Die Loulo-Gounkoto Goldmine, betrieben vom Bergbaukonzern Barrick Gold, steht derzeit im Zentrum eines komplexen Rechtsstreits, der das gesamte Bergbausegment in Mali nachhaltig beeinflussen könnte. Ein Gericht in Mali soll in Kürze darüber urteilen, ob die Mine unter eine vorläufige Verwaltung gestellt wird – ein Schritt, der die Spannungen zwischen Barrick Gold und der malischen Regierung deutlich verschärfen könnte. Diese Entscheidung ist eingebettet in eine Reihe von Konflikten, die seit Anfang des Jahres die Betriebsfähigkeit und die wirtschaftliche Stabilität der Mine beeinträchtigen. Die Loulo-Gounkoto Mine gilt als eine der ertragreichsten Goldminen in Afrika und trägt einen erheblichen Teil zu Malis Wirtschaft bei. Der Bergbaukonzern Barrick hält die Mehrheit der Anteile, während die malische Regierung einen Minderheitsanteil von 20 Prozent besitzt.
Trotz dieser Beteiligungssituation ist die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und der Regierung zunehmend angespannt. Im Januar wurde der Betrieb der Mine aufgrund von Differenzen und Maßnahmen seitens der Regierung ausgesetzt, was einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden sowohl für das Unternehmen als auch für Mali verursacht hat. Die Grundlage für den Konflikt liegt in der Einführung eines neuen Bergbaugesetzes im Jahr 2023, das eine Reihe von Änderungen mit sich bringt. Dieses Gesetz erhöht die steuerlichen Belastungen für Minenbetreiber und erweitert den Anteil des Staates an Bergbauprojekten. Während die Regierung diese Maßnahmen als notwendig erachtet, um die nationale Kontrolle und den wirtschaftlichen Nutzen aus den natürlichen Ressourcen zu stärken, betrachtet Barrick Gold sie als belastend und wettbewerbsverzerrend.
Insbesondere die erhöhten Steuern und die Forderungen nach einem höheren Anteil am Gewinn führen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten. Die malische Regierung hat jüngst einen Antrag bei einem Handelsgericht in Bamako gestellt, um eine „vorläufige Verwaltung“ der Loulo-Gounkoto Mine zu etablieren. Dies bedeutet, dass eine neue Verwaltungsmannschaft eingesetzt werden könnte, die den Betrieb der Mine übernimmt und überwacht, bis die rechtlichen und finanziellen Streitigkeiten endgültig geklärt sind. Dieser Schritt wird von Beobachtern als mögliche Strategie gesehen, die Vermögenswerte von Barrick Gold zu übernehmen oder zumindest die Kontrolle über die Mine zu verschieben. Kritiker warnen, dass dadurch das Investitionsklima in Mali weiter verschlechtert werden könnte.
Barrick Gold hat bereits signalisiert, dass der Wiederaufnahme der Bergbauaktivitäten Hindernisse entgegenstehen, die mit den Exportbeschränkungen für Gold durch die Regierung zusammenhängen. Bis diese Beschränkungen aufgehoben werden, könne der Betrieb der Mine nicht fortgesetzt werden. Anfang April erhielt das Unternehmen eine Fristsetzung von der Regierung, dass der Betrieb bis zum 20. April wieder aufgenommen werden müsse, andernfalls drohe die vorläufige Verwaltung. Diese Frist ist verstreichen, ohne dass sich die Situation entspannt hätte.
Ein zentraler Streitpunkt ist auch die Beschlagnahmung von rund drei Tonnen Gold im Wert von etwa 317 Millionen US-Dollar durch die malische Regierung. Barrick wurde offiziell vorgeworfen, Steuern hinterzogen zu haben, was das ohnehin angespannte Verhältnis weiter belastet. Barrick hingegen bestreitet diese Anschuldigungen und verweist auf laufende Verhandlungen und rechtliche Schritte. Im Februar hatte Barrick zugestimmt, eine Zahlung von 438 Millionen US-Dollar an die Regierung zu leisten, um die Freilassung inhaftierter Manager und die Rückgabe des beschlagnahmten Goldes zu erwirken. Allerdings wurde diese Vereinbarung von Seiten der malischen Regierung nicht genehmigt.
Offiziellen Quellen zufolge basierte die Ablehnung darauf, dass Barrick das „falsche“ Dokument unterzeichnete. Zudem gibt es Forderungen nach zusätzlichen Zahlungen, die mit unbezahlten Steuern seit Ende des Bergbaubetriebs zusammenhängen. Die Situation ist zudem durch die Einleitung einer internationalen Schiedsgerichtsverfahren seitens Barrick verschärft worden. Das Unternehmen reichte im Dezember 2024 eine Klage gegen Mali ein, mit dem Ziel, die Konflikte außergerichtlich oder durch internationale Instanzen zu lösen. Gleichzeitig finden parallel zu den juristischen Auseinandersetzungen Verhandlungen zur Ausarbeitung eines Memorandums of Understanding zwischen den Parteien statt.
Barrick-Chef Mark Bristow berichtete, dass man sich in den letzten Wochen bereits mehrfach nahe an einer Einigung befunden habe. Die wirtschaftliche Bedeutung der Loulo-Gounkoto Mine für Mali kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie stellt nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für den Staat dar, sondern bietet auch zahlreiche Arbeitsplätze und fördert die lokale Wirtschaft. Aufgrund der anhaltenden Streitigkeiten und Produktionsstillstände ist jedoch mit erheblichen Verlusten und einem Vertrauensverlust bei internationalen Investoren zu rechnen. Die Entscheidung des malischen Gerichts zur vorläufigen Verwaltung ist daher nicht nur eine rechtliche Frage, sondern hat weitreichende politische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen.