Die jüngsten Protestaktionen der Alliance Ouvrière gegen Amazon Web Services (AWS) in Varennes haben bundesweit für Aufsehen gesorgt. Am Mittwoch, den 30. April 2025, blockierten Mitglieder der Organisation die Eingänge zum Datenzentrum von AWS, um gegen die Entlassungen von mehreren tausend Mitarbeitern und die finanziellen Unterstützungen seitens der Regierung zu demonstrieren. Diese Aktion ist Teil einer größeren, landesweiten Kampagne gegen Amazons Geschäftspraktiken und den Umgang mit Arbeitnehmern in der Region Québec. Die Alliance Ouvrière beschreibt sich selbst als eine Bewegung von Arbeitern und Arbeiterinnen, die sich für Demokratie und Freiheit am Arbeitsplatz einsetzen.
Der aktuelle Protest richtet sich gegen Amazon, das im Januar 4700 Beschäftigte entlassen hat, nachdem das Unternehmen über 400 Millionen kanadische Dollar an öffentlichen Mitteln in Form von Subventionen und Verträgen erhalten hatte. Die Demonstranten fordern die vollständige Rückzahlung dieser öffentlichen Gelder und werfen dem multinationalen Konzern vor, von Steuerzahlern finanzierte Ressourcen auszunutzen, ohne im Gegenzug soziale Verantwortung zu übernehmen. Die Blockade des AWS-Datenzentrums auf dem Boulevard Lionel-Boulet in Varennes hatte zur Folge, dass etwa zwanzig Angestellte nicht zur Arbeit gelangen konnten. Die Stimmung unter den Protestierenden war angespannt, da die Aktion ein deutliches Zeichen setzen sollte. Benoît Dumais, Sprecher der Alliance Ouvrière, äußerte sich kritisch gegenüber Amazons Vorgehensweise: „Wenn wir das Datenzentrum stören, ist das das Mindeste, angesichts der Tatsache, dass Amazon unsere öffentlichen Kassen leerräumt, tausende Menschen entlässt und dennoch weiterhin enorme Profite in Québec macht.
“ Seine Aussage verdeutlicht die Frustration und den Widerstand gegen die wirtschaftlichen Ungleichheiten, die durch solche Unternehmenspolitiken entstehen. Neben der Blockade in Varennes hat die Alliance Ouvrière in der gleichen Aktionswoche weitere Aktionen gestartet, um ihre Forderungen zu unterstreichen. Am Vortag blockierten Demonstranten das Postes Canada-Gebäude in der Rue Chabanel in Montréal, um gegen die Kooperation zwischen der kanadischen Post und Amazon bei der Paketzustellung zu protestieren. Die Organisation kritisierte dabei die Gefährdung von Arbeitsverhältnissen durch instabile und prekäre Beschäftigungsmodelle, die durch Amazon gefördert würden. Auch bei Hydro-Québec, dem staatlichen Elektrizitätsversorger, fanden Protestaktionen statt.
Aktivisten beanspruchten den Hauptsitz des Unternehmens in Montréal, um die vergünstigte Stromversorgung, die Amazon Web Services erhält, anzuprangern. Diese Subventionen tragen laut den Demonstranten zur Ungerechtigkeit bei, da sie es Amazon ermöglichen, die Betriebskosten drastisch zu senken, während kleine und mittlere Unternehmen sowie die Allgemeinbevölkerung diese Kosten letztlich tragen. Bereits am Wochenende zuvor fanden in Trois-Rivières Demonstrationen statt. Dort protestierten Aktivisten vor dem Intelcom-Lager, das Lieferungen für Amazon abwickelt, sowie vor den Büros und dem Wohnsitz von Jean Boulet, dem Arbeitsminister von Québec. Diese Demonstrationen richten sich nicht nur gegen Amazon als Unternehmen, sondern auch gegen die politischen Entscheidungsträger, die laut den Protestierenden die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter nicht ausreichend schützen.
Die gesamte Aktionswoche der Alliance Ouvrière gipfelt in der Teilnahme an der Internationalen Arbeiterfeier am 1. Mai. Zusammen mit der Coalition 1er Mai wird eine Kundgebung im Parc Lalancette in Montréal stattfinden, um Solidarität mit den Beschäftigten bei Amazon und anderen betroffenen Sektoren zu zeigen. Die Demonstration soll ein Zeichen gegen prekäre Arbeitsbedingungen, Entlassungen und die Ausbeutung öffentlicher Gelder setzen. Die Proteste werfen ein Schlaglicht auf die Problematik der großen Technologie- und Logistikkonzerne, die zunehmend in regionale Ökonomien und Arbeitsmärkte eingreifen, dabei jedoch weniger Verantwortung für die sozialen Konsequenzen tragen.
Die Entlassungen bei Amazon und die gleichzeitigen Unterstützungen durch staatliche Gelder als Anreiz für Investitionen führen zu einem Konflikt zwischen wirtschaftlicher Förderung und sozialer Gerechtigkeit. Experten weisen darauf hin, dass solche Proteste nicht nur lokale Auswirkungen haben, sondern auch die Debatte um Unternehmensverantwortung und öffentliche Subventionen auf nationaler und internationaler Ebene befeuern. Die Forderungen der Alliance Ouvrière spiegeln eine wachsende Unzufriedenheit mit einem Wirtschaftssystem wider, das oftmals hohe Gewinne für Großunternehmen zulässt, während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Unsicherheit und Ungleichheit erleben. Die Entwicklung in Varennes und Québec insgesamt wird daher auch im politischen Kontext genau beobachtet. Die Regierung steht unter Druck, den Dialog mit den sozialen Bewegungen zu suchen und die Bedingungen für den Einsatz öffentlicher Mittel transparenter zu gestalten.