Québec hat angekündigt, ab dem kommenden Schuljahr ein umfassendes Handyverbot an allen öffentlichen und privaten Grund- sowie weiterführenden Schulen des Landes einzuführen. Dieses Verbot geht deutlich über bisherige Regelungen hinaus und betrifft nicht nur den Unterricht, sondern den gesamten Zeitraum, den die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulgelände verbringen, einschließlich der Pausen und der Mittagszeit. Mit diesem Schritt reagiert die Regierung auf die steigenden Probleme, die durch die Nutzung von Mobiltelefonen in Schulen entstehen, insbesondere im Zusammenhang mit Mobbing, Ablenkung und Gewalt. Die Entscheidung beruht auf Empfehlungen eines speziellen Ausschusses der Nationalversammlung, der sich intensiv mit den Auswirkungen der Bildschirmzeit auf junge Menschen auseinandergesetzt hat. Bildungminister Bernard Drainville stellte klar, dass diese Maßnahme vor allem dazu dienen soll, Respekt und Höflichkeit an Schulen zu stärken.
Die Handynutzung führe oft zu Konflikten und verbaler Gewalt, die sich nicht selten online oder über Messenger-Dienste entwickelten. Deshalb sei es wichtig, diese Geräte im Schulalltag konsequent auszuschalten, um die Schüler dazu zu bringen, wieder mehr miteinander zu kommunizieren – ganz analog und ohne digitale Ablenkungen. Die Reaktionen von Schülern auf das geplante Verbot sind gemischt. Während einige den Nutzen darin sehen, mehr direkten Kontakt und weniger Ablenkung im Schulalltag zu haben, äußern andere Bedenken hinsichtlich der Durchsetzbarkeit der Regelung und vor allem der Sicherheit. Kritiker betonen, dass Handys in Notfallsituationen wichtige Kommunikationsmittel sein können.
Sie stellen die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, Schülerinnen und Schüler komplett ohne Zugang zu ihren Mobiltelefonen auf dem Schulgelände zu lassen, gerade in Zeiten, in denen Gewalttaten an Schulen weltweit diskutiert werden. Gleichzeitig geben einige Schüler zu, dass die bisher bestehenden Regeln, bei denen Handys in verschlossenen Pouches aufbewahrt werden müssen, bereits zu mehr direktem sozialen Austausch geführt haben. Neben dem Handyverbot haben die Behörden in Québec weitere Maßnahmen angekündigt, die das Schulklima verbessern sollen. So müssen Schulen künftig ihre Verhaltensregeln überarbeiten und klare Erwartungen an respektvolles Verhalten formulieren. Dazu gehört auch eine förmliche Anrede der Lehrkräfte mit „Monsieur“ oder „Madame“ sowie die Verwendung der Höflichkeitsform „vous“ anstelle von „tu“.
Diese sprachlichen Regeln sollen nicht nur Respekt ausdrücken, sondern auch das Bewusstsein für gesellschaftliche Werte wie Gleichstellung fördern. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Einbindung der Eltern. Schulen werden dazu verpflichtet, Erziehungsberechtigte über die neuen Regeln umfassend zu informieren und sie bei Problemen in das Gespräch einzubinden. So soll eine gemeinsame Verantwortung für gutes Benehmen und ein sicheres Lernumfeld geschaffen werden. Außerdem wird eine spezielle Interventionseinheit etabliert, die Schulen bei wiederholten oder schweren Verstößen unterstützt und ihnen hilft, geeignete Hilfsmaßnahmen einzuleiten.
Die Opposition in der Nationalversammlung und die Lehrergewerkschaften begrüßen die Initiative weitgehend. Oppositionelle Parteien sehen das Verbot als wichtigen Schritt, um soziale Interaktion zwischen Jugendlichen zu fördern und den negativen Einfluss digitaler Technologien auf das schulische Leben einzudämmen. Gewerkschaften bemerken, dass viele Lehrkräfte schon lange für eine Einschränkung des Handygebrauchs in der Schule plädieren, da die Geräte oft für Ablenkungen sorgen und den Unterricht stören. Die Debatte um das Handyverbot in Québec ist Teil einer größeren gesellschaftlichen Diskussion über die Rolle digitaler Medien im Leben von Kindern und Jugendlichen. Während Smartphones praktisch und allgegenwärtig sind, zeigen sich auch die Schattenseiten in Form von Suchtverhalten, Cybermobbing und Konzentrationsproblemen.
Schulen stehen vor der Herausforderung, einen gesunden Umgang mit der Technologie zu fördern, ohne die Jugendlichen zu stark einzuschränken. Insgesamt stellt das Verbot einen bedeutenden Einschnitt dar, der hoffentlich zu einem respektvolleren und sichereren Schulalltag beiträgt. Die Erfahrungen aus Québec könnten in Zukunft auch für andere Regionen als Vorbild dienen, die ähnliche Probleme mit der Handynutzung an Schulen haben. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die Umsetzung konkret erfolgt, wie Schüler, Eltern und Lehrer damit umgehen und welche Auswirkungen die Maßnahme langfristig auf das Lernverhalten und das soziale Klima in den Schulen haben wird.