Der mexikanische Zementkonzern Cemex, einer der größten Akteure der Branche weltweit, erlebt derzeit eine gemischte Geschäftsentwicklung. Während der Gewinn im ersten Quartal 2025 durch den Verkauf von Vermögenswerten in der Dominikanischen Republik erheblich gesteigert wurde, zeigte das operative Kerngeschäft eine Schwäche, die vor allem auf den Heimatmarkt Mexiko zurückzuführen ist. Die Auswirkungen dieses Marktumfelds und die strategischen Maßnahmen des Unternehmens zeichnen ein differenziertes Bild der aktuellen Lage und der zukünftigen Ausrichtung von Cemex. Cemexs Geschäftsbericht für das erste Quartal 2025 offenbart einen beeindruckenden Anstieg des Nettogewinns um 189 Prozent auf 734 Millionen US-Dollar. Diese positive Entwicklung ist jedoch in großem Maße den Einnahmen aus dem Verkauf von Vermögenswerten in der Dominikanischen Republik zu verdanken, die das Unternehmen als „eingestellte Geschäftstätigkeiten“ einstuft.
Aus diesen nicht mehr fortgeführten Betriebszweigen stammt allein ein Gewinnbeitrag von 618 Millionen US-Dollar, der das Gesamtbild der Gewinnsituation maßgeblich beeinflusst. Im Gegensatz zu diesen starken Einmalerträgen schrumpften die bereinigten Kerngewinne – gemessen am EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) – um 18 Prozent auf 601 Millionen US-Dollar und entsprachen damit den Markterwartungen. Der stärkere Peso machte dem Unternehmen zusätzlich zu schaffen und führte zu einem negativen Effekt von rund 65 Millionen US-Dollar auf das operative Ergebnis. Ein wesentlicher Grund für die rückläufigen operativen Gewinne liegt in der schwachen Marktnachfrage in Mexiko selbst. Im Vorjahr hatte es dort kurz vor der Präsidentschaftswahl einen ungewöhnlichen Nachfrageschub gegeben, da zahlreiche öffentliche Infrastrukturprojekte noch vor dem Regierungswechsel abgeschlossen werden sollten.
Dieses Nachholeffekt dämpfte nun die Absatzmengen im aktuellen Berichtszeitraum. Darüber hinaus wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche und politische Unsicherheit auf die Bautätigkeit und den Materialbedarf negativ aus. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass Mexiko, trotz seiner Bedeutung als Heimatmarkt, im ersten Quartal nur der drittwichtigste Absatzmarkt für Cemex war, nach den Vereinigten Staaten, die den Umsatz des Konzerns weiterhin dominieren, sowie Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Diese Verschiebung spiegelt den strategischen Fokus wider, den Cemex in den letzten Jahren verstärkt verfolgt hat: Die Expansion und Fokussierung auf den US-amerikanischen Markt als Kernregion. Der neue CEO Jaime Muguiro, der Anfang April die Nachfolge von Fernando Gonzalez antrat, verfolgt eine klare Strategie zur Effizienzsteigerung und langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Muguiro kündigte an, umfassende Überprüfungen der Kostenstruktur und der organisatorischen Abläufe einzuleiten, um zusätzliche Einsparpotenziale zu erschließen. Seine Erfahrungen als früherer Leiter von Cemex USA sollen dabei helfen, die Erfahrungen aus dem wichtigsten Markt weiter zu nutzen und das Unternehmen insgesamt schlanker und agiler aufzustellen. Die jüngsten Verkäufe von nicht-kerngeschäftlichen Einheiten in Regionen wie Guatemala, den Philippinen und der Dominikanischen Republik verdeutlichen den Fokus auf die Kernmärkte USA und Mexiko. Zudem werden in den USA gezielt kleinere und mittlere Übernahmen geprüft, um die Marktposition dort auszubauen. Im Gegensatz dazu steht der Plan, sich von weniger rentablen oder strategisch nicht essenziellen Einheiten wie dem Kolumbianischen Geschäft zu trennen, um Ressourcen gezielter einzusetzen.
Aus der Perspektive der Investoren und Analysten sind die Ergebnisse zweischneidig zu werten. Die starke Nettogewinnsteigerung ist auf der einen Seite eine positive Nachricht und wurde von den Aktienmärkten mit einem Kursanstieg von 4,5 Prozent auf die Cemex-Aktien im frühen Handel in Mexiko honoriert. Auf der anderen Seite zeigen die rückläufigen Kerngewinne und der schwächelnde Heimmarkt, dass Cemex vor Herausforderungen steht, die nachhaltig bewältigt werden müssen, um langfristig profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Wechselkursschwankungen, insbesondere die Abwertung des mexikanischen Pesos gegenüber dem US-Dollar, beeinflussen die Ertragslage direkt, da viele Kosten in lokalen Währungen anfallen, während Umsätze und Schulden oft in US-Dollar denominiert sind.
Gleichzeitig wirkt sich die politische Situation in Mexiko auf Investitionsentscheidungen in die Infrastruktur und damit auf die Zementnachfrage aus. Regierungspolitik, regulatorische Rahmenbedingungen und mögliche Infrastrukturprogramme können sich daher maßgeblich auf das Geschäft auswirken. Trotz der vorübergehenden rückläufigen Kerngewinne geht Cemex optimistisch in den weiteren Verlauf des Jahres 2025. Der Ausblick sieht ein stabiles EBITDA auf Vorjahresniveau von über drei Milliarden US-Dollar vor. Diese Einschätzung basiert nicht zuletzt auf einer insgesamt robusten Entwicklung in den wichtigsten Auslandsmärkten und den anstehenden Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung.
Die laufenden Restrukturierungen und strategischen Anpassungen sollen mittelfristig dazu beitragen, den Gewinn wieder anzukurbeln und die Abhängigkeit von schwächelnden Märkten zu verringern. Die Geschichte von Cemex ist geprägt von kontinuierlichem Wandel und Anpassung an internationale Marktgegebenheiten. Die Fokussierung auf Kernmärkte, das Abstoßen nicht strategischer Einheiten und die Stärkung der operativen Effizienz sollen helfen, die Marktführerschaft im Zukunftsmarkt Bau und Infrastruktur zu sichern. In einer Branche, die stark von konjunkturellen Zyklen abhängig ist und gleichzeitig hohe gesetzliche Umwelt- und Qualitätsanforderungen erfüllen muss, sind flexible und nachhaltige Geschäftsmodelle entscheidend. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cemex aktuell vor der Herausforderung steht, Defizite auf dem mexikanischen Heimatmarkt zu kompensieren.
Die starken Gewinne aus außerordentlichen Verkäufen können die operativen Schwächen nicht vollständig überdecken. Dennoch signalisiert das Management mit umfassenden Restrukturierungsschritten und der klaren Fokussierung auf Wachstumsmärkte wie die USA eine strategisch nachvollziehbare Antwort auf die aktuellen Schwierigkeiten. Die nächste Zeit wird entscheidend sein, um die gesetzten Ziele umzusetzen und die Position von Cemex als globaler Zementproduzent weiter zu stärken.