Im März 2025 hat China erstmals seine neuen Landungsbarken, bekannt als Shuiqiao-Schiffe, der Öffentlichkeit präsentiert. Die Enthüllung dieser speziellen Schwimmanlagen erfolgt in einem geopolitisch angespannten Moment, in dem die Spannungen zwischen der Volksrepublik China und Taiwan weiter zunehmen. Viele Experten werten die Einführung dieser hoch spezialisierten Landungsbarken als Hinweis auf Chinas Ambitionen, die Kontrolle über Taiwan notfalls auch mit militärischen Mitteln zu erzwingen. Dabei spielt das Projekt eine zentrale Rolle in den Strategien Pekings, die militärischen, paramilitärischen und zivilen Kapazitäten zu verknüpfen, um eine Landinvasion auf der Insel effizient umzusetzen. Die Shuiqiao-Landungsbarken zeichnen sich durch eine innovative Bauweise aus.
Sie bestehen aus einer Reihe miteinander verbundener Plattformen, die mittels dicker Stützpfeiler im Wasser stehen und über klappbare Brücken miteinander verbunden sind. Dies erlaubt eine Verlängerung der Landefläche vom Ufer mehrere hundert Meter bis zu fast einem Kilometer hinaus ins Meer. Derartige Landestellen sind entscheidend, wenn eine direkte Konfrontation mit Taiwans Küstenverteidigung vermieden werden soll. Offizielle Satellitenbilder zeigen, dass China diese Barken an Stränden in der Provinz Guangdong testet – nahe einem wichtigen Marinestützpunkt, von dem Operationen gegen Taiwan aus gesteuert werden. Chinas militärische Führung unter Präsident Xi Jinping verfolgt klar das Ziel, Taiwan letztlich unter Kontrolle der Volksrepublik zu bringen.
Sollten diplomatische oder wirtschaftliche Druckmittel versagen, ist eine militärische Einnahme Taiwans als untergeordnetes Szenario vorgesehen. Die Schwierigkeit eines amphibischen Angriffs auf Taiwan liegt vor allem in der geringen Zahl geeigneter Landungsstrände. Diese sind in Friedenszeiten begrenzt und im Ernstfall äußerst stark befestigt. Die neuen Landungsbarken könnten genau hier einen Vorteil bringen. Mit ihrer Fähigkeit, eine bewegliche und flexible Übergangslandschaft zu schaffen, ermöglichen sie es der chinesischen Armee, Truppen, Panzer und Material an Strände zu verlegen, die bislang wegen Verteidigungsanlagen oder natürlicher Gegebenheiten kaum angreifbar waren.
Viele Fachleute sehen die Shuiqiao-Barken als Teil einer umfassenderen Strategie, welche die Integration militärischer, paramilitärischer und ziviler Einheiten vorantreibt. Unter Chinas militärischer Modernisierung gehört auch die Ausweitung der Küstenwache, der maritimen Miliz und der Umrüstung von zivilen Schiffen zur schnellen Umwandlung in Truppentransporter. Gerade der maritime Miliz, bestehend aus modifizierten Fischer- und Handelsbooten, kommt bei einer Blockade oder Versorgung jährlich eine besondere Rolle zu. Die komplexe Verzahnung dieser Kräfte soll die Reaktionsfähigkeit und Mobilität der chinesischen Streitkräfte im Taiwan-Konflikt wesentlich steigern. Trotz der offensichtlichen technologischen Fortschritte bleibt die Frage, wie effektiv die neuen Landungsbarken im Ernstfall tatsächlich eingesetzt werden können.
Taiwan hat massiv in seine Küstenverteidigung investiert, unter anderem in moderne Raketen- und Luftabwehrsysteme. Die kürzlich beschafften HIMARS-Raketen, die Hochpräzisionsschläge auch auf Seeziele ermöglichen, gelten als potenzielle Bedrohung für die schwächeren Schwimmplattformen. Einige taiwanesische Militäranalysten zeigen sich daher optimistisch, dass solche Landungsbarken bei aktivem Widerstand relativ leicht zerstört werden könnten. Die strategische Bedeutung der Schwimmbarken wird auch dadurch relativiert, dass sie wahrscheinlich nicht in der ersten Angriffswelle eingesetzt werden. Vielmehr könnten sie für nachfolgende Landungen dienen, um die Versorgung und Verstärkung der bereits an der Küste operierenden Truppen sicherzustellen.
Dies unterstreicht den diffizilen Charakter eines möglichen Angriffs auf Taiwan, der nicht mit einem schnellen Präzisionsschlag, sondern mit komplexen, mehrstufigen Operationen verbunden wäre, in denen Logistik und Nachschub eine entscheidende Rolle spielen. Der Bau und die schnelle Fertigung der Barken – geschätzte vier bis sechs Monate für ein Exemplar – zeigen außerdem, wie China seine Rüstungsindustrie und vor allem die duale Nutzung von zivilen Schiffswerften für militärische Zwecke ausbaut. In der Gesamtschau ist die Einführung der Shuiqiao-Landungsbarken ein weiteres Indiz für Chinas sich verstärkende militärische Ambitionen im Westpazifik. Die Volksrepublik investiert nicht nur in High-Tech-Raketen und Luftfahrt, sondern auch in vermeintlich einfachere, aber taktisch hochrelevante Systeme, die den logistischen Rahmen eines möglichen Taiwan-Einsatzes absichern sollen. Die damit verbundene Bündelung von militärischer und ziviler Infrastruktur zeigt das Ausmaß, in dem China für eine umfassende Erwägung eines militärischen Vorgehens gerüstet ist.
Taiwan reagiert auf diese Entwicklungen mit einer Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft und intensiver Forschung in asymmetrischen Kriegstechnologien, welche die militärische Übermacht der Volksrepublik kompensieren könnten. Gleichzeitig setzt die Inselregierung verstärkt auf internationale Unterstützung, unter anderem durch die Ausrüstung mit modernen Verteidigungssystemen aus den USA. Der Konflikt um Taiwan bleibt weiterhin ein komplexes geopolitisches Spannungsfeld, in dem militärische Innovationen wie die Shuiqiao-Landungsbarken eine wichtige Rolle spielen, gleichzeitig aber auch deren potenzielle Schwächen offenbar werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neue Generation chinesischer Landungsbarken einen strategischen Fortschritt darstellt, der Chinas Optionen für eine amphibische Invasion Taiwans erheblich erweitert. Dennoch sind nach wie vor wesentliche Herausforderungen zu bewältigen, insbesondere im Bereich Luft- und Seeblockaden sowie in der Gefahrenabwehr durch Taiwan selbst.
Die Entwicklungen im Militärbereich müssen deshalb immer im Kontext der politischen, diplomatischen und internationalen Dynamiken betrachtet werden, die letztlich über Frieden oder Konflikt in der Taiwanstraße entscheiden werden. Die Shuiqiao-Schiffe sind ein Beispiel für die wachsende Komplexität und Innovationskraft der chinesischen Streitkräfte, aber auch für die fortwährende Unsicherheit und die Risiken, die dieser unmittelbare Nachbarschaftskonflikt birgt.