Die USS Liberty Affäre zählt zu den kompliziertesten und kontroversesten Ereignissen des Sechs-Tage-Kriegs im Jahr 1967. An Bord der USS Liberty, eines US-amerikanischen technischen Aufklärungsschiffs, kam es während der Kriegshandlungen im Mittelmeer vor der Sinai-Halbinsel zu einem verheerenden Angriff durch israelische Streitkräfte. Obwohl der Vorfall vom israelischen Staat als Versehen dargestellt wird, hält sich bis heute das Misstrauen vieler Beteiligter und Beobachter gegenüber der offiziellen Darstellung. Die Folge waren zahlreiche Todesopfer, schwere Verletzungen und umfangreiche Schäden am Schiff, die ein düsteres Kapitel in den Beziehungen zwischen den USA und Israel markierten. Die USS Liberty war ursprünglich ein ziviles Fracht- und Versorgungsschiff, das von der US Navy in ein technisches Aufklärungsschiff umgebaut wurde.
Seine Hauptaufgabe bestand darin, im Auftrag der National Security Agency (NSA) Signale und Kommunikation zu überwachen, was den Status eines Spionageschiffs implizierte. Zu Beginn des Sechs-Tage-Krieges wurde das Schiff in internationalen Gewässern nahe der nordöstlichen Küste der Sinai-Halbinsel stationiert, etwa 25,5 Seemeilen vor der Küste der ägyptischen Stadt Arish. Am 8. Juni 1967 wurde die USS Liberty von israelischen Luftstreitkräften und Marine-Einheiten angegriffen. Die israelischen Streitkräfte setzten dabei Mirage III und Mystère IV Jagdflugzeuge sowie drei schnelle Motor-Torpedoboote ein.
Die Angriffe bestanden aus mehreren Luftangriffen mit Maschinengewehren, Raketen, Napalm-Bomben und später Torpedos, die das Schiff schwer beschädigten. Dabei kamen 34 Besatzungsmitglieder ums Leben, einschließlich Soldaten, Marinesoldaten und einem Mitarbeiter der NSA, während 171 weitere verletzt wurden. Die Umstände des Angriffs sind bis heute umstritten. Die israelische Regierung erklärte, es habe sich um einen tragischen Fehler gehandelt, bei dem die USS Liberty fälschlicherweise für ein ägyptisches Kriegsschiff gehalten worden sei. Nach offiziellen israelischen und amerikanischen Untersuchungen wurde der Angriff als Versehen eingestuft, welches auf mangelnde Identifikation und Kommunikationspannen zurückzuführen sei.
Israel entschuldigte sich öffentlich, zahlte Entschädigungen an die Familien der Opfer sowie für Schäden am Schiff, und erklärte, dass man kein Interesse gehabt habe, einen befreundeten Staat zu attackieren. Die international durchgeführten Untersuchungen, die vom US-Verteidigungsministerium, dem Geheimdienst CIA und anderen Behörden durchgeführt wurden, kommen jedoch nicht durchweg zu dieser einfachen Schlussfolgerung. Ehemalige Militärangehörige, Überlebende des Angriffs und einige Experten widersprechen der offiziellen Version und bezweifeln, dass es sich nur um eine Identitätsverwechslung gehandelt habe. Einige von ihnen vertreten die These, dass der Angriff vorsätzlich erfolgte, um die USS Liberty zum Schweigen zu bringen und empfindliche Informationen über militärische Aktionen Israels und den Kriegsgeschehnissen zu verhindern. Die Ereignisse, die zur Attacke führten, sind komplex.
Vor Kriegsbeginn hatte der israelische Generalstabschef Yitzhak Rabin den amerikanischen Marineattaché versucht zu warnen, dass Israel jegliche unverzichtbare Angriffe gegen Schiffe in Küstennähe führen werde und empfahl daher eine Distanzvergrößerung. Diese Warnungen wurden aber nicht angemessen an die USS Liberty weitergeleitet, was über Missverständnisse und Kommunikationsprobleme zu einem fehlenden Schutz für das Schiff führte. Am Handelstag wurde die Liberty durch israelische Aufklärungsflugzeuge beobachtet, zeitweise überflogen, aber nach Angaben israelischer Stellen nicht als amerikanisches Schiff identifiziert. Das Schiff trug sichtbar gut erkennbare Flaggen und hatte auf beiden Seiten ihrer Rumpfnummern in lateinischer Schrift, die ihr als technisches Forschungsschiff zugeordnet werden konnten. Trotz dieser deutlichen Kennzeichnungen griffen israelische Einheiten das Schiff mit massivem Feuer an.
Luftangriffe mit Kanonen, Raketen und Napalm führten zu schweren Schäden, ehe die torpedobetriebenen Schnellboote eintrafen und einen Torpedo trafen, der ein Loch von mehreren Metern in das Schiff riss. Während des Gefechts versuchten die Crewmitglieder der Liberty, die Angreifer zur Identifikation aufzufordern und sorgten zudem dafür, dass die amerikanische Flagge wieder sichtbar gehisst wurde, nachdem diese durch das Artilleriefeuer zeitweise beschädigt worden war. Trotz dieser Bemühungen ging der Angriff weiter, was großes Entsetzen unter der Mannschaft auslöste. Nicht alle Entscheidungen an Bord waren eindeutig, und im Chaos der Situation kam es sogar zu versehentlichen eigenen Schussabgaben. Am Ende gelang es der Liberty, trotz extremer Beschädigung, das Gebiet unter eigener Kraft zu verlassen und nach Malta zur Reparatur zu steuern.
Die amerikanische Regierung reagierte schnell mit Kritik und forderte eine Erklärung Israels. Die öffentliche Darstellung seitens Washington akzeptierte jedoch die Entschuldigung Israels und unterstrich die schwierigen Rahmenbedingungen des Konflikts. Präsident Lyndon B. Johnson zeigte sich in der Öffentlichkeit gemäßigt, obwohl manche interne Nachrichtendienste und Militärführer Zweifel an der Unbeabsichtigtheit des Angriffs äußerten. Admiral Thomas Moorer, ehemaliger Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff, gehörte zu den prominentesten Kritikern der offiziellen Version und sprach von einer politischen Vertuschung.
Die Anschuldigungen und Verschwörungstheorien um die USS Liberty sind vielfältig. Einige behaupten, Israel habe versucht, den Einfluss der USA im Nahen Osten durch Einschüchterung oder Ausschaltung eines US-Spionageschiffs zu reduzieren, um ungestört militärische Operationen durchzuführen, etwa die geplante Angriffsoffensive gegen Syrien. Andere vermuten, der Angriff sei inszeniert worden, um die USA längerfristig auf Israels Seite zu ziehen oder um die Stellung in der Region zu festigen. Die offizielle israelische Untersuchung stellte später drei Hauptfehler fest: Die Zuordnung des Schiffes wurde gelöscht, bevor der Angriff stattfand; das Schiff wurde fälschlicherweise als feindliches ägyptisches Schiff identifiziert; und Informationen über amerikanische Schiffskennzeichnungen wurden nicht richtig an die aufklärenden und angreifenden Einheiten weitergegeben. Dazu kamen Übermüdung und Nervosität unter den Streitkräften in einem Zeitalter, in dem der Krieg durch intensive Gefechte geprägt war.
Die Reaktionen der internationalen Öffentlichkeit reichten von Empörung bis hin zu Versuchen, den Vorfall als tragischen Zwischenfall im Kriegsgeschehen zu verstehen. Sowohl US- als auch israelische Regierungen weigerten sich jedoch über Jahrzehnte, das Ereignis in vollem Umfang transparent aufzuarbeiten. Verschiedene Dokumente und Audioaufnahmen israelischer Militärkommunikation wurden erst Jahrzehnte später durch Druck von Veteranenverbänden und Journalisten teilweise freigegeben, doch ist bis heute vieles über den Frieden und Lapid bedacht. Die Überlebenden und Familien der Opfer kämpften lange um Anerkennung und weitere Aufklärung des Vorfalls. Die Auszeichnung des Kommandanten William McGonagle mit der Medal of Honor blieb der Öffentlichkeit weitgehend verborgen, da die Zeremonie nicht im Weißen Haus stattfand, sondern zurückhaltend im Marinehauptquartier.
Die Kontroverse über eine mögliche Absicht des Angriffs hält sich bis heute, viele Veteranen sind sich sicher, dass es kein Zufall war. In den letzten Jahrzehnten wurde das Thema USS Liberty immer wieder in Medien, Büchern und Dokumentarfilmen aufgegriffen und sorgte für erneutes Interesse. Dabei standen Fragen der Kriegsführung, der internationalen Diplomatie und der Bewertung von Freund- und Feindbildern im Mittelpunkt. Gleichzeitig wurde die Affäre leider häufig von antisemitischen Verschwörungstheorien missbraucht, was dem sensiblen Verhältnis zwischen der historischen Wahrheit und politischen Absichten eine weitere Schattierung verlieh. Das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Israel wurde durch den Vorfall zwar belastet, aber nicht dauerhaft erschüttert.