Das Technologie- und Kryptowährungsprojekt Worldcoin, das vom bekannten OpenAI-CEO Sam Altman mitgetragen wird, steht erneut im Zentrum heftiger regulatorischer Kritik. Die indonesische Regierung hat die Betriebserlaubnisse des Projekts ausgesetzt. Grund dafür sind schwerwiegende Verstöße gegen lokale Gesetze hinsichtlich Registrierung und Lizenzierung. Indonesien reiht sich damit in eine wachsende Liste von Staaten ein, die Maßnahmen gegen Worldcoin einleiten, nachdem öffentliche und behördliche Bedenken zum Thema Datenschutz und Rechtmäßigkeit lauter geworden sind. Worldcoin wirbt damit, eine neue digitale Identität hervorzubringen, die Nutzer durch das Scannen ihrer Iris verifiziert.
Im Gegenzug erhalten diese sogenannte Worldcoin-Token, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Die Idee ist, Millionen Menschen weltweit Zugang zur digitalen Wirtschaft zu ermöglichen – insbesondere dort, wo herkömmliche Identifikationsmethoden nicht flächendeckend vorhanden sind. Doch der innovative Ansatz bringt massive Herausforderungen mit sich, insbesondere im Umgang mit sensiblen biometrischen Daten, die strengsten Datenschutzregelungen unterliegen. Die indonesische Aufsichtsbehörde Komdigi (Ministerium für Kommunikation und digitale Technologie) hat die Registrierungslizenzen von Worldcoin und des zugehörigen Identitätsprüfungsdienstes WorldID suspendiert. Dies geschah nach intensiven Untersuchungen und eingehender Prüfung mehrerer Beschwerden aus der Bevölkerung, die einen Missbrauch oder eine unsachgemäße Handhabung der biometrischen Daten vermuteten.
Ein zentrales Problem war, dass Worldcoin offenbar unter der Lizenz einer anderen Firma operierte, ohne selbst ordnungsgemäß als Betreiber elektronischer Systeme registriert zu sein. Konkret wurden die Angaben überprüft, wonach PT. Terang Bulan Abadi für die Vor-Ort-Dienstleistungen von Worldcoin verantwortlich war, aber nicht formal als elektronischer Systemanbieter in Indonesien registriert ist. Diese Rolle sowie die unrechtmäßige Nutzung einer Lizenz der Firma PT. Sandina Abadi Nusantara stellte eine erhebliche Verletzung der indonesischen elektronischen System- und Transaktionsgesetze dar.
Indonesien hat mit dieser Maßnahme bereits einen Präzedenzfall geschaffen, der zeigt, wie streng das Land gegenüber digitalen Dienstleistern vorgeht, wenn es um Transparenz, legale Registrierung und Schutz persönlicher Daten geht. Laut der geltenden Verordnung Nr. 71 aus dem Jahr 2019 sowie der ministeriellen Vorschrift Nr. 10 von 2021 müssen alle Anbieter elektronischer Dienstleistungen klare und verlässliche Registrierungsnachweise erbringen und ihre Geschäftstätigkeit offenlegen. Das Versäumnis, diese Pflichten zu erfüllen, kann zu drastischen Sanktionen wie Lizenzentzug und Betriebsaussetzungen führen.
Die Welt blickt dem Projekt Worldcoin zunehmend kritisch entgegen. Bereits im August 2023 hatten die Behörden in Kenia die Aktivitäten von Worldcoin wegen Sicherheits- und Datenschutzbedenken ausgesetzt. Viele Menschen hatten ihre Irisscans gegen eine geringe finanzielle Entlohnung eingetauscht, was in der Gesellschaft und bei den Regulierungsbehörden für erhitzte Debatten sorgte. Die Gefahr, dass finanzschwache Bevölkerungsgruppen durch derartige Modelle ausgenutzt werden könnten, wird von Experten immer wieder betont. Auch in Europa geriet Worldcoin unter massiven Druck: Die Datenschutzbehörden in Spanien und Portugal ordneten im März 2024 die Einstellung der biometrischen Datensammlung sowie die Löschung bereits erhobener Daten an.
Das spanische Höchstgericht bestätigte diese Anordnung mit der Begründung, Worldcoin verstoße gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Dies stellt eine weitere Zäsur für das Unternehmen dar, das zum Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer verspricht, die gesammelten Informationen sicher und anonym zu speichern. Auch Länder wie Südkorea und Hongkong haben rechtliche Konflikte mit Worldcoin, die das Fortbestehen und die weltweite Expansion des Projekts erheblich erschweren. Die Vielzahl an regulatorischen Rückschlägen reflektiert die zunehmende Sensibilisierung von Datenschutzbehörden und Regierungen für die Risiken, die die Verwendung und Monetarisierung biometrischer Daten bergen kann. Die Vision von Worldcoin, als Bindeglied zur globalen Wirtschaft zu fungieren und durch eine universelle digitale Identität den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen, stößt somit auf breite Hürden.
Insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo Datenschutzgesetze oft noch relativ schwach sind, wächst die Sorge vor Missbrauch und Datenmanipulation. Der Anreiz, biometrische Daten gegen Kryptowährungen zu tauschen, kann somit in einer unregulierten Umgebung ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Nutzer darstellen. Der indonesische Fall steht damit beispielhaft für die Herausforderungen, die bei der Einführung neuartiger Technologien entstehen, wenn ethische, rechtliche und technische Aspekte nicht Hand in Hand gehen. Viele Experten fordern stärkere globale und nationale Rahmenbedingungen für den Umgang mit biometrischen Daten, um das Recht auf Privatsphäre und den Schutz der Nutzer besser zu sichern. Sam Altman und sein Team stehen somit nicht nur vor der Aufgabe, ihre hochinnovative Technologie weiterzuentwickeln, sondern vor allem auch die Einhaltung internationaler Normen und gesetzlicher Anforderungen zu gewährleisten.