Die japanische Raumfahrtfirma ispace, die sich als Vorreiter privater Mondmissionen etabliert hat, musste im Juni 2025 einen erneuten Rückschlag hinnehmen. Das Raumschiff Resilience, Teil der Hakuto-R Mission 2, scheiterte bei dem Versuch einer weichen Landung auf der Mondoberfläche und schlug stattdessen mit hoher Geschwindigkeit auf. Dieser „harte Aufprall“ bedeutete das Aus für die Mission, die wertvolle wissenschaftliche Experimente und einen kleinen Rover auf dem Erdtrabanten hätte durchführen sollen. Trotz dieses Misserfolgs bleibt ispace entschlossen, aus den Erfahrungen zu lernen und in den kommenden Jahren weitere Mondlandungen anzustreben. Die Landekapsel Resilience war darauf ausgelegt, im Mare Frigoris, einer basaltischen Tiefebene auf der erdzugewandten Seite des Mondes, eine weiche Landung durchzuführen.
Die Mission sollte nicht nur ein technisches Erfolgszeichen für die japanische Privatwirtschaft im Weltraumsektor sein, sondern auch eine Reihe von wissenschaftlichen Nutzlasten zum Einsatz bringen. Dazu gehörten ein Strahlungsmessgerät, Technologien zur Wasserstoff- und Sauerstoffgewinnung aus Mondwasser sowie eine Algenzuchtanlage, die für zukünftige Mondeinsätze als nachhaltige Nahrungsquelle getestet werden sollte. Darüber hinaus hätte ein kleiner von ispace entwickelter Rover namens Tenacious Bodenproben entnehmen und eine künstlerische Installation namens „Moonhouse“ ausgelegt. Doch während des Landeanflugs kam es zu kritischen Problemen bei der Entfernungsmessung. Die Laser-Entfernungsmessung, welche die exakte Distanz zum Mondoberboden bestimmen sollte, verzögerte sich offenbar.
Diese Verzögerung führte dazu, dass die automatische Bremsphase nicht ausreichend wirksam war. Folglich konnte die Sonde nicht rechtzeitig abgebremst werden und schlug mit zu hoher Geschwindigkeit auf. Das plötzliche Aussetzen der Telemetriedaten kurz vor dem geplanten Touchdown signalisierte den Kontrollzentren auf der Erde bald, dass etwas schiefgegangen war. Der Geschäftsführer und Gründer von ispace, Takeshi Hakamada, zeigte sich trotz der Enttäuschung nach dem fehlgeschlagenen Landeversuch kämpferisch. Er bezeichnete das Ergebnis als Rückschlag, der aber nicht das Ende der japanischen Mondambitionen bedeuten werde.
Die Firma werde akribisch die Ursachen analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse in die Entwicklung zukünftiger Missionen einfließen lassen. Dieser zweite Fehlschlag reiht sich ein in eine Reihe von Herausforderungen, die der japanische Privatpionier seit dem Start ihrer Hakuto-R Missionen bewältigen muss. Bereits der erste Versuch im April 2023 führte zum Absturz der Landekapsel, als die Sensoren durch die Beschaffenheit des Mondobergrunds fehlgeleitet wurden. Die Erfahrungen aus dieser Mission wurden in die Planung von Resilience eingearbeitet, jedoch hat die Technik erneut den harten Bedingungen auf dem Mond nicht standgehalten. Die Konkurrenz im privaten Mondsektor wächst deutlich.
Globale Unternehmen und Organisationen nutzen zunehmende technologische Reife und gesunkene Startkosten, um eigene Mondmissionen auf den Weg zu bringen. NASA unterstützt beispielsweise mit dem Commercial Lunar Payload Services Programm verschiedene private Landefähren, die wissenschaftliche Instrumente und Technologien zum Mond bringen, um den Begegnungen der Artemis-Missionen den Weg zu bereiten. Neben ispace konnten Unternehmen wie Firefly Aerospace, mit ihrer Blue Ghost-Landestufe, bereits erfolgreiche weiche Landungen realisieren. Blue Ghost absolvierte eine Mission ohne größere Zwischenfälle, was die Leistungsfähigkeit privater Raumfahrzeuge eindrucksvoll unter Beweis stellte. Weitere Spieler aus den USA präsentierten sich mit teils schwierigen, teils erfolgreichen Landungen und erweitern das Spektrum kommerzieller Mondexpeditionen.
Die japanische Raumfahrtagentur JAXA konnte 2024 zudem einen Meilenstein mit dem erfolgreichen Softlanding der SLIM-Mission markieren, was das Potential und Interesse an der Erforschung im Erdorbit und darüber hinaus weiter verstärkt. Für ispace bedeutet der gescheiterte Versuch mit Resilience trotz allem eine wichtige technische und organisatorische Lektion. Das Unternehmen plant bereits zwei weitere Missionen im Jahr 2027, bei denen ein größeres und leistungsfähigeres Landegerät namens Apex 1.0 zum Einsatz kommen soll. Mit einem Gewicht von rund zwei Tonnen wird diese nächste Generation der Landefähren größeren wissenschaftlichen und kommerziellen Anforderungen gerecht und soll die Erfolgsquote steigern.
Die Vision von ispace umfasst nicht nur einmalige Landemissionen. Vielmehr soll ein nachhaltiges Ökosystem für lunarbasierte Wirtschaft und Forschung entstehen, in dem Privatinvestitionen, internationale Kooperationen und innovative Technologien vereint werden. Die Gewinnung von Ressourcen wie Wasserstoff aus Mondwasser, Entwicklung neuer Energiequellen und nachhaltiger Nahrungserzeugung sind ebenso Teil der langfristigen Agenda. Die Bedeutung dieses privaten Engagements für Japan und die globale Raumfahrtlandschaft ist groß. Zwar sind die Rückschläge schmerzhaft, doch der Willen zum Fortschritt und das Engagement für die Erforschung jenseits der Erdgrenze ist ungebrochen.
Pionierarbeiten sind häufig mit Unsicherheiten verbunden, aber sie legen Grundsteine für künftige Generationen von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Unternehmern. Die zunehmende Anzahl privater Mondmissionen und internationale Partnerschaften steigert die Chancen auf neue Entdeckungen und technologische Durchbrüche. Während staatliche Programme weiterhin die Grundlagenforschung und bemannte Raumfahrt vorantreiben, tragen private Firmen dazu bei, kostengünstige Lösungen, innovative Konzepte und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Zusammenspiel dieser Akteure wird die Raumfahrtlandschaft in den kommenden Jahrzehnten prägen. Die Geschichte von ispace und der Resilience-Mission zeigt eindrucksvoll, welche Herausforderungen der Mond als Ziel der Weltraumexpeditionen bereithält.
Von der hochpräzisen Navigation, über die Sensorik bis hin zur Materialtechnik erfordert eine Mondlandung ein Höchstmaß an Ingenieurskunst. Durch den Rückschlag bei der Landung auf dem Mare Frigoris, dem „Meer der Kälte“, wird die Notwendigkeit unterstrichen, technologische Systeme kontinuierlich zu verbessern und vollumfänglich zu testen. Zudem verdeutlicht es die Bedeutung einer verlässlichen Kommunikationsstruktur und eines sorgfältigen Überwachungsprozesses. Die Öffentlichkeit und die Raumfahrt-Community verfolgen solche Missionen mit großem Interesse. Sie belegen die wachsende Rolle Japans in der Raumfahrt sowie die voranschreitende Kommerzialisierung des Weltraums.