Bitcoin hat am 22. Mai 2025 erneut die Aufmerksamkeit der Finanzwelt erregt, als die Kryptowährung ein neues Allzeithoch von 111.970 US-Dollar erreichte. Trotz dieses außergewöhnlichen Preisanstiegs gab es zeitnah eine leichte Korrektur, wobei der Kurs im weiteren Verlauf auf rund 110.700 US-Dollar zurückfiel.
Das markante neue Hoch sorgt aktuell für intensiven Diskurs unter Tradern und Analysten: Ist Bitcoin bei diesem Niveau überhitzt oder befindet sich der Markt in einem gesunden Aufwärtstrend? Um diese Fragestellung zu beantworten, lohnt sich ein differenzierter Blick auf technische Indikatoren, On-Chain-Daten und das allgemeine Marktumfeld. Die letzten Wochen haben einen bemerkenswerten Schwung im Bitcoin-Handel gezeigt, der durch eine Kombination aus gestiegener ETF-Nachfrage, optimistischen Markterwartungen sowie globalen geopolitischen Entwicklungen, insbesondere im Handelssektor, gestützt wurde. Der Klassiker unter den Überhitzungs-Indikatoren, die Funding Rates im Futures-Markt, zeigt aktuell eine moderate positive Tendenz. Diese Rates spiegeln wider, wie viel Long-Positionen bereit sind, den Preis für das Halten ihrer Trades über Short-Positionen zu zahlen. Während eine stark erhöhte Funding Rate oft als Warnsignal für eine Überhitzung gilt, bleibt diese bei Bitcoin im Vergleich zu ähnlichen Hochphasen in der Vergangenheit relativ verhalten.
Dies signalisiert, dass trotz der hohen Kursniveaus keine exzessive Hebelwirkung eingesetzt wird, die zu drastischen Liquidationen führen könnte. Analog dazu betrachtet das Short-Term Holder (STH) Spent Output Profit Ratio (SOPR) die Gewinnmitnahmen von Anlegern, die Bitcoin in der jüngeren Vergangenheit gekauft haben. Interessanterweise dokumentiert der aktuelle Wert von rund 1,02 eine moderate Gewinnrealisierung. Dies bedeutet, dass zwar Gewinne mitgenommen werden, die Aktivität aber deutlich geringer ist als in früheren starken Korrekturphasen, wie sie etwa Anfang 2024 beobachtet wurden. Besonders die sogenannten „Wale“ – also Bitcoin-Investoren mit großen Beständen – zeigen bislang keine übermäßige Eile, Profite bei diesem Allzeithoch zu realisieren.
Dieses Verhalten ist tendenziell bullisch und weist auf Vertrauen in die weitere Kursentwicklung hin. Ein weiterer bedeutender Indikator ist der MVRV Z-Score, der das Verhältnis zwischen Marktwert und Realisierungswert von Bitcoins misst und so Überbewertung oder Unterbewertung des Marktes anzeigt. Der aktuelle Wert von 2,8 ist zwar gestiegen, befindet sich jedoch weiterhin unterhalb der kritischen „roten Zone“, die historisch auf eine bevorstehende Marktkorrektur hindeutete. Dies deutet darauf hin, dass Bitcoin trotz des neuen Allzeithochs nicht als signifikant überbewertet einzustufen ist. Auf der anderen Seite sprechen sowohl der Relative Strength Index (RSI) als auch der Crypto Fear & Greed Index eine differenzierte Sprache.
Der RSI berichtet von überkauften Bedingungen in einigen Zeitrahmen, insbesondere im Tages- und 12-Stunden-Chart mit Werten von 75 beziehungsweise 70. Solche Werte weisen auf eine kurzfristige „Erschöpfung“ des Kaufinteresses hin, was häufig in den nächsten Tagen eine kleine Korrektur oder zumindest eine Seitwärtsbewegung nach sich zieht. Der Crypto Fear & Greed Index steht zurzeit bei 78 und signalisiert damit „Extreme Gier“. Diese Stimmung wird oft als Vorbote für eine Marktanpassung wahrgenommen, denn zu viel Optimismus birgt Risiken für Anleger. Trotz dieser Mischsignale bleiben einige wichtige fundamentale Faktoren intakt, die auf eine anhaltende Hausse hindeuten könnten.
Die verbesserte regulatorische Klarheit rund um den Einsatz von Spot-Bitcoin-ETFs in verschiedenen Jurisdiktionen hat institutionelle Investoren angezogen, die sich zunehmend für Bitcoin als Wertspeicher interessieren. Zudem wirken sich aktuelle geopolitische Entspannungen im Handelskonflikt positiv auf die Risikoappetit der Anleger aus, was Bitcoin zusätzlich beflügelt. Auch historische Parallelen können helfen, die aktuelle Marktlage besser einzuordnen. Frühere Bitcoin-Bullenläufe zeichneten sich durch initiale kräftige Anstiege des MVRV Z-Scores aus, gefolgt von einer langanhaltenden Konsolidierungsphase, bevor es zu einer endgültigen Blasenbildung kam. Bislang zeigt der Markt also eher die frühe Phase einer Hausse, statt einer unmittelbar bevorstehenden Trendumkehr.
Das bedeutet, dass potenziell noch Raum für Kurssteigerungen gegeben ist. Neben den Marktindikatoren spielt auch die Anlegerpsychologie eine wesentliche Rolle. In Phasen hoher Volatilität und rasant gestiegener Preise neigen besonders unerfahrene Marktteilnehmer zu überhasteten Entscheidungen und Panikverkäufen bei ersten Rücksetzern. Erfahrene Investoren raten daher dazu, das Risiko umsichtig zu managen, Stop-Loss-Limits zu setzen und nicht ausschließlich auf kurzfristige Kursbewegungen zu reagieren. Für neue Marktteilnehmer ist es essenziell, die inhärente Volatilität von Kryptowährungen wie Bitcoin zu verstehen.
Die Geschichte der Kryptowährungsmärkte zeigt immer wieder, dass extrem schnelle Kursanstiege häufig von ebenso starken Korrekturen gefolgt werden. Daher eignet sich Bitcoin sowohl als spekulatives Investment als auch als Teil einer langfristig diversifizierten Vermögensstrategie – abhängig von der eigenen Risikobereitschaft und dem Investitionshorizont. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Bitcoin zwar an der Schwelle zu einem neuen Höhenflug steht, jedoch trotz des Rekordpreises von knapp 111.000 US-Dollar bisher keine klaren Anzeichen für eine gefährliche Überhitzung vorliegen. Marktindikatoren wie Funding Rates, SOPR und MVRV Z-Score legen nahe, dass Anleger diszipliniert und mit Geduld agieren.