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Die Deliveroo-Übernahme: Ein weiteres Zeichen für den Abgang großer Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich

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Deliveroo deal shows UK still can't hang on to big firms

Die Übernahme von Deliveroo durch das US-Unternehmen DoorDash verdeutlicht die Herausforderungen des britischen Kapitalmarkts und zeigt, warum immer mehr große Firmen aus Großbritannien abwandern oder von ausländischen Investoren übernommen werden.

Die kürzlich bekannt gewordene Übernahme des britischen Essenslieferdienstes Deliveroo durch den amerikanischen Konkurrenten DoorDash gilt als deutlicher Beleg für die zunehmenden Schwierigkeiten Großbritanniens, seine großen Unternehmen auf den heimischen Börsen zu halten. Trotz der historischen Bedeutung und Größe des Londoner Kapitalmarkts scheint es, dass immer mehr Firmen den britischen Börsen den Rücken kehren und stattdessen auf internationaleren und vor allem amerikanischen Kapitalmärkten erfolgreich sind. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von finanziellen Aspekten über regulatorische Rahmenbedingungen bis hin zur Attraktivität der Investorenlandschaft im Vereinigten Königreich. Deliveroo und DoorDash starteten einst als vergleichbare Wettbewerber auf dem Markt für Essenslieferungen. Beide Unternehmen boten ihren Kunden die Möglichkeit, schnell und bequem Essen aus ihren Lieblingsrestaurants zu bestellen und standen den Restaurants durch effiziente Nutzung ihrer Kapazitäten zur Seite.

Im Verlauf ihres Wachstums erweiterten sie ihr Angebot um weitere Produkte des alltäglichen Bedarfs, wie Windeln, Blumen oder Tiernahrung, und agierten zunehmend als umfangreichere Lieferservices. Trotz dieser Ähnlichkeiten haben sich ihre Wege an den Börsen und im Markt wesentlich unterschiedlich entwickelt. Deliveroo ging an der Londoner Börse an die Öffentlichkeit, während DoorDash sein Börsendebüt an der New Yorker Börse feierte. Bereits zum Zeitpunkt ihres IPOs war DoorDash mit dem fünffachen Wert von Deliveroo bewertet. Heute, nur vier Jahre später, hat DoorDash seinen Marktwert sogar auf das 35-fache von Deliveroo gesteigert.

Eine genaue Vergleichbarkeit ist zwar schwierig, unter anderem da DoorDash durch die Ausgabe zusätzlicher Aktien Kapital sammelte, um das Unternehmenswachstum zu finanzieren, doch zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll, welche finanziellen Möglichkeiten und welches Investorenvertrauen dem US-Unternehmen zur Verfügung stehen. Eine weiteres Indiz für den Erfolg von DoorDash ist die positive Kursentwicklung seiner Aktien. Wer bei Börsengang eine Aktie von DoorDash erwarb, durfte eine Wertsteigerung von 84 Prozent verzeichnen. Im Gegensatz dazu mussten Investoren bei Deliveroo einen Kursverlust von 56 Prozent hinnehmen. Diese Entwicklung erklärt, warum DoorDash heute die mögliche Übernahme von Deliveroo finanziell stemmen kann – sogar zu einem Zeitpunkt, an dem Deliveroo erstmals schwarze Zahlen schreibt.

Hinter dieser Dynamik steckt auch ein strukturelles Problem des britischen Kapitalmarkts. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich gegen eine Börsennotierung in London und bevorzugen den US-amerikanischen Markt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen werden US-Firmen im Durchschnitt weitaus höher bewertet. Die größten US-Unternehmen im S&P 500 erzielen eine durchschnittliche Bewertung von 28-fachem Jahresgewinn, während die großen britischen Unternehmen des FTSE 100 nur das 12-fache erreichen.

Selbst ohne die US-Technologie-Giganten wie Apple, Microsoft und Tesla bleibt der Bewertungsunterschied erheblich. Dieser Bewertungsaufschlag resultiert aus mehreren Faktoren: Die USA beherbergen viele der weltweit erfolgreichsten Technologiefirmen, die hohe Gewinne und Wachstumsraten vorweisen können. Zudem ist die Nachfrage nach US-Aktien nicht zuletzt aufgrund der besseren Renditeerwartungen und des größeren Anlegerinteresses wesentlich größer. In Großbritannien haben sich die Eigentümerstrukturen des Kapitalmarkts in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die Beteiligung britischer Finanzinstitutionen an heimischen Aktien sank innerhalb von knapp 30 Jahren von 50 auf unter 5 Prozent.

Einerseits motivierten verschärfte Regulierungen institutionelle Anleger dazu, risikoärmere Anlagen wie britische Staatsanleihen zu bevorzugen. Andererseits ziehen die Manager von Pensionsfonds und Großinvestoren eine Investition in US-Aktien vor, da diese in den vergangenen Jahren deutlich höhere Renditen erzielten. Im Zeitraum der letzten fünf Jahre lag die Gesamtrendite bei US-Aktien, inklusive Dividenden, bei beeindruckenden 116 Prozent, während britische Aktien nur eine Rendite von etwa 45 Prozent erzielten. Dieses Missverhältnis vergrößert den Abstand zwischen den Aktienmärkten beider Länder und führt zu einer Abwanderung von Firmen an US-Börsen, wo höhere Bewertungen und größere Liquidität winken. Die britische Regierung versucht diesem Trend mit Maßnahmen entgegenzuwirken.

Mit den sogenannten „Edinburgh Reforms“ wurden Kriterien für Börsengänge gelockert, unter anderem um es Gründern zu ermöglichen, trotz Anteilsverkäufen die Kontrolle über ihre Unternehmen zu behalten. Solche Reformen könnten das Vereinigte Königreich als Standort für IPOs attraktiver machen. Auch hochrangige Persönlichkeiten aus der Finanzwelt wie Larry Fink von BlackRock und Jamie Dimon von JP Morgan äußerten sich jüngst positiv zu den Chancen des britischen Markts. Insbesondere letztere betonten, dass britische Aktien derzeit unterbewertet seien und die Londoner Börse 2025 besser performe als viele US-Märkte. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Situation für London schwierig.

Niedrig bewertete britische Firmen wecken das Interesse ausländischer Investoren, die sie häufig aufkaufen und aus dem heimischen Börsenmarkt entfernen – ein Prozess, der die Position Londons weiter schwächt. Beispiele für dieses Phänomen gibt es einige: Neben Deliveroo wechselten auch große Firmen wie Arm Holdings, Morrisons oder CRH Holdings ihre Börsenzulassung vom Vereinigten Königreich zu anderen Märkten oder wurden von ausländischen Unternehmen übernommen. Es stellt sich die Frage, ob das für die britische Wirtschaft und das Finanzzentrum London von Bedeutung ist. Auf den ersten Blick können Investoren weltweit Aktien kaufen, unabhängig vom Standort der Börse. Doch eine Vielzahl an Dienstleistungen und Tätigkeiten entsteht direkt mit der Präsenz der Unternehmen am heimischen Markt.

Anwälte, Wirtschaftsprüfer, PR-Agenturen, Investmentbanken und andere Dienstleister profitieren finanziell von der Marktaktivität. Der Finanzsektor trägt mehr als zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt und ebenfalls annähernd so viel zu den Staatseinnahmen bei. Ein Schwund im Börsenhandel könnte also spürbare negative Folgen für die britische Wirtschaft haben. Trotz des schwindenden Einflusses des Londoner Börsenplatzes auf globaler Ebene hat die Stadt nach wie vor eine herausragende Rolle im internationalen Finanzwesen. Jedoch kämpft sie gegen die wachsende Bedeutung von Börsenplätzen wie New York oder zunehmend auch asiatischen Finanzzentren wie Hongkong oder Singapur.

Hinzu tritt die zunehmende Dominanz von Währungshandel, Anleihen und derivativen Finanzprodukten, die den Aktienhandel an sich in Relation verkleinert haben. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass Reformen und strategische Anpassungen den Standort Großbritannien wieder attraktiver machen. Im Fall Shell zeigt sich exemplarisch, wie große britische Unternehmen mit der Börsenfrage umgehen. Während Shell aktuell keine sofortigen Pläne für einen Börsenwechsel habe, ist den Verantwortlichen bewusst, dass ihre US-Konkurrenten teilweise deutlich höhere Bewertungen aufweisen und von den dortigen Kapitalmärkten mehr Wertschätzung erfahren. Bei Investorenevents in New York wurden sie „warm empfangen“, was die Stimme aus der Unternehmensführung betont.

Solche Aussagen deuten darauf hin, dass weitere Wechsel von Börsennotierungen von Großbritannien in die USA oder andere Märkte nicht ausgeschlossen sind. Zusammenfassend unterstreicht die Übernahme von Deliveroo durch DoorDash die strukturellen Unterschiede und Herausforderungen, mit denen der britische Kapitalmarkt konfrontiert ist. Die Fähigkeit, ausreichend Kapital zu generieren und Wachstum durch Marktkapitalisierung zu unterstützen, ist auf den US-Börsen deutlich ausgeprägter. Ohne ein Umdenken in Bezug auf Investorenbeziehungen, Regulierung und Marktattraktivität werden weitere britische Spitzunternehmen zu Opfern der stärkeren US-amerikanischen Finanzmärkte. Solange sich nichts grundlegend ändert, droht das Vereinigte Königreich, trotz seiner historischen Bedeutung und Rolle als Finanzzentrum, an Boden zu verlieren.

Die Zeiten, in denen London als Hauptanlaufstelle für vielfältige Börsengänge und Unternehmensfinanzierungen galt, könnten allmählich vorbei sein. Für die britische Regierung, Unternehmen und Finanzdienstleister ist es daher eine drängende Aufgabe, die Attraktivität des Marktes zu erhöhen und das Vertrauen der Investoren in die Zukunft der heimischen Börse zu stärken. Nur so kann Großbritannien seine Rolle als Heimat großer Unternehmen behaupten und einem weiteren Exodus wichtiger Firmen entgegenwirken.

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