Die Sommer in Großbritannien verändern sich rasant. Was noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar schien, nimmt heute zunehmend Gestalt an: Temperaturen von 40 Grad Celsius wurden bereits erreicht, und Experten warnen davor, dass auch 45 Grad Celsius – was enormen Hitzerekorden entspricht – künftig möglich sein könnten. Das britische Met Office, die staatliche meteorologische Behörde, hat jüngst in einer umfassenden Analyse darauf hingewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit für extreme Hitzewellen drastisch steigt und in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Dieses Phänomen ist eng mit dem globalen Klimawandel verbunden und zeigt konkrete Auswirkungen auf das bisher als gemäßigt bekannte Klima im Vereinigten Königreich. Im Juli 2022 wurden erstmals Temperaturrekorde über 40 Grad Celsius gemessen, mit einem Spitzenwert von 40,3 Grad in Coningsby, Lincolnshire.
Diese bislang beispiellose Hitze sorgte landesweit für eine Vielzahl von Problemen – von verheerenden Waldbränden über weitreichende Versorgungsengpässe im Verkehr und bei Energienetzen bis hin zu einer erhöhten Zahl von hitzebedingten Todesfällen. Besonders ältere Menschen waren von den extremen Temperaturen betroffen, und die Statistik zeigte eine alarmierende Zunahme von mehr als 3000 hitzebedingten Todesfällen allein im Sommer 2022. Die Daten und Modellrechnungen des Met Office verdeutlichen, wie sehr sich die Risikolandschaft verändert hat. Seit den 1960er Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, einen Tag mit Temperaturen über 40 Grad Celsius zu erleben, mehr als zwanzigfach gestiegen und hat sich seit dem Jahr 2000 nahezu verdreifacht. Die Klimaforschung geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt: Mit einer 50-prozentigen Chance wird erwartet, dass ein solch heißer Tag innerhalb der nächsten zwölf Jahre erneut auftritt.
Doch es geht nicht nur um die Höchstwerte einzelner Tage. Studien zeigen, dass zukünftige Sommer deutlich längere Perioden mit Temperaturen oberhalb der Hitzegrenzen bringen könnten. Im Südosten Englands könnten bis zu zwei Drittel der Sommertage die Schwelle von 28 Grad Celsius überschreiten, was als Hitzegrenze gilt. Ganze mehrwöchige Hitzeperioden sind demnach möglich, ebenso wie Serien von zwölf oder mehr Tagen mit Temperaturen über 35 Grad Celsius. Dieses Szenario steht in starkem Kontrast zu den historischen Durchschnittswerten und stellt erhebliche neue Herausforderungen für Gesellschaft und Infrastruktur dar.
Die Auswirkungen solcher extremen Hitzeperioden sind vielfältig und tiefgreifend. Die öffentliche Gesundheit ist stark gefährdet, da hohe Temperaturen Hitzebelastungen insbesondere für ältere Menschen, Kinder und gesundheitlich vorbelastete Personen erhöhen. Die Belastung für das Gesundheitssystem steigt, und es ist mit einer Zunahme von hitzebedingten Erkrankungen und Todesfällen zu rechnen. Auch die Infrastruktur steht unter immensem Druck. Straßen, Schienen und Brücken sind für diese Temperaturen nicht ausgelegt, was zu Ausfällen und Schäden führen kann.
Stromnetze geraten durch den erhöhten Energiebedarf in den Sommermonaten an ihre Grenzen, vor allem wenn Klimaanlagen und andere Kühlgeräte verstärkt eingesetzt werden. Transport- und Logistiksysteme werden ebenfalls beeinträchtigt, was wirtschaftliche Folgen nach sich zieht. Darüber hinaus verursachen längere und intensivere Hitzeperioden schwerwiegende ökologische Probleme. Waldbrände nehmen zu, wie die Ereignisse in London, Leicestershire und South Yorkshire im Sommer 2022 zeigten. Landwirtschaftliche Nutzflächen leiden unter Dürre und Ertragsausfällen.
Tier- und Pflanzenwelt sind ebenfalls betroffen, wodurch Biodiversität und Ökosysteme gefährdet werden. Die Warnungen des Met Office unterstreichen die Dringlichkeit, sich auf diese klimatischen Veränderungen einzustellen und entsprechend vorzubereiten. Es braucht umfassende Strategien, um die Auswirkungen extremer Hitze auf Bevölkerung und Umwelt zu minimieren. Dies beinhaltet Investitionen in hitzebeständige Infrastruktur, verbesserte Notfallpläne, öffentliche Gesundheitsmaßnahmen und die Förderung nachhaltiger Stadtgestaltung, die Schatten- und Kühlsysteme einbindet. Auf politischer Ebene ist die Bekämpfung des Klimawandels und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen essentiell, um das Fortschreiten extremer Wetterereignisse einzudämmen.
Gleichzeitig müssen Anpassungsmaßnahmen vorangetrieben werden, um die unvermeidbaren Folgen besser zu bewältigen. Die Erkenntnisse des Met Office liefern Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern und der Gesellschaft wichtige Orientierungspunkte, um den Herausforderungen der zunehmenden Hitzeperioden konstruktiv zu begegnen. Für die Bevölkerung bedeutet dies auch eine Veränderung des Alltagslebens. Bewusstseinsbildung und Verhaltensanpassungen werden notwendig sein: Der Schutz vor Hitze, die Nutzung von Klimaanlagen, das Management von Wasservorräten und der Umgang mit gesundheitlichen Risiken rücken stärker in den Fokus. Schulen, Arbeitsplätze und Kommunen müssen hitzeresistente Maßnahmen implementieren, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Menschen zu gewährleisten.