programms zur Förderung von Kryptowährungen und Blockchain-Technologien. Lee Jae-myung hat beispielsweise bereits am 6. Mai versprochen, nicht nur Bitcoin-ETFs zu erlauben, sondern auch die Transaktionsgebühren im Krypto-Bereich zu senken und ein sicheres Investitionsumfeld vor allem für junge Menschen zu schaffen. Ziel sei es, die Vermögensbildung und Zukunftsplanung für die jüngere Generation durch digitale Assets zu erleichtern.
Diese Ambitionen sind nicht neu und fanden sich bereits im Wahlkampf 2024 der Demokratischen Partei Südkoreas. Bislang wurden viele dieser Vorhaben jedoch noch nicht verwirklicht, was bei Branchenbeobachtern und Investoren für eine gewisse Skepsis sorgt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass politische Versprechen in Bezug auf Krypto trotz guter Absichten häufig Verzögerungen und Rückschläge erleben, bedingt durch regulatorische Komplexitäten und wechselnde Prioritäten. Die Stimmen von Experten bieten einen ausgewogenen Blick auf die Aussichten. Anndy Lian, ein international anerkannter Blockchain-Berater, erläutert, dass die Ankündigungen der Kandidaten durchaus eine potenzielle Richtungsänderung anzeigen, diese aber mit realistischer Vorsicht betrachtet werden sollte.
Südkoreas zukünftige Regelungen könnten sich am Modell Hongkongs orientieren, das kürzlich ebenfalls Bitcoin- und Ether-basierte ETFs eingeführt hat. In Hongkong sind die Erwartungen an den Handel jedoch noch gedämpft, da das Handelsvolumen eher zurückhaltend ausfiel im Vergleich zu Ländern wie den USA, wo Bitcoin-ETFs bereits Milliarden an Investitionen anziehen. Ein pro-krypto-orientierter Präsident könnte im Zusammenhang mit Südkoreas Finanzaufsichtsbehörde Veränderung bewirken und Südkorea näher an globale Trends heranführen. In den USA haben Bitcoin-ETFs erheblich zur breiteren Akzeptanz und zum institutionellen Einstieg in digitale Vermögenswerte beigetragen. Die Finanzaufsichtsbehörde Südkoreas hat zuletzt signalisiert, dass eine offenere Haltung gegenüber Kryptowährungen möglich ist, was Hoffnungen auf einen positiven Wandel nährt.
Allerdings war auch die bisher regierende People Power Party nicht untätig und hatte die Aufhebung des Verbots für Krypto-ETFs angekündigt sowie die Reform der umstrittenen „One-Exchange-One-Bank“-Regelung versprochen. Bis Präsident Yoon vor einigen Monaten einem Amtsenthebungsverfahren gegenüberstand, wurden diese Maßnahmen jedoch nicht umgesetzt. Die politische Instabilität und Komplexität des regulatorischen Umfelds behindern somit bislang den Fortschritt in diesem Bereich. Für Südkorea steht viel auf dem Spiel. Als eine der innovativsten und technologisch weit entwickelten Nationen im asiatisch-pazifischen Raum könnte eine klare und unterstützende Regulierung die Position des Landes als bedeutender Krypto- und Fintech-Standort stärken.
Dies gilt besonders angesichts der globalen Konkurrenz und der zunehmenden Dynamik, die andere Märkte wie Hongkong, Singapur und die USA an den Tag legen. Ein weiterer Aspekt sind die Erwartungen der Marktteilnehmer. Durch die Integration von Bitcoin-ETFs würde der Weg für institutionelle Anleger freigemacht, die bislang wegen regulatorischer Unsicherheiten zurückhaltend agierten. Damit verbunden wäre auch eine Erhöhung der Liquidität im Markt und die Möglichkeit, das Risiko besser zu diversifizieren. ETFs gelten als relativ sichere Finanzinstrumente, da sie regulierte Strukturen und transparente Handelbarkeit bieten.
Nicht zuletzt geht es um die Popularisierung von Kryptowährungen in der Bevölkerung. Südkorea hat eine große junge und technikaffine Gesellschaft, die stark an digitalen Assets interessiert ist. Derzeit entstehen jedoch Risiken durch hohe Gebühren und mangelnde regulatorische Sicherheit, die insbesondere Kleinanleger betreffen. Die geplanten Reformen könnten helfen, diese Risiken zu minimieren und die Investitionen in einem rechtssicheren Rahmen zu ermöglichen. Die Legalisierung von Bitcoin-ETFs ist nicht nur ein Thema für die Finanzmärkte, sondern spiegelt auch die gesellschaftlichen Veränderungen wider.