Hongkong macht einen wichtigen Schritt in der Entwicklung seiner Krypto- und Blockchain-Branche. Die Stadt hat kürzlich neue Regeln für das sogenannte Krypto-Staking eingeführt und gleichzeitig ihr Engagement für die Weiterentwicklung von Web3-Technologien bekräftigt. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Ambitionen Hongkongs, sich als globaler Vorreiter im Bereich Digital Assets und dezentralisierte Technologien zu etablieren. Die neuen Richtlinien stammen von der Securities and Futures Commission (SFC), der Finanzmarktaufsichtsbehörde Hongkongs, die ihre Rolle als verantwortungsbewusster Regulator und Innovationsförderer unter Beweis stellt. Mit den Staking-Regeln setzt die SFC einen klaren Rahmen für Börsen und Fonds, die virtuelle Vermögenswerte durch Staking verwalten oder anbieten.
Ziel ist es, sowohl Anlegerschutz als auch das Wachstum eines aufstrebenden digitalen Ökosystems sicherzustellen. Staking – dabei werden Kryptowährungen in einem Netzwerk eingesetzt, um dessen Sicherheit zu erhöhen und im Gegenzug Belohnungen oder Zinsen zu erhalten – wird weltweit immer bedeutender. Die Vorteile liegen nicht nur in der Incentivierung der Netzwerk-Sicherheit, sondern auch in der Möglichkeit für Investoren, passive Erträge zu erzielen. Dennoch birgt Staking Risiken, die transparente und regulierte Rahmenbedingungen erfordern. Die SFC verlangt von Krypto-Börsen, die Staking-Dienste anbieten wollen, eine schriftliche Genehmigung.
Zugleich müssen sie die Kontrolle über die gestakten virtuellen Assets behalten, eine Auslagerung der Verwahrung an Dritte ist nicht erlaubt. Zudem ist eine umfassende Offenlegung unerlässlich: Kunden müssen über Gebühren, Sperrzeiten der Assets, Auszahlungsprozesse, eventuelle Ausfallzeiten der Serviceprovider sowie die Verwahrungsmodalitäten vollständig informiert werden. Auch müssen die Börsen ihre Staking-Aktivitäten regelmäßig der SFC melden. Dies erhöht die Transparenz und schafft Vertrauen bei Anlegern. Parallel zu den neuen Regelungen für Börsen hat die SFC auch Vorschriften für Fonds mit digitalem Asset-Exposure aktualisiert.
Fonds, die mehr als zehn Prozent ihres Nettovermögens in digitale Vermögenswerte investieren, dürfen ausschließlich solche Kryptowährungen erwerben, die für die Öffentlichkeit in Hongkong zugänglich und über lizensierte Plattformen handelbar sind. Der Einsatz von Hebelprodukten im Bereich der Krypto-Assets bleibt verboten. Fonds können grundsätzlich auch in Staking investieren, vorausgesetzt, dies entspricht der Fondsstrategie, wird klar offengelegt und mit strengen Kontrollen versehen. Bei wesentlichen Änderungen der Anlagestrategie oder Risikoprofile durch Staking-Einsätze kann eine Investoreninformation oder sogar eine Zustimmung der Anteilseigner erforderlich sein. Diese Regeln spiegeln Hongkongs pragmatischen und zugleich vorsichtigen Umgang mit einer rasant wachsenden Branche wider.
Die SFC betont, dass sie die Vorteile von Staking anerkennt, indem es die Sicherheit von Blockchain-Netzwerken stärkt und Investoren eine Renditemöglichkeit bietet. Gleichzeitig mahnt sie zu einer ausgewogenen Regulierung, um Risiken zu begrenzen und das Vertrauen in den Markt zu stärken. Christina Choi, Geschäftsführerin der SFC für Investmentprodukte, hob auf dem Hongkong Web3 Festival hervor, dass die SFC eine langfristige Vision für Web3 verfolgt. Sie sieht die Branche als dynamischen und noch sich entwickelnden Bereich mit Herausforderungen, aber auch großen Chancen. Die Erfahrung mit den spekulativen Non-Fungible Tokens (NFTs) dient als Beispiel für die Notwendigkeit regulatorischer Vorsicht, ohne dabei die Innovationskraft zu ersticken.
Hongkong verfolgt somit eine ausgewogene Strategie, die auf Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit setzt. Neben der Regulierung sieht die SFC ihre Rolle auch darin, ein unterstützendes Umfeld für Web3 und digitale Vermögenswerte zu fördern. Die Stadt bietet durch ihre wirtschaftliche Offenheit, Nähe zu anderen asiatischen Märkten und als internationales Finanzzentrum hervorragende Voraussetzungen für Krypto-Unternehmen und Blockchain-Projekte. Hongkong rangiert auf Platz drei im Global Financial Centres Index und präsentiert sich als attraktiver Standort für Start-ups, Investoren und etablierte Firmen aus der digitalen Finanzwelt. Die jüngsten Marktentwicklungen zeigen, wie volatil und herausfordernd manche Segmente von Web3 sind.
Beispielsweise haben große Plattformen wie Bybit und X2Y2 ihre NFT-Marktplätze geschlossen, nachdem das tägliche Handelsvolumen dramatisch zurückgegangen war. Trotz solcher Rückschläge hält Hongkong an seiner Strategie fest, nicht blind jedem Trend zu folgen, sondern stabile Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch schwierige Phasen überstehen können. Die Stadt will mit ihrem sogenannten „ASPIRe“-Fahrplan den lokalen Markt für virtuelle Vermögenswerte langfristig absichern und modernisieren. Dieses Programm umfasst Initiativen zur Marktzugangserleichterung, Compliance-Optimierung, rechtlichen und operativen Rahmenbedingungen sowie zur Steigerung der Effizienz von Blockchain-Anwendungen. Hongkongs FinTech-Sektor konnte seit 2022 ein Wachstum von 250 Prozent verzeichnen.
Die Kombination aus regulatorischem Weitblick und wirtschaftlicher Dynamik eröffnet spannende Perspektiven für die gesamte Region. Für Investoren, Entwickler und Unternehmen ergeben sich durch die neuen Staking-Regeln und die Web3-Förderung konkrete Vorteile. Ein klarer Rechtsrahmen schafft mehr Rechtssicherheit und Vertrauen. Zugleich steht die Stadt beispielhaft für eine Balance zwischen Innovation und Verantwortlichkeit. Die Herausforderung für Hongkong wird darin bestehen, diesen Kurs trotz technischer und wirtschaftlicher Veränderungen konsequent fortzusetzen und der zunehmenden globalen Konkurrenz im Bereich Crypto und Web3 zu begegnen.