Das Such- und Rettungsdienstsystem (SAR) spielt eine entscheidende Rolle bei der Rettung von Menschen in lebensbedrohlichen Situationen. Ob auf See, in der Luft oder fernab jeglicher zivilisatorischer Infrastruktur – wenn Menschen sich in Not befinden, zählt jede Sekunde. Hier setzt der SAR/Galileo-Dienst an, der seit dem 15. Dezember 2016 als integraler Bestandteil der Galileo-Initialdienste aktiv ist und durch seine hochentwickelte Satellitentechnologie die globale Such- und Rettungseffizienz erheblich steigert. Das SAR/Galileo-System verbessert maßgeblich die Fähigkeit, Notrufe zu erkennen, zu lokalisieren und an die zuständigen Rettungskräfte weiterzuleiten.
Die Grundlage für diese Technologie ist die global operierende Cospas-Sarsat-Organisation, die 1979 gegründet wurde. Diese internationale Partnerschaft zwischen mehreren Ländern wie Kanada, Frankreich, den USA und der ehemaligen Sowjetunion hat sich zum Ziel gesetzt, Menschenleben zu retten. Heute nehmen über 45 Länder und Organisationen an diesem satellitengestützten Such- und Rettungssystem teil. Es basiert auf der Erfassung von Notfunksignalen, die von aller Art von Notfall-Sendern ausgesendet werden und arbeitet sowohl mit Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn (LEO), geostationären Satelliten (GEO) als auch auf mittlerer Erdumlaufbahn (MEO), wie der Galileo-Satellitenkonstellation. Was Galileo als Teil dieses Systems einzigartig macht, ist seine Zuverlässigkeit, Genauigkeit und die Fähigkeit zur schnellen Rückmeldung an die Person in Not.
Anfang 2020 wurde der Return Link Service (RLS) von SAR/Galileo in Betrieb genommen. Diese zusätzliche Funktion ermöglicht es, dass Nicht nur das Signal der Person in Not erfasst wird, sondern auch eine automatische Empfangsbestätigung an den Sender zurückgesendet wird. Diese Rückmeldung erhöht die Sicherheit und verringert Unsicherheiten in kritischen Situationen, denn die Notleidenden wissen, dass Hilfe unterwegs ist. Der Mechanismus des SAR/Galileo-Dienstes ist faszinierend komplex und zugleich hocheffizient. Der SAR-Transponder an Bord der Galileo-Satelliten empfängt Signale von Notsendern im Frequenzbereich um 406 MHz.
Diese Signale werden dann über eine dedizierte Downlink-Frequenz an bodengestützte Stationen weitergeleitet, die als MEOLUTs (Medium Earth Orbit Local User Terminals) bezeichnet werden. Diese Empfängerstationen verarbeiten das Signal, ermitteln präzise die Position des sendenden Geräts und leiten die Informationen an entsprechende Mission Control Centers (MCCs) weiter. Von dort aus werden Rettungskräfte gezielt informiert und können effizient zum Einsatzort geleitet werden. Galileo trägt somit mit der größten Flotte von Satelliten im mittleren Erdorbit entscheidend zur MEOSAR-Technologie (Medium-Earth Orbit Search and Rescue) bei. Die MEOSAR-Technik bietet gegenüber den älteren LEOSAR- und GEOSAR-Systemen deutliche Vorteile.
Während der LEOSAR-Systemansatz zeitweise mehrere Stunden benötigen konnte, verzeichnet MEOSAR eine deutliche Reduktion der Suchzeiten auf wenige Minuten. Zudem sorgt die höhere Anzahl und Vielfalt der Satelliten für eine wesentlich bessere Abdeckung und Redundanz, was insbesondere in unzugänglichen Regionen lebensrettend sein kann. Insbesondere die Genauigkeit der Positionsbestimmung konnte mit SAR/Galileo deutlich verbessert werden. Schon nach dem ersten ausgesendeten Notruf liegt die Wahrscheinlichkeit, den Standort innerhalb von fünf Kilometern zu bestimmen, bei über 90 Prozent. Nach mehreren Signalübertragungen steigt die Treffsicherheit sogar auf mehr als 95 Prozent.
Dies ermöglicht es Rettungsteams, ihre Ressourcen optimal einzusetzen und Suchbereiche deutlich zu reduzieren. Die erhöhte Effizienz führt somit nicht nur zu besserer Hilfe für Betroffene, sondern spart auch wertvolle Mittel und Zeit. Auf dem Markt gibt es verschiedene Typen von Notfallsendern, die durch Galileo unterstützt werden. Emergency Position Indicating Radio Beacons (EPIRBs) sind vor allem auf Schiffen installiert und können entweder manuell oder automatisch bei Wasserkontakt ausgelöst werden. Für die Luftfahrt sind Emergency Locator Transmitters (ELTs) vorgesehen, die bei ungewöhnlichen Verzögerungen oder Abstürzen Alarm schlagen.
Die am weitesten verbreiteten Geräte sind Personal Locator Beacons (PLBs), die von Einzelpersonen genutzt werden. Diese Beacons können überall aktiviert werden, egal ob an Land, zu Wasser oder in der Luft, und sind unverzichtbare Werkzeuge für Personen, die sich in abgelegenen oder gefährlichen Gebieten aufhalten. Die Nachfrage nach solchen GNSS-fähigen Notfallsendern wächst kontinuierlich. Weltweit gibt es mittlerweile etwa 1,3 Millionen solcher Geräte, ein Wert, der bis zum Jahr 2029 voraussichtlich verdoppelt wird. Besonders die PLBs dominieren mit etwa 60 Prozent den Markt und profitieren von einer steigenden Verbreitung von Galileo-kompatiblen Modulen.
Dieser Trend zeigt, wie wichtig die Integration von Galileo-Signalen für die Effektivität von Such- und Rettungssystemen ist. Innovative Projekte und Forschungsinitiativen treiben die Weiterentwicklung der SAR-Technologie voran. Programme wie HELIOS, SINSIN und GRIMASSE entwickeln modernste Beacons und ergänzende Systeme, um die Rettung von Personen bei Notfällen maßgeblich zu verbessern. Diese Projekte nutzen die Kapazitäten von Galileo und MEOSAR in vollem Umfang und führen Technologien zur schnelleren Aktivierung, besseren Lokalisierung und optimierten Kommunikation mit Rettungskräften ein. Auch neue Geräte, die am Handgelenk getragen werden können, wie in SINSIN entwickelt, versprechen eine zukünftige Revolution im Bereich der Personensicherheit.
Neben technischer Entwicklung fördern Programme wie das Fundamental Elements Programm der Europäischen Union die effektivere Nutzung des Galileo-SAR-Dienstes, indem sie Hersteller bei der Implementierung der Return Link Services in neuen Geräten finanziell unterstützen. Dies sorgt dafür, dass immer mehr SAR-Geräte mit moderner Galileo-Technologie auf den Markt kommen, was wiederum zu einer höheren Rettungschance für Menschen in Not führt. Neben den offensichtlichen technischen Vorteilen hat der SAR/Galileo-Dienst auch eine immense gesellschaftliche Bedeutung. Die Möglichkeit, Menschen in abgelegenen Gebieten oder bei extremer Witterung zuverlässig und schnell zu orten, stärkt das Sicherheitsgefühl und eröffnet neue Freiräume für Outdoor-Aktivitäten, Luftfahrt und Seefahrt. Für Rettungsteams bedeutet der Dienst eine enorme Erleichterung durch schnellere Reaktionszeiten und präzisere Standortinformationen.
Die Verfügbarkeit des SAR/Galileo-Dienstes auf globaler Ebene stellt sicher, dass keine Region der Erde von lebensrettender Satellitenunterstützung ausgeschlossen bleibt. Unabhängig davon, ob ein Notruf mitten im Ozean, in den Bergen oder in der Wüste ausgelöst wird, gewährleistet das MEOSAR-System durch die Kombination von Galileo mit anderen globalen Satellitensystemen höchste Leistungsfähigkeit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der SAR/Galileo-Service ein Meilenstein in der globalen Such- und Rettungstechnologie ist. Die Integration modernster Satellitentechnik führt zu schnelleren Reaktionszeiten, präziseren Standortbestimmungen und wichtigem Feedback für Personen in Not. Die Weiterentwicklung von Notfallsendern und die globale Zusammenarbeit im Rahmen von Cospas-Sarsat maximieren die Erfolgschancen jeder Rettungsaktion.
Die stetig wachsende Verbreitung von Galileo-kompatiblen Geräten sowie innovative Forschungsprojekte garantieren, dass der Dienst auch in Zukunft immer mehr Menschenleben retten wird. Für alle, die Wert auf Sicherheit in Extremsituationen legen, stellt der SAR/Galileo-Dienst heute eine unverzichtbare Unterstützung dar. Er kombiniert modernste Technologie mit internationaler Zusammenarbeit und bringt so lebensrettende Hilfe in Sekunden dort hin, wo sie am dringendsten benötigt wird.