Die indische Regierung hat in einer umfassenden Untersuchung Verkaufsdaten und weitere Dokumente von den Smartphone-Herstellern Apple und Xiaomi angefordert. Dies erfolgt im Rahmen einer langwierigen Untersuchung gegen die Online-Handelsriesen Amazon und Flipkart, welche dem US-amerikanischen Konzern Walmart gehört. Ziel ist es, mögliche Gesetzesverstöße im indischen E-Commerce-Markt aufzudecken. Die indische Enforcement Directorate, eine Behörde, die für die Ermittlung wirtschaftskrimineller Delikte zuständig ist, verfolgt dabei die Vermutung, dass Amazon und Flipkart sich nicht strikt an die lokalen Regeln halten, insbesondere in Bezug auf den Verkauf und die Kontrolle von Produkten auf ihren Plattformen. Das Interesse der Behörden an Apple und Xiaomi liegt darin, die Beziehung und Vertragsvereinbarungen dieser Smartphone-Hersteller mit den Online-Marktplätzen zu verstehen.
Indien hat besondere und vergleichsweise protektionistische Vorschriften im E-Commerce, die verhindern sollen, dass ausländische Unternehmen ein direktes Warenlager besitzen oder vollständig die Kontrolle über Produkte auf ihren Online-Plattformen ausüben. Die Plattformen sollen lediglich als Vermittler zwischen den Verkäufern und den Kunden fungieren. Die Investigation zielt darauf ab zu ermitteln, ob Amazon und Flipkart diese Regeln möglicherweise umgehen, indem sie selbst Einfluss auf das Produktsortiment und die Preisgestaltung nehmen. Diese Praktiken könnten den lokalen Handel erheblich beeinträchtigen, was insbesondere kleinere Einzelhändler und stationäre Händler in Indien bereits mehrfach angeprangert haben. Die Handelspraktiken großer Online-Marktplätze sind nicht nur für die Wettbewerbslandschaft von Bedeutung, sondern auch im Kontext der Handelsgespräche zwischen Indien und den USA.
Da beide Länder kurz vor dem Abschluss eines Handelsabkommens stehen, spielen Themen rund um den Zugang zum indischen Markt und Regulierungen eine große Rolle. Die USA fordern seit langem eine Öffnung des indischen E-Commerce-Sektors, was wiederum auf Widerstand in Indien stößt, da hier die Sorge vor einer Übermacht internationaler Konzerne und dem Verlust lokaler Geschäftsmodelle groß ist. Seit mehreren Jahren untersucht die Enforcement Directorate bereits Amazon und Flipkart wegen möglicher Verstöße gegen das indische E-Commerce-Gesetz. Nun fordert die Behörde gezielt Daten von Apple und Xiaomi an, vor allem im Hinblick auf deren Verkaufstätigkeiten auf den Plattformen von Amazon und Flipkart. Dabei geht es um detaillierte Informationen zu Online-Verkäufen, den getätigten Vertragsabschlüssen sowie um mögliche exklusive Produktvereinbarungen, die den Wettbewerb verzerren könnten.
Es wird berichtet, dass Apple den Datenanforderungen der Behörden bereits im März Folge geleistet hat, während Xiaomi eine Stellungnahme bisher abgelehnt hat. Amazon und Flipkart hielten sich ebenfalls mit Kommentaren zurück. Die indische E-Commerce-Branche wächst rasant und soll laut Schätzungen von Beratungsfirmen bis zum Jahr 2028 auf über 160 Milliarden US-Dollar anwachsen. Diese enorme Wachstumsrate zieht auch verstärkte regulatorische Aufmerksamkeit auf sich, da die Regierung sicherstellen will, dass der Markt fair und im Einklang mit indischen Gesetzen funktioniert. Das Vertrauen in die Integrität der Verkaufsprozesse auf Online-Marktplätzen ist dabei essenziell, um den Wettbewerb zu fördern und Betrug oder Marktmanipulation zu verhindern.
Besonders für Smartphone-Hersteller wie Apple und Xiaomi sind die E-Commerce-Plattformen wichtige Vertriebskanäle in Indien. Die Online-Vermarktung von exklusiven Modellen und speziellen Aktionen trägt dazu bei, den Marktanteil zu sichern. Die Untersuchungen der Behörde zielen daher auch darauf ab, ob solche Vereinbarungen auf den Plattformen zu ungerechtfertigten Vorteilen oder einer Einschränkung des Wettbewerbs führen. Bereits im vergangenen Jahr kam eine Antitrust-Ermittlung zu dem Ergebnis, dass Amazon und Flipkart bevorzugte Behandlung bestimmter Verkäufer praktizierten und mit Herstellern von Smartphones bei Online-Produkteinführungen zusammenarbeiteten, was als wettbewerbswidrig angesehen wurde. Während kleinere Händler und Ladenbesitzer die monopolartigen Strukturen auf den Online-Plattformen kritisieren und vor negativen Folgen für den stationären Handel warnen, betonen Amazon und Flipkart stets, dass sie die indischen Vorschriften einhalten.
Die laufenden Ermittlungen könnten jedoch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte E-Commerce-Landschaft in Indien haben. Denn bei einem Negativbefund könnten Geldstrafen und schärfere Regulierungsmaßnahmen die Folge sein, was das Geschäftsmodell großer Online-Händler deutlich verändern würde. Die Rolle der Smartphone-Hersteller im Rahmen dieser Ermittlungen ist vor allem als Auskunftgeber zu sehen. Indische Regierungsvertreter betonen, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine direkten Beschuldigungen gegen Apple oder Xiaomi vorliegen und diese lediglich bezüglich der Verkaufsdaten kontaktiert wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung bleiben abzuwarten, doch die Signale deuten darauf hin, dass die indischen Behörden eine klare Linie gegenüber internationalen Plattformen ziehen und die Einhaltung der lokalen Gesetze konsequent durchsetzen wollen.
Die wachsende Bedeutung des indischen E-Commerce-Marktes macht die Branche zu einem Schauplatz des internationalen Handels und politischen Spannungen. Während Indien seine Wirtschaft schützen und den lokalen Handel stärken will, drängen globale Player auf Öffnung und weniger Restriktionen. Im Zentrum dieser Auseinandersetzungen stehen nicht nur Amazon und Flipkart als Betreiber der Plattformen, sondern auch wichtige Partner wie Apple und Xiaomi, die den erfolgreichen Vertrieb ihrer Produkte sicherstellen möchten. Für Verbraucher in Indien könnte eine strengere Regulierung auch positive Effekte haben, wenn diese zu einem faireren Wettbewerb und zu besserer Produktvielfalt führt. Andererseits könnten Beschränkungen den Online-Handel verteuern und das Angebot reduzieren.
Die kommenden Monate werden daher zeigen, wie die indische Regierung den Spagat zwischen Öffnung und Schutz des heimischen Marktes meistern wird. Abschließend lässt sich sagen, dass die laufende Untersuchung zu einer weiteren Konsolidierung der indischen E-Commerce-Branche beitragen könnte. Die enge Verflechtung von Plattformen und Herstellern wird künftig sorgfältig überwacht werden müssen, um faire Wettbewerbsbedingungen sicherzustellen und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Die aktuellen Entwicklungen zeigen auch deutlich, wie komplex und dynamisch der globale Handel inzwischen geworden ist, insbesondere in einem so großen und wichtigen Markt wie Indien.