Der Klimawandel ist nicht länger ein ferndrohendes Szenario, sondern eine akute Realität, die vor allem Kinder und junge Menschen massiv betrifft. In den letzten Jahren hat sich die Dringlichkeit, mit der die Wissenschaft vor den Folgen der Erderwärmung warnt, stetig verschärft. Die Botschaft ist eindeutig: Die Generationen, die heute Verantwortung tragen, müssen endlich konsequent handeln. Es ist an der Zeit, dass Erwachsene aufhören, die Probleme zu verdrängen, und ihre Rolle übernehmen, um das Schicksal der kommenden Generationen nicht zu besiegeln. Eine kürzlich veröffentlichte Studie unter Leitung von Luke Grant von der Vrije Universiteit Brussel zeigt eindrücklich auf, wie extrem sich die Lebensbedingungen für Menschen verändern, die heute geboren werden.
Diese Generation wird einer vollkommen neuen Dimension von Klimaextremen ausgesetzt sein. Im Vergleich zu den älteren Generationen wird sie häufiger und intensiver mit Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Ernteausfällen, Waldbränden und tropischen Wirbelstürmen konfrontiert sein. Das betrifft inzwischen praktisch jeden Teil der Welt, vom städtischen Europa bis zu den tropischen Regionen Afrikas und Asiens, wo die Auswirkungen besonders dramatisch sind. Der Bericht verdeutlicht, dass Menschen, die zum Beispiel 1960 in einer Stadt wie Brüssel geboren wurden, in ihrem Leben etwa drei Hitzewellen erleben. Für die heute Neugeborenen sind es unter dem optimistischsten Klimaszenario, bei dem die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird, bereits elf Hitzewellen.
Dieses Risiko steigt mit zunehmendem Temperaturanstieg erheblich: Bei 2,5 Grad sind es 18, bei 3,5 Grad sogar 26 weitreichende Hitzeextreme. Die Realität sieht allerdings düster aus, denn wenn alle derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, ist mit einem Temperaturanstieg von etwa 2,7 Grad Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu rechnen. Der Großteil der vom Klimawandel bedrohten Menschen lebt in Entwicklungsländern in den Tropen, wo die vorhandene Infrastruktur kaum gegen dessen Auswirkungen gewappnet ist. Die Klimaungerechtigkeit wird hier besonders offensichtlich, da die Menschen in diesen Regionen am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben, aber am stärksten leiden. Der drohende Anstieg an extremen Wetterereignissen verschärft bestehende Probleme wie Armut, Hunger und mangelnde medizinische Versorgung und setzt Kinder zusätzlich enormen gesundheitlichen Risiken aus.
Mit Blick auf die bereits sichtbaren Auswirkungen sind junge Menschen weltweit aktiv geworden. Seit den dramatischen Appellen von Greta Thunberg zum Beispiel auf internationaler Bühne fordern sie eindringlich entschlossenes Handeln von Politik und Gesellschaft ein. Viele Jugendliche und Kinder organisiert sich in Bewegungen wie Fridays For Future, um das Bewusstsein zu schärfen und den Druck auf Entscheidungsträger zu erhöhen. Ihre Stimmen sind klar und unverblümt: Sie fühlen sich von den älteren Generationen im Stich gelassen, weil diese trotz eindeutiger wissenschaftlicher Beweise seit Jahrzehnten nur zögerlich und unzureichend reagieren. Die Verantwortung für den Klimaschutz liegt heute bei den Erwachsenen, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entscheiden.
Es bedarf eines erwachsenen Umgangs mit der Krise, das heißt einer nüchternen, aber konsequenten Gestaltung von Maßnahmen, die sowohl die Emissionen wirksam reduzieren als auch die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Das bedeutet, fossile Brennstoffe so schnell wie möglich zu ersetzen, den Ausbau erneuerbarer Energien massiv zu beschleunigen und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Klimafinanzierung ist dabei ein zentrales Thema. Die internationale Gemeinschaft hat zwar bereits Maßnahmen beschlossen, etwa im Rahmen der Pariser Klimaabkommen und auf den UN-Klimakonferenzen. Doch die bisher zugesagten Summen und geplanten Schritte reichen bei weitem nicht aus, um die verheerenden Prognosen zu verhindern.
Die Studie verweist auf die Notwendigkeit, jährlich 300 Milliarden US-Dollar in Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen zu investieren, insbesondere in ärmere Länder, die am stärksten von den Folgen betroffen sind. Die Forderung der jüngeren Generationen ist klar: Die Erwachsenen müssen endlich „wie Erwachsene handeln“. Das heißt, es ist höchste Zeit, politische Verantwortung ernst zu nehmen und nicht länger politische Blockaden, kurzfristiges Denken und wirtschaftliche Interessen über das Wohl der Menschheit zu stellen. Die Zukunft der jungen Menschen steht auf dem Spiel, und ihre entwendeten Träume durch das Versagen der Erwachsenen erinnern uns unmissverständlich an die Dringlichkeit. Ohne entschlossenes Handeln droht nicht nur eine Zunahme extremer Naturkatastrophen, sondern auch eine Kaskade von sozialen, ökonomischen und gesundheitlichen Krisen.
Die Menschen werden mit häufigerem Wassermangel, Ernteeinbußen und steigenden Nahrungsmittelpreisen zu kämpfen haben. Migration und Konflikte könnten zunehmen, wenn Lebensgrundlagen zerstört werden. Forschungsergebnisse bestätigen, dass vor allem in den nächsten Jahrzehnten die größten Herausforderungen auf die jüngeren Generationen zukommen. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, den Wissensstand und die Erkenntnisse aus der Wissenschaft in politische Entscheidungen zu übersetzen. Zu oft werden wissenschaftliche Warnungen ignoriert oder nur halbherzig umgesetzt.
Die Transformation zu einer klimafreundlichen Gesellschaft erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch gesellschaftlichen Zusammenhalt, veränderte Lebensstile und ein stärkeres Bewusstsein für gemeinsame Verantwortung. Darüber hinaus spielt Bildung eine wichtige Rolle, um jüngere und ältere Generationen für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren und zu befähigen, aktiv wirksame Beiträge zu leisten. Klimabildung muss integraler Bestandteil von Schulen und öffentlicher Kommunikation werden, um langfristig nachhaltige Denk- und Handlungsmuster zu verankern. Zusammenfassend zeigt sich, dass die Zeit für Ausreden und Verzögerungen vorbei ist. Erwachsene müssen den Ernst der Lage anerkennen und konsequent handeln, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Dabei geht es nicht nur um technische Maßnahmen, sondern um eine grundlegende Veränderung unseres Umgangs mit der Natur und den Ressourcen unseres Planeten. Die Wissenschaft liefert die Fakten, die junge Generation die Kraft und den Antrieb – es ist an den heutigen Entscheidungsträgern, jetzt endlich Verantwortung zu übernehmen und mutige Schritte zu gehen. Denn nur so können wir eine lebenswerte Zukunft für alle sichern und der jungen Generation die Träume zurückgeben, die ihr bislang – durch Verdrängung und Untätigkeit – gestohlen wurden.