Der Kryptomarkt befindet sich an einem spannenden Wendepunkt, der Anleger und Beobachter gleichermaßen fasziniert. Nach Monaten relativer Seitwärtsbewegungen und Unsicherheiten auf dem Markt steigen Altcoins mit beeindruckenden Renditen in den Vordergrund und lassen die USDT-Stablecoin-Dominanz zunehmend fallen. Diese Entwicklung nährt die Hoffnung, dass die sogenannte „Altseason“ endgültig begonnen hat – eine Phase, in der alternative Kryptowährungen den Bitcoin in puncto Performance deutlich übertreffen. Doch was steckt hinter diesen Bewegungen und was können Investoren erwarten? Ein tieferer Blick in die Marktmechanismen, aktuelle Trends und technische Signale hilft, die Bedeutung dieses Phänomens besser zu verstehen. Die Dominanz von Bitcoin galt lange als Maßstab für die Gefühlslage des Marktes.
Als das erste und bekannteste Kryptoasset ist Bitcoin oft der sichere Hafen, in dem Anleger in unsicheren Phasen Zuflucht suchen. Doch seit Anfang 2025 ist eine bemerkenswerte Abnahme der Bitcoin-Dominanz zu beobachten. Innerhalb von nur sechs Tagen fiel dieser Wert um rund 4 Prozent – der stärkste Rückgang seit November 2024. Dieses Muster wird von Experten als Signal gedeutet, dass Kapital sukzessive aus Bitcoin in alternative Kryptowährungen abfließt. Die Folge ist, dass Altcoins an Marktkapitalisierung und Aufmerksamkeit gewinnen, was ihre Preisentwicklung beflügelt.
Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang die sogenannte TOTAL2-Kennzahl, die die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen inklusive Coins, jedoch ohne Bitcoin abbildet. Technische Analysen zeigen, dass der TOTAL2-Index im Mai 2025 eine wichtige Widerstandsmarke durchbrach, die seit Januar des Jahres galt. Ein bullish Break of Structure (BOS) wurde identifiziert, begleitet von der Bildung höherer Tiefs auf den Tagescharts. Diese Muster sind stark bullisch zu interpretieren und signalisieren eine potenzielle Trendwende hin zu einer nachhaltigeren Aufwärtsbewegung bei Altcoins. Der Durchbruch über die psychologisch wichtige Schwelle von 1,25 Billionen US-Dollar könnte den Startschuss für eine größere Altcoin-Rally geben.
Ein weiterer Faktor, der die Dynamik unterstützt, ist die Entwicklung im Bereich der Stablecoins, insbesondere des Tether (USDT). Dieses Asset fungiert als wichtiger Liquiditätspool und gilt als Brücke für Kapitalflüsse zwischen traditionellen Märkten und Kryptowährungen. Die Marktbeherrschung von USDT, gemessen an der Dominanz im Kryptoökosystem, befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Am 13. Mai 2025 lag die USDT-Dominanz laut aktuellen Daten bei 4,59 Prozent – der niedrigste Wert seit Anfang Februar des gleichen Jahres.
Charttechnisch weist der USDT-Dominanz-Chart eine abwärtsgerichtete Dreiecksformation auf, die auf mögliche weitere Verluste hinweist. Sollte es zu einem Bearish Breakout kommen, wären neue Tiefstände denkbar, wie sie zuletzt 2021 im Zuge vorheriger Altseasons beobachtet wurden. Die Bedeutung einer fallenden USDT-Dominanz liegt in der Interpretation, dass Kapital aus sogenannten Stablecoin-Pools abzieht, um verstärkt in volatile, aber potenziell ertragreichere Kryptowährungen wie Altcoins und teilweise auch Bitcoin umzuschichten. Diese Bewegung entspricht einer höheren Risikobereitschaft der Anleger und einem Vertrauen, dass die Preise in den kommenden Wochen und Monaten tendenziell steigen werden. Dementsprechend konnten viele Altcoins in den letzten sieben Tagen starke Zugewinne verzeichnen: Ethereum gewann mehr als 44 Prozent, Solana stieg um etwa 22 Prozent, und XRP legte über 20 Prozent zu, während Bitcoin lediglich ein moderates Plus von knapp 10 Prozent erreichte.
Die Rolle der Memecoins darf in der gegenwärtigen Altseason ebenfalls nicht unterschätzt werden. Diese digitalen Assets, die oft auf populärer Kultur und viralen Trends basieren, profitieren unverkennbar von spekulativen Bewegungen und hohem Handelsvolumen. Ihre Outperformance im Vergleich zu Bitcoin unterstützt das Bild eines breit gefächerten Aufwärtstrends unter kleinen und mittleren Kryptowährungen und trägt zur allgemeinen Euphorie bei. Aus Sicht technischer Analysten ist der derzeitige Marktzyklus durch sogenannte Bearish Divergences und Volumenrückgänge bei Bitcoin gekennzeichnet, was zugunsten einer Altcoin-Stärke spricht. Michael Van Poppe, ein renommierter Marktanalyst und Gründer von MN Capital, hebt hervor, dass das wöchentliche Chartbild von Bitcoin-Dominanz eine Trendwende nahelegt.
Er interpretiert die Daten als finalen Höhepunkt der Bitcoin-Dominanz in diesem Zyklus und den möglichen Beginn eines nachhaltigen Aufschwungs der Altcoins, der das Ende des bisher vorherrschenden Bärenmarktes markiert. Parallel dazu beobachten erfahrene Trader und Marktexperten weiterhin, dass viele Altcoins technisch gesehen noch viel Raum für eine Erholung besitzen. Der Abstand zu den jeweiligen Allzeithochs liegt in vielen Fällen zwischen 70 und 90 Prozent. Dies bedeutet, dass trotz der jüngsten Zugewinne ein erhebliches Potenzial für weitere Kurssteigerungen vorhanden ist, was viele aufstrebende Kryptowährungen besonders attraktiv macht. Das Konzept der Altseason ist kein neues Phänomen, sondern regelmäßig wiederkehrender Bestandteil des Kryptoökosystems.
Es beschreibt eine Phase, in der diverse alternative Coins den Bitcoin mit riesigen prozentualen Kursgewinnen bei Weitem übertreffen. Das Wechselspiel zwischen Bitcoin-Dominanz, Stablecoin-Dominanz und Kapitalflüssen bestimmt maßgeblich, ob sich ein solcher Trend etabliert. Die gegenwärtigen Beobachtungen und technischen Signale scheinen eine klassische Altseason-Situation zu bestätigen, was viele Anleger motiviert, ihre Portfolios zu diversifizieren und sich stärker auf Altcoins zu fokussieren. Auch wenn der Beginn der Altseason nach Ansicht vieler Experten kurz bevorsteht oder bereits eingetreten ist, sind Risiken und Unsicherheiten nicht zu vernachlässigen. Der Kryptomarkt bleibt volatil und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst – von regulatorischen Entscheidungen bis hin zu technologischem Fortschritt und Marktpsychologie.