Stablecoins erleben derzeit einen bemerkenswerten Aufschwung und haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Geld global bewegen, grundlegend zu verändern. Ihre Rolle geht weit über einfache Kryptohandelstools hinaus – sie entwickeln sich zu einem zentralen Element der globalen Zahlungsinfrastruktur. Branchenexperten wie Jack McDonald, Senior Vice President für Stablecoins bei Ripple, sowie Mark Greenberg, Global Head of Consumer bei Kraken, betonen auf der Jahreskonferenz Consensus 2025 in Toronto, dass Stablecoins an einem Wendepunkt stehen, an dem sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des internationalen Finanzsystems werden. Sie bringen eine bedeutende Innovation mit sich, die die altbekannten und oft fragmentierten Zahlungswege hinter sich lässt. Die Vorteile dieser digitalen, in der Regel an stabile Werte wie den US-Dollar gebundenen Coins sind vielfältig.
Einer der wichtigsten Aspekte ist ihre Fähigkeit, grenzüberschreitende Zahlungen deutlich effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Im Gegensatz zu den traditionellen Systemen, die durch mehrere Zwischenstationen und internationale Banken hohe Gebühren und lange Wartezeiten mit sich bringen, ermöglichen Stablecoins schnelle Transaktionen fast in Echtzeit. Diese Geschwindigkeit ist besonders für Unternehmen und Verbraucher von großem Nutzen, die tägliche Zahlungen über Landesgrenzen hinweg abwickeln müssen. Der Reiz liegt in der Kombination aus Digitalität und Stabilität: Stablecoins verbinden die Schnelligkeit und Transparenz von Kryptowährungen mit der Wertbeständigkeit herkömmlicher Währungen, was sie für Zahlungen, Handel und Wertaufbewahrung attraktiv macht. Ripple etwa bringt mit RLUSD eine vollständig gedeckte und regulierte Stablecoin auf den Markt, die nicht nur den Zahlungsverkehr vereinfacht, sondern auch dazu beitragen soll, veraltete cross-border Zahlungssysteme zu ersetzen, die heute als ineffizient und fragmentiert gelten.
Die Erfahrung von Ripple, das sich mit Löschung alter Mechanismen beschäftigt, zeigt, wie Firmen in diesem Bereich mit innovativen Produkten signifikante Fortschritte erzielen können. Die Perspektiven für Stablecoins sind nicht nur im Zahlungsverkehr umfassend, sondern reichen auch bis in den Finanzmarkt hinein. Hier geht es um die Frage, wie diese digitalen Mittel als kollektives Kapital genutzt werden können, unter anderem als Sicherheiten für Kredite oder als Basiswerte in Kapitalmärkten. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist Ripples Erwerb des Prime Brokers Hidden Road, der es ermöglichen soll, Stablecoins als Sicherheit bei Krediten oder beim Handel mit cross-margin zu verwenden. Dies könnte künftig den Finanzmarkt revolutionieren, indem es mehr Liquidität und Effizienz bereitstellt.
Auch Kraken spielt hier eine Vorreiterrolle. Die Krypto-Börse ist Gründungsmitglied des Global Dollar Network, eines Konsortiums, das den Stablecoin USDG herausgibt und sich auf die Kombination von traditionellem Finanzwesen mit digitalen Technologien konzentriert. Mark Greenberg sieht in Stablecoins die Antwort auf die wesentlichen Probleme, die das heutige internationale Payment-System prägen. Er beschreibt das bestehende System als übermäßig komplex und unpraktisch. Stablecoins bieten eine Vereinfachung und beschleunigen Abläufe branchenübergreifend erheblich.
Diese Vision einer durchgängigen Integration von Stablecoins in die globale Finanzwelt geht mit erheblichen regulatorischen Herausforderungen einher. Unterschiedliche Rechtsrahmen auf der ganzen Welt sorgen aktuell dafür, dass es noch keinen einheitlichen Umgang mit diesen digitalen Währungen gibt. Beispielsweise verhindert die MiCA-Verordnung in der Europäischen Union, dass der USDG-Stablecoin eine Rendite oder Zinsen an seine Halter auszahlen darf. In den USA wiederum wäre es notwendig, Ripple’s RLUSD als Wertpapier zu registrieren, wenn es Renditeerträge anbieten soll. Diese regulatorischen Hürden sind komplex und stellen für Anbieter und Nutzer gleichermaßen eine Unsicherheit dar.
Dennoch gehen Experten davon aus, dass die Regulierungsbehörden sich in den nächsten Jahren auf klare Vorgaben einigen werden, die das Wachstum dieses Sektors beflügeln. Die Aussicht auf renditebringende Stablecoins wird als nächste Entwicklungsstufe angesehen. Sowohl Ripple als auch Kraken betonen, dass es für Nutzer sinnvoll ist, auf ihre Einlagen eine Verzinsung zu erhalten – vergleichbar mit traditionellen Spareinlagen. Dies könnte eine stärkere Akzeptanz und breitere Verwendung von Stablecoins fördern. Neben technischen und regulatorischen Entwicklungen zeichnen sich gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen als Treiber für die Verbreitung von Stablecoins ab.
Die Globalisierung verlangt zunehmend nach unkomplizierten und schnellen Finanztransfers, die mit klassischer Bankinfrastruktur nur schwer realisierbar sind. Digitale Lösungen wie Stablecoins ermöglichen es, Barrieren abzubauen und Finanzdienstleistungen auch in unterversorgte Regionen zu bringen. Betrachtet man die aktuellen Marktpreise etablierter Coins, zeigt sich, dass viele Kryptowährungen trotz kurzfristiger Volatilität auf stabilen Kursen basieren. Besonders Stablecoins wie USDT oder USDC notieren nahezu parallel zum US-Dollar, was ihre Funktion als stabile Wertaufbewahrung unterstreicht. Die Marktentwicklung signalisiert somit eine breite Akzeptanz und Vertrauen in diese digitalen Zahlungsmittel.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die potenzielle Reduzierung von Kosten für Unternehmen. Durch den Einsatz von Stablecoins können teure Interbanken- und Umrechnungsgebühren vermieden werden. Für internationale Handelsbeziehungen bedeutet das eine spürbare Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Auch im Privatkundensektor eröffnet die Nutzung von Stablecoins neue Möglichkeiten, sei es für tägliche Zahlungen, Geldtransfers oder die Nutzung von Dienstleistungen, die auf Blockchain-Technologie basieren. Manche sehen darin das Fundament einer kommenden neuen Finanzordnung, die dezentral, transparent und inklusiv gestaltet ist.
Während sich die Märkte immer weiter entwickeln, ist es wichtig, dass Regulierungsbehörden, Finanzdienstleister und Technologieanbieter eng zusammenarbeiten, um sichere und vertrauenswürdige Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Dialog zwischen den Beteiligten ist entscheidend, um Innovationen zu fördern und gleichzeitig Risiken für Verbraucher und das Finanzsystem zu minimieren. Ripple und Kraken zeigen mit ihren Ansätzen, wie diese Zusammenarbeit produktiv gestaltet werden kann – mit einem klaren Fokus auf Nutzerfreundlichkeit, Effizienz und Compliance. Zukünftig ist zu erwarten, dass Stablecoins noch stärker in den Alltag integriert werden, sei es durch die Zusammenarbeit mit Banken, die Nutzung in Handelsplattformen oder in der Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen. Experten vermuten, dass das Thema irgendwann so selbstverständlich wird, dass es keiner besonderen Erwähnung mehr bedarf – ähnlich wie bei heutigen internationalen Überweisungssystemen wie SWIFT.