Primark, eine der führenden Einzelhandelsketten im Discount-Bekleidungssegment, steht aktuell vor einer herausfordernden Phase, die sich in den jüngsten Geschäftszahlen seines Mutterkonzerns Associated British Foods (ABF) widerspiegelt. Die wirtschaftlichen Daten für das Geschäftsjahr bis zum 1. März 2025 zeigen, dass der gewohnte Wachstumspfad ins Stocken geraten ist. Vor allem die anhaltende Vorsicht der Verbraucher im Vereinigten Königreich drückt die Umsätze und Gewinne von Primark, während andere Märkte vergleichsweise besser abschneiden. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die durch externe Faktoren und Marktbelastungen bedingten Veränderungen im Einzelhandel von preisbewusster Mode.
ABF, als Dachgesellschaft von Primark, verzeichnete für das vergangene Geschäftsjahr einen Rückgang des Gruppenumsatzes um zwei Prozent auf 9,5 Milliarden Pfund Sterling. Noch deutlicher fiel der Rückgang beim bereinigten Gewinn vor Steuern aus, der sich um zehn Prozent auf 818 Millionen Pfund reduzierte. Die Zahlen spiegeln die Herausforderungen wider, denen sich der Konzern gegenüber sieht, insbesondere im Heimatmarkt Großbritannien, der traditionell den größten Anteil an Primarks Umsatz ausmacht. Die Umsatzentwicklung in der Region Vereinigtes Königreich und Irland verlief nicht wie erhofft. Hier sanken die Erlöse um vier Prozent auf 2,1 Milliarden Pfund.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen herrscht eine ausgeprägte Konsumzurückhaltung vor, die durch wirtschaftliche Unsicherheiten, gestiegene Lebenshaltungskosten und Sparanstrengungen der Verbraucher hervorgerufen wird. Zum anderen ist der Wettbewerbsdruck durch andere Marken und den Onlinehandel, vor allem durch Plattformen wie Shein und Temu, spürbar gestiegen, was das Kaufverhalten zusätzlich beeinflusst. Im Gegensatz dazu gab es jedoch erfreuliche Wachstumszahlen in den internationalen Märkten. In den USA stiegen die Verkaufszahlen um 17 Prozent, und Mittel- sowie Osteuropa verzeichneten ein Wachstum von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Länder wie Spanien, Portugal und Frankreich trugen durch ihre starke Performance maßgeblich zum positiven Gesamtergebnis von Primark bei. Insgesamt lagen die globalen Umsätze von Primark leicht über dem Vorjahr bei 4,5 Milliarden Pfund, während der bereinigte operative Gewinn sogar um acht Prozent auf 540 Millionen Pfund anstieg. Diese Differenzierung zeigt, wie wichtig die Expansionsstrategie in wachstumsstarken Regionen für die Stabilisierung der Marke ist. George Weston, der Chief Executive Officer von ABF, kommentierte die Ergebnisse mit dem Hinweis auf die gemischte Befindlichkeit der verschiedenen Märkte. Er betonte, dass Primark trotz der vorsichtigeren Verbraucherverhalten im Vereinigten Königreich und Irland gute Fortschritte in Europa und den USA erzielt habe.
Primarks günstiges Betriebsmodell werde weiterhin als Wettbewerbsvorteil eingestuft, was sich in der Profitabilität und den Margen widerspiegelt. Westons Aussagen deuten auf eine klare Fokussierung des Konzerns auf Kostenkontrolle und Effizienz hin, um sich in einem anspruchsvollen Umfeld zu behaupten. Die Herausforderungen im Heimmarkt mahnen jedoch auch zur Vorsicht für die Zukunft. Der Einzelhandel im Vereinigten Königreich bleibt angespannt, und die Prognosen für das laufende Jahr deuten auf ein nur geringfügiges Umsatzwachstum. Die operative Gewinnmarge soll, laut Unternehmensangaben, auf dem Niveau des Vorjahres verharren, was ein Zeichen für den zunehmenden Kostendruck und schwankende Kundenbudgets ist.
Ein weiterer Fokus von ABF und Primark liegt auf der Modernisierung des Kundenerlebnisses. Die angekündigte Einführung des Click-and-Collect-Services in Großbritannien, die bis Juni 2025 abgeschlossen sein soll, stellt einen bedeutenden Schritt dar, um das Online- und Offline-Geschäft stärker zu verknüpfen. Diese Omnichannel-Strategie soll der veränderten Erwartungshaltung der Verbraucher gerecht werden und damit die Kundenbindung verbessern. Gleichzeitig plant Primark verstärkte Investitionen in digitale Kundenansprache sowie in die Verbesserung des Einkaufserlebnisses in den Filialen. Hierunter fallen etwa die Ausweitung von Self-Checkout-Systemen, die sowohl Zeitersparnis für Kunden bieten als auch Personalkosten senken können.
Neben diesen strategischen Maßnahmen könnte eine regulatorische Änderung den Handel von Primark ebenfalls bessern. Die geplante Überprüfung der sogenannten De-Minimis-Regel, die derzeit Waren bis zu einem Wert von 135 Pfund von Einfuhrzöllen befreit, würde damit eine Lücke schließen, die vor allem von Online-Händlern genutzt wird, um Zollformalitäten zu umgehen. Ein angepasstes Zollregime könnte somit den Wettbewerbsnachteil von stationären Einzelhändlern wie Primark reduzieren und ein faireres Umfeld schaffen. Innerhalb von Primark hat es jüngst personelle Veränderungen an der Führungsspitze gegeben, die mit genauer Beobachtung betrachtet werden. Zwar könnte ein solcher Wandel kurzfristig für Unsicherheit sorgen, doch die geplanten Maßnahmen deuteten auf eine langfristig stabilisierende Wirkung hin.
Der Fokus auf ein verbessertes Kundenerlebnis und eine konsequente Expansion in europäischen und amerikanischen Wachstumsmärkten zeigt die Ambitionen von Primark, Marktanteile zurückzugewinnen und auszubauen. Der Gesamtmarkt für Discount-Mode bleibt herausfordernd. Die Konsumenten balancieren zwischen knapperen Budgets und dem Bedürfnis nach preisgünstiger, qualitativ akzeptabler Kleidung. Discounter wie Primark sind in dieser Situation gut positioniert, doch der Konkurrenzdruck verstärkt sich durch digitale Plattformen und sich verändernde Einkaufsgewohnheiten. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gewinnen ebenfalls an Bedeutung und beeinflussen zunehmend Konsumentscheidungen, was für Unternehmen in der Textilbranche eine Rolle spielt.
Zusammenfassend zeigt sich, dass Primark und seine Muttergesellschaft ABF durch eine Kombination aus defensiver Geschäftsentwicklung im Heimatmarkt und aggressiver Expansion in den Wachstumsmärkten agieren. Die derzeitigen Zahlen spiegeln die aktuellen Herausforderungen wider, insbesondere in Großbritannien, doch die internationale Entwicklung sowie die Anpassung des Geschäftsmodells geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die geplanten Investitionen in Digitalisierung, Kundenservice und Automatierung sowie die internationale Expansion unterstützen die Ausrichtung auf ein langfristiges Wachstum und die Anpassung an sich wandelnde Marktbedingungen. In Zukunft wird es entscheidend sein, wie gut Primark es schafft, den Spagat zwischen Kostenkontrolle, Kundenzufriedenheit und Innovationskraft zu meistern. Ebenso wird die Fähigkeit, externen Einflüssen wie wirtschaftlicher Unsicherheit, regulatorischen Änderungen und dem sich wandelnden Einzelhandelsumfeld Rechnung zu tragen, über den Erfolg in den nächsten Jahren entscheiden.
Für ABF als Muttergesellschaft ist eine ausbalancierte Ergebnisentwicklung unter Berücksichtigung der internationalen Diversifikation ein Schlüssel zur nachhaltigen Stärkung der Marktposition von Primark im globalen Einzelhandel für preisgünstige Mode.