Im Juli 2025 tritt in Schweden ein wegweisendes Gesetz in Kraft, das den Kauf von sexuellen Leistungen über digitale Kanäle erheblich einschränkt. Die schwedische Regierung hat beschlossen, den Erwerb von Live-Sexperformances im Internet, etwa auf Plattformen wie OnlyFans, zu verbieten und somit ein deutliches Zeichen gegen die Kommerzialisierung sexueller Dienstleistungen im digitalen Raum zu setzen. Dieses Gesetz markiert eine bedeutende Entwicklung in der Regulierung von Sexarbeit und wirft gleichzeitig viele Fragen auf, wie sexuelle Inhalte im digitalen Zeitalter rechtlich behandelt werden sollten. Die neue Regelung umfasst nicht nur die strafrechtliche Ahndung von Käufern, die Live-Performances über Video-Streams bezahlen, sondern zielt auch auf diejenigen ab, die von der Vermittlung oder Förderung solcher Dienstleistungen profitieren. Damit wird das strafrechtliche Netz enger gezogen und gewährleistet, dass Online-Sexarbeit, die auf Live-Interaktionen basiert, nicht unbeaufsichtigt bleibt.
Personen, die gegen das Gesetz verstoßen, müssen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr rechnen. Für Vermittler und Profiteure, die als Zuhälter agieren, sieht die Gesetzgebung sogar Strafmaße bis zu vier Jahren vor. Das Gesetz bringt die schwedische Sexkaufpolitik auf den neuesten Stand angesichts der Digitalisierung. Schweden verfolgt traditionell eine Null-Toleranz-Politik gegenüber der Prostitution mit dem einzigartigen Rechtsansatz, der den Käufer einer sexuellen Leistung und nicht die Anbieterin bzw. den Anbieter kriminalisiert.
Dieses Modell soll die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen verringern und dadurch Ausbeutung eindämmen. Die Erweiterung der Gesetzgebung in das digitale Umfeld ist eine logische Konsequenz und verdeutlicht den Willen, neue Formen sexueller Transaktionen ebenso streng zu regulieren wie herkömmliche. Besonders bemerkenswert ist, dass das Verbot sich ausschließlich auf Live-interaktive sexuelle Leistungen bezieht, bei denen die Nutzung der Inhalte auf der aktiven Bezahlung für eine zeitgleich stattfindende Handlung basiert. Voraufgezeichnete Inhalte, die verkauft oder angesehen werden, bleiben im Rahmen der Legalität, was eine klare Abgrenzung innerhalb des Bereichs der digitalen Inhalte schafft. Diese Differenzierung trägt dem Umstand Rechnung, dass vorproduzierte Videos oder Fotos nicht dieselbe direkte Beziehung zwischen Käufer und Darsteller herstellen wie Live-Streams.
Die Gesetzgeber in Schweden sehen gerade diese unmittelbare Interaktion als Problemfeld, da sie mit einem erhöhten Risiko für Ausbeutung, Nötigung und Menschenhandel verbunden ist. Der Hintergrund der Reform ist auch die Sorge um den Schutz junger und vulnerabler Menschen, die zunehmend in die digitale Sexarbeit gedrängt werden. Mehrere Untersuchungen in Schweden und international zeigen, dass die Grenzen zwischen freiwilliger Tätigkeit und Ausbeutung im Internet sehr schnell verschwimmen können. Kriminelle Netzwerke nutzen soziale Medien und Plattformen, um junge Menschen anzuwerben, zu manipulieren oder gar zu zwingen, an Live-Sexshows teilzunehmen. Die Regierung sieht in der neuen Gesetzgebung ein Instrument, um diesen toxischen Kreislauf zu durchbrechen und Präventionsarbeit zu leisten, die präventiv wirkt, bevor junge Menschen in der realen Welt Opfer von Menschenhandel oder Drogenmissbrauch werden.
Trotz der politischen Unterstützung trifft die Gesetzesänderung auf Widerstand speziell von betroffenen Content-Creatorinnen und -Creator, die argumentieren, dass die Maßnahmen ihre wirtschaftliche Existenz gefährden und die Freiheit von selbstbestimmter digitaler Sexarbeit unterminieren. Viele verweisen darauf, dass digitale Plattformen wie OnlyFans ihnen ermöglichen, unabhängig und sicher Geld zu verdienen, ohne auf traditionelle Formen der Prostitution angewiesen zu sein. Hier besteht eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung von Sexarbeit als selbstbestimmte Tätigkeit und dem Schutzkonzept der Regierung, das vor allem auf Prävention und Strafverfolgung setzt. Schwedens Vorstoß setzt auch international ein Signal, denn die Regulierung digitaler Sexarbeit ist weltweit noch ein kaum adressiertes Thema. Während die Branche rasant wächst und sich durch technologische Innovationen ständig wandelt, hinken die meisten Gesetzgeber hinterher.
Schwedens Modell könnte als Blaupause für andere Länder dienen, die ähnliche Herausforderungen angehen wollen. Gleichzeitig wird es jedoch auch exemplarisch für den Konflikt zwischen digitaler Freiheit, Arbeitsschutz und gesellschaftlichen Moralvorstellungen stehen. Für Plattformen wie OnlyFans könnten die schwedischen Regelungen gravierende Folgen haben. Anbieter digitaler sexueller Inhalte müssen sicherstellen, dass sie ihre Dienste nicht für illegale Aktivitäten missbrauchen oder in Rechtskonflikte geraten. Dies wird neue Anforderungen an Compliance, Nutzerüberwachung und Altersverifikation mit sich bringen.
Anbieter könnten gezwungen sein, ihre Dienste in bestimmten Märkten zu beschränken oder technische Lösungen zu implementieren, die Live-Interaktionen stärker regulieren. Das Gesetz zeigt zudem, dass digitale Transformation nicht nur wirtschaftliche und soziale, sondern auch rechtliche Rahmenbedingungen nachhaltig verändert. Der traditionelle Bereich der Sexualität, Prostitution und der dazugehörigen Regulierung erlebt durch Digitalisierung eine grundlegende Neuordnung, die nicht ohne gesellschaftlichen Diskurs ablaufen wird. Dabei muss ein Balanceakt zwischen dem Schutz der Menschenwürde, der Wahrung von Freiheitsrechten und der Bekämpfung von Missbrauch gefunden werden. Sweden's Entscheidung symbolisiert eine klare Parteinahme im Kampf gegen Online-Ausbeutung und unterstreicht die Priorität, die dem staatlichen Jugendschutz und der Prävention von Menschenhandel eingeräumt wird.