In den letzten Jahren hat sich das Verhalten der Fluggesellschaften bei der Preisgestaltung von Flugtickets verändert. Insbesondere bei den drei größten US-amerikanischen Airlines, American Airlines, United Airlines und Delta, zeichnet sich ein Trend ab, der Alleinreisende benachteiligt: Solo-Passagiere zahlen oft signifikant mehr für ihr Flugticket als diejenigen, die in Gruppen von zwei oder mehr Personen reisen. Dieses Phänomen hat nicht nur Einfluss auf die Kosten für Einzelpersonen, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die immer raffinierter werdenden Methoden der Preissegmentierung in der Luftfahrtindustrie. Die Grundlagen der Flugpreisgestaltung waren lange Zeit für viele Verbrauchern schwer nachvollziehbar. Airlines setzen auf ein System verschiedener Tarifklassen, die jeweils unterschiedliche Konditionen und Preise aufweisen.
Dabei wird das Angebot nach Nachfrage, Buchungszeitpunkt, Sitzplatzkategorie und auch Passagierprofil segmentiert. Bis vor kurzem war es tatsächlich unüblich, dass der Preis für einen einzelnen Passagier höher lag als der Betrag, den derselbe Fluganbieter für denselben Sitzplatz berechnete, wenn er an mehrere Personen verkauft wurde. Nun stellt sich heraus, dass diese klassische Logik umgekehrt wird. Konkret zeigen Untersuchungen, dass bei bestimmten Inlandsflügen der amerikanischen Airlines der Preis pro Ticket für einen einzelnen Reisenden höher ausfällt als der Preis pro Person innerhalb einer Buchung für zwei oder mehr Reisende. Ein Beispiel hierfür ist eine US-Inlandsverbindung von Chicago O'Hare nach Peoria, bei der ein Alleinreisender 269 US-Dollar für ein One-Way-Ticket zahlt.
Wenn jedoch zwei Personen gleichzeitig buchen, sinkt der Preis auf etwa 181 US-Dollar pro Person – ein Unterschied von fast einem Drittel. Dies ist kein bloßer Zufall oder technischer Fehler im Buchungssystem, sondern eine bewusste Tarifstruktur, die durch unterschiedliche „Fare Buckets“ realisiert wird. Das bedeutet, dass bei der Suche nach einem Sitzplatz für mehrere Reisende günstigere Tarifklassen auftauchen, die alleinstehenden Passagieren nicht zugänglich sind. Ein zentraler Grund für diese Praxis ist die sogenannte Kunden- oder Marksegmentierung. Fluggesellschaften versuchen, durch differenzierte Preisgestaltung verschiedene Kundenprofile optimal zu bedienen und deren Zahlungsbereitschaft auszuschöpfen.
So bezahlen beispielsweise Geschäftsreisende oft höhere Preise, da sie meist weniger preissensibel sind und im Regelfall mit Firmenkreditkarte zahlen. Familien oder Urlaubsreisende hingegen reagieren sensibler auf Preise und profitieren deshalb von günstigeren Gruppentarifen. Dieses Konzept ist nicht neu, jedoch zeigt die aktuelle Entwicklung, dass Airlines die Tarifsegmente in bislang unbekannter Weise aufteilen und differenzieren. Die Tarifregeln der Airlines legen übrigens offen, wie sie diese günstigen Tarife an Gruppen binden. Bei United Airlines etwa heißt es ausdrücklich, dass die günstigeren „Deep Discount Coach“ Tickets nur buchbar sind, wenn es mindestens einen weiteren Erwachsenen 15 Jahre oder älter in derselben Buchung gibt.
Ein Alleinreisender hat somit keinen Zugriff auf diese günstigere Tarifstufe. Eine solche Begleitperson-Regelung hat weitreichende Folgen für Alleinreisende, die häufig besondere Bedürfnisse und Reiseverläufe aufweisen, die nicht immer auf gemeinsame Buchungen mit anderen Personen ausgerichtet sind. Während dieses Phänomen bisher vor allem für Einwegflüge innerhalb der USA festgestellt wurde, beobachten Experten, dass Rundreisen oder internationale Langstrecken davon bislang kaum betroffen sind. Ebenso bieten Airlines wie JetBlue, Alaska Airlines oder Southwest Airlines diese Art der Alleinreisenden-Bestrafung offenbar nicht an. Dennoch bleibt die Praxis problematisch, weil sie schleichend und ohne transparente Kommunikation eingeführt wird und für viele Reisende erst durch Zufall erkennbar ist.
Die Reaktionen der Kunden auf diese neue Kostenbelastung für Solo-Passagiere sind vielfältig. Einige beklagen sich über die fehlende Fairness, da sie das Gefühl haben, wegen ihrer individuellen Reiseart finanziell bestraft zu werden. Insbesondere Alleinreisende über 50, die häufig freiwillig solo reisen, oder Menschen, die aus familiären oder beruflichen Gründen alleine unterwegs sind, fühlen sich benachteiligt. In Foren und sozialen Medien treten Diskussionen auf, in denen Verbraucher zu Sammelklagen oder regulatorischen Eingriffen gegen die Airlines aufrufen. Auch juristisch befindet sich diese Praxis in einer Grauzone.
Die Preisgestaltung von Fluggesellschaften unterliegt zwar der Kontrolle durch staatliche Behörden wie das amerikanische Verkehrsministerium (DOT), doch bislang gibt es keine klaren Vorschriften, die dieses Tarifmodell verbieten. Airlines argumentieren, dass die Tarife öffentlich zugänglich und die Buchungsbedingungen transparent seien. Dennoch bleibt die Frage, ob eine differenzierte Preisgestaltung, die Einzelreisende systematisch benachteiligt, aus ethischer und wettbewerbsrechtlicher Sicht gerechtfertigt ist. Für Reisende ergeben sich aus dieser Entwicklung wichtige Konsequenzen. Zunächst sollten potenzielle Fluggäste bei der Buchung nicht nur nach dem günstigsten Einzelpreis suchen, sondern auch prüfen, ob eine Buchung mit einer anderen Person – zum Beispiel einem Freund, Familienmitglied oder Kollegen – preisliche Vorteile bringen kann.
In manchen Fällen lohnt es sich sogar, die Tickets gemeinsam zu buchen, auch wenn die Mitreisenden zu unterschiedlichen Zeiten reisen. Darüber hinaus können Buchungsplattformen und Suchmaschinen unterschiedliche Preisoptionen anzeigen; hier genau hinzusehen kann helfen, Geld zu sparen. Langfristig könnte die zunehmende Benachteiligung von Solo-Passagieren einen Wandel in der Reisebranche herbeiführen. Airlines könnten gezwungen sein, ihre Preismodelle transparenter zu gestalten oder das Kundenfeedback ernster zu nehmen. Verbraucherzentralen und politische Entscheidungsträger könnten Initiativen starten, um eine faire Behandlung aller Reisenden sicherzustellen.