Amazon Web Services (AWS) bietet seinen Kunden verschiedene Zahlungsmodelle für virtuelle Server, wie die beliebten EC2-Instanzen. Neben dem klassischen Pay-as-you-go, bei dem Nutzer nur für tatsächlich genutzte Zeiträume bezahlen, besteht die Möglichkeit, Instanzen im Voraus zu reservieren und dadurch Rabatte zu erhalten. Doch die zentrale Frage lautet: Ist es wirklich vorteilhaft, AWS-Instanzen vorzubezahlen? Diese Frage soll in der folgenden Analyse eingehend beleuchtet werden, um Unternehmen und Entwicklern eine fundierte Entscheidungshilfe zu bieten. AWS-Kunden können zwischen verschiedenen Reservierungsmodellen wählen. Diese umfassen Ein-Jahres- und Drei-Jahres-Verpflichtungen, die im Vergleich zur On-Demand-Abrechnung deutliche Preisvorteile bieten sollen.
Zum Beispiel zeigt eine Analyse der c7i.xlarge-Instanz, dass die Reservierung für ein Jahr gegenüber dem On-Demand-Modell eine Einsparung von etwa 33 Prozent ermöglicht. Speziell liegen die jährlichen Kosten bei On-Demand-Nutzung bei rund 1.717 US-Dollar, während die Reservierung auf ein Jahr die Kosten auf 1.139 US-Dollar reduzieren kann.
Bei einer längeren Verpflichtung von drei Jahren sinken die jährlichen Kosten sogar auf etwa 753 US-Dollar. Attraktiv erscheint ebenfalls die Möglichkeit, den Gesamtbetrag für die Reservierung direkt im Voraus zu bezahlen. Dieser Ansatz reduziert die Preise wiederum. Das Zahlen im Voraus für eine einjährige Reservierung einer c7i.xlarge-Instanz reduziert den Preis von 1.
717 US-Dollar auf ungefähr 1.062 US-Dollar. Eine Drei-Jahres-Vorauszahlung liegt bei rund 1.977 US-Dollar, woraus sich ein durchschnittlicher jährlicher Preis von 659 US-Dollar ergibt. Auf den ersten Blick klingen diese Rabatte verlockend.
Doch bei einem näheren Blick auf weitere Faktoren relativiert sich der anfängliche Vorteil. Ein wesentlicher Aspekt bei der Entscheidung für Vorauszahlungen ist die Opportunitätskosten des eingesetzten Kapitals. Wenn Unternehmen eine größere Summe auf einmal bezahlen, verzichten sie damit auch auf andere Anlagemöglichkeiten für dieses Kapital. Die Kapitalbindung kann somit zu indirekten Kosten führen, die bei der reinen Betrachtung der Listpreise häufig übersehen werden. Sollte die Kapitalkostenquote höher als circa sieben Prozent liegen, so können Vorauszahlungen tatsächlich teurer werden als monatliche Zahlungen, die kontinuierlich über den Abrechnungszeitraum gestreckt sind.
Des Weiteren ist die Bindung an eine bestimmte Instanzklasse bei einer Reservierung ein Risiko. Die technologische Entwicklung und der Wandel auf dem Cloud-Markt führen dazu, dass Spot-Preise für Instanzen oft mit der Zeit fallen, da Hardware veraltet und Preise an Effizienzgewinne angepasst werden. Eine langfristige Festlegung auf eine Instanz könnte folglich zu höheren tatsächlichen Kosten führen als bei flexibler Nutzung von On-Demand- oder Spot-Instanzen, die sich in Echtzeit an das Marktgeschehen anpassen. Die Bewertung von Vorauszahlungen kann durch die Anwendung von "Present Value"-Berechnungen (Barwert) verdeutlicht werden, die die Kapitalkosten in den Vergleich einbezieht. So wird etwa im Fall einer Kapitalbindung von 15 Prozent klar, dass der Barwert von Vorauszahlungen den Vorteil gegenüber monatlicher Zahlung stark verringert.
Die Daten zeigen, dass bei solch hohen Kapitalkosten die Vorteilsposition von Vorauszahlungen gegenüber On-Demand stark abnimmt. Bei einer Annahme von zehn Prozent Kapitalkosten zeigt die Rechnung eine leicht günstigere Position für Vorauszahlungen, doch der Unterschied wird immer enger. Letztlich hängt die Entscheidung stark vom individuellen Unternehmen ab und davon, wie hoch die tatsächlichen Kapitalkosten sind, welche Flexibilität erforderlich ist und wie sich die erwartete Nutzung der Cloud-Dienste gestaltet. Für Unternehmen mit stabilen Workloads, die schon genau wissen, dass eine bestimmte Instanz über eine längere Zeit benötigt wird und bereit sind, Kapital zu binden, können Vorauszahlungen durchaus lohnenswert sein. Für dynamischer agierende Unternehmen, die auf schwankende Anforderungen reagieren müssen und über eine höhere Kapitalbindungskosten verfügen, ist der On-Demand oder Spot-Instanz-Einsatz wahrscheinlich die bessere Wahl.
Darüber hinaus sollte die Auswahl auch unter Berücksichtigung zusätzlicher Faktoren erfolgen. Dazu zählen Supportkosten, potenzielle Wechsel in die Architektur, unerwartete Änderungen der Arbeitslasten sowie die Innovationsgeschwindigkeit innerhalb der Cloud-Services. Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die Komplexität der Kostenkontrolle und Planung. Die Vorauszahlungsoption verlangt eine sorgfältige Budgetierung und nähere Betrachtung zukünftiger Anforderungen, um finanzielle Nachteile durch Fehlkalkulationen zu vermeiden. Gerade im Kontext der schnell entwickelnden Cloud-Technologien und der stetigen Optimierung von Rechenkapazitäten scheint der Pay-as-you-go-Ansatz vielen Unternehmen durch seine Flexibilität weiter vorzuziehen sein.
Die Möglichkeit, laufend auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren, scheint für zahlreiche Anwender einen entscheidenden Vorteil darzustellen, der eine moderate Preisersparnis durch Vorauszahlungen oft überwiegt. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass das Vorausbezahlen von AWS-Instanzen zwar theoretisch echte Einsparungen ermöglicht, diese jedoch oft durch Kapitalbindungskosten und mangelnde Flexibilität zunichtegemacht werden. Die 33 Prozent Ersparnis bei Einjahresreservierungen und bis zu 60 Prozent bei dreijährigen Vorauszahlungen sollten daher immer kritisch im Kontext individueller wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und zukünftiger Flexibilitätsanforderungen bewertet werden. Bei einem Kapitalkostensatz über sieben Prozent, wie er in modernen Unternehmen nicht unüblich ist, sinkt der Vorteil von Vorauszahlungen oft deutlich. Unternehmen sollten daher eingehend prüfen, ob sie die eingesetzten finanziellen Mittel anderweitig besser investieren können oder ob die Bindung an eine spezielle Instanzklasse langfristig sinnvoll ist.
Alternativ können auch hybride Modelle eingesetzt werden, die eine Kombination aus On-Demand, Spot-Instanzen und reservierten Instanzen nutzen, um Kosten und Flexibilität in Einklang zu bringen. Schlussendlich ist es ratsam, die Kostenmodelle von AWS eingehend zu analysieren, dabei mögliche Marktveränderungen und eigene Kapitalkosten im Blick zu behalten. Moderne Tools und Kalkulationstabellen, wie sie beispielsweise auf shoptimality.com angeboten werden, helfen bei der Bewertung der optimalen Strategie. Eine pauschale Empfehlung für oder gegen Vorauszahlungen gibt es demnach nicht, vielmehr müssen individuelle Geschäftsmodelle und strategische Ziele entscheidend in die Abwägung einfließen.
Das wachsende Angebot alternativer Cloud-Anbieter und steigender Wettbewerb unterstreicht zusätzlich die Bedeutung von Kostenkontrolle und Anpassungsfähigkeit. Flexible und skalierbare Cloud-Nutzung wird künftig immer mehr zum Wettbewerbsvorteil. Vorauszahlungen können zwar einen Preisvorteil bieten, sollten aber niemals auf Kosten der strategischen und operativen Flexibilität abgeschlossen werden. Ein fundiertes Verständnis der eigenen Anforderungen und eine differenzierte Betrachtung der Kapitalbindung bleiben wesentliche Faktoren für eine wirtschaftlich erfolgreiche Nutzung von AWS-Instanzen.