In den letzten Wochen hat die politische Szene in den USA neue Wellen geschlagen, insbesondere im Vorfeld der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im November 2024. Ehemaliger Präsident Donald Trump hat in seinen Reden einen besorgniserregenden Trend entfaltet, indem er eine Loyalitätsprüfung für religiöse Wähler fordert. Diese Forderung hat sowohl bei jüdischen als auch bei katholischen Führern Besorgnis ausgelöst, die vor den gefährlichen Implikationen dieser Rhetorik warnen. Trumps jüngste Äußerungen erhoben die Frage, inwieweit er die Unterstützung von religiösen Gemeinschaften in den USA als Druckmittel nutzen kann. Während einer Rede an jüdische Spender in Washington D.
C. kritisierte Trump diejenigen, die nicht für ihn stimmen würden, und erklärte, dass sie «einen Schuss haben müssen». Besonders alarmierend war seine Bemerkung, dass jüdische Wähler eine Rolle bei seinem möglichen Wahlniederlage spielen würden. Solche Äußerungen reißen alte Wunden auf, die mit jahrhundertealtem Antisemitismus verbunden sind. Rabbi Rick Jacobs, Präsident der Union for Reform Judaism, betonte, dass Trumps Worte eine Gefährdung für die jüdische Gemeinde darstellen und als gefährliche Vorurteile interpretiert werden können.
Die Rhetorik, die Trump verwendet, wird nicht nur von Juden als problematisch angesehen, sondern findet auch bei Katholiken wenig Zuspruch. Zu einem kritischen Zeitpunkt seiner Kampagne machte Trump ähnliche Bemerkungen über katholische Wähler, indem er auch sie in ein ‘wir gegen die’ -Narrativ einordnete. Professor Steven Millies, ein Experte für öffentliche Theologie, macht deutlich, dass es unangebracht ist, die Bindungen zwischen Wählerschaft und ihren Glaubensgemeinschaften zu nutzen, um politische Loyalität zu erzwingen. „Politik und Religion sollten nicht vermischt werden“, sagte Millies. „Die Weigerung der Menschen zu wählen, wie Trump es verlangt, sollte nicht als Verrat an ihrem Glauben betrachtet werden.
“ Die Spaltung, die Trump innerhalb der religiösen Gemeinschaften zu schüren versucht, spiegelt eine zunehmend polarised Politik wider. Matthew Boedy, ein Professor für religiöse Rhetorik, argumentiert, dass Trump ein Bild von „geistlichem Krieg“ propagiert, in dem seine Anhänger gezwungen werden, sich zwischen ihm und den Werten zu entscheiden, die sie als wichtig erachten. „Es ist gefährlich, die Menschen aufgrund ihrer religiösen Identität zu trennen“, warnte Boedy. „Trump versucht, jene in die Enge zu treiben, die ihre Überzeugungen nicht mit seiner politischen Agenda in Einklang bringen wollen.“ Eine der größten Sorgen, die aus Trumps Kommentaren resultieren, ist die Möglichkeit der Normalisierung von antisemitischen und anti-katholischen Diskursen.
Das American Jewish Committee äußerte sich kritisch zu Trumps Behauptungen, dass Juden, die für andere Kandidaten stimmen, sich als „Feinde“ der jüdischen Gemeinschaft positionieren. „Die Märchen von jüdischem Einfluss und Macht sind gefährlich und entbehrlich“, erklärte eine Sprecherin des AJC. Katholische Führer haben ebenfalls ihre Besorgnis über die Spaltungen, die Trump verursachen könnte, geäußert. David Gibson, Direktor des Zentrums für Religion und Kultur an der Jesuitenuniversität Fordham, stellte fest, dass es für einen Politiker, der nicht Teil der katholischen Community ist, problematisch sei, sich selbst als den „Retter“ der Katholiken zu bezeichnen. „Es ist ironisch, dass gerade derjenige, der für seine hartnäckige Einwanderungspolitik bekannt ist, sich bei den Wählern als der schützende Vater inszenieren möchte“, sagte Gibson und fügte hinzu, dass solche Äußerungen im Widerspruch zu den grundlegenden katholischen Prinzipien von Nächstenliebe und Mitgefühl stehen.
Die Reaktionen auf Trumps Äußerungen gehen von empörten Kommentaren bis hin zu besorgten Appellen, die Einheit unter den religiösen Wählern zu bewahren. Lauren Maunus, politische Direktorin von IfNotNow, einer Organisation, die israelische Politik kritisch betrachtet, wies darauf hin, dass Trumps Worte nicht nur höchst problematisch sind, sondern auch als Aufruf an seine extremistische Basis interpretiert werden könnten, Gewalt gegen jüdische Menschen auszuüben, falls er die Wahl verliert. Auf der anderen Seite gibt es auch Stimmen unter den jüdischen Wählern, die Trumps Aussagen in einem anderen Licht sehen. Ellie Cohanim, die während Trumps Amtszeit als stellvertretende Sonderbeauftragte zur Bekämpfung des Antisemitismus diente, verteidigte den ehemaligen Präsidenten und argumentierte, dass viele Juden seine Unterstützung für Israel und die jüdische Gemeinschaft anerkennen würden. Trotz dieser Stimmen machen Umfragen deutlich, dass ein erheblicher Teil der jüdischen Wählerschaft – geschätzte 70 Prozent – Trump ablehnt und sich stark für andere politische Optionen entscheidet.
Die kommenden Wochen vor den Wahlen werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Dynamiken entwickeln. Trumps Versuch, religiöse Wähler an sich zu binden, könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Die Verbreitung von Trennungen innerhalb der religiösen Gemeinschaften, besonders in einer so polarisierten politischen Umgebung, könnte weitreichende Folgen für die Wahlen und darüber hinaus haben. Es bleibt abzuwarten, ob die Appelle zur Einheit aus den Reihen der jüdischen und katholischen Führer von der Wählerschaft gehört werden oder ob die sich vertiefenden Gräben, die Trump zieht, weiter an Bedeutung gewinnen werden. Insgesamt verdeutlichen Trumps Äußerungen die Gefahren, die mit politischem Populismus und der Instrumentalisierung religiöser Identitäten einhergehen.
Sowohl jüdische als auch katholische Führer fordern, dass Wähler nicht gezwungen werden sollten, zwischen ihrem Glauben und ihrer politischen Identität zu wählen. Die Eleganz der pluralistischen Gesellschaft liegt in der Fähigkeit ihrer Mitglieder, trotz ihrer Unterschiede in Glaubensfragen koexistieren und sich gegenseitig respektieren zu können – ein Konzept, das durch die aktuelle Rhetorik in Frage gestellt wird. Es wird entscheidend sein, wie sich die religiöse Wählerschaft in den nächsten Monaten positioniert und ob sie in der Lage ist, sich von den polarisierenden Rhetoriken eines Trump zu distanzieren, um zu zeigen, dass sie mehr als nur eine politische Stimme haben – dass sie eine Gemeinschaft von Glaubensanhängern sind, die zusammensteht, um die Werte des Respekts, der Toleranz und der Menschlichkeit zu verteidigen.