Die Grundsteuer gehört in den meisten Staaten der USA zu einer der wichtigsten Einnahmequellen für kommunale und staatliche Haushalte. Florida ist dabei keine Ausnahme. Doch gerade hier in Florida wird derzeit eine hitzige Debatte darüber geführt, ob die Grundsteuer vollständig abgeschafft werden kann. Der Gouverneur des Bundesstaates, Ron DeSantis, hat seine volle Unterstützung dafür signalisiert, diese Steuer landesweit abzuschaffen – ein Vorhaben, das aus vielen Blickwinkeln herausfordernd, aber auch richtungsweisend sein könnte. In einer Rede im März äußerte DeSantis seine Kritik an der Grundsteuer und bezeichnete sie als eine ungerechte Belastung für Immobilienbesitzer.
Seine Argumentation beruht auf der Vorstellung, dass man Eigentum wirklich besitzen sollte, frei von staatlichen jährlichen Belastungen. Er verglich die Grundsteuer mit der Idee, für einen gekauftes Objekt wie einen Fernseher immer wieder Steuern zahlen zu müssen, was für ihn ein wirtschaftliches und philosophisches Problem darstellt. Für ihn steht die Frage im Mittelpunkt, ob Eigentum wirklich Eigentum ist, wenn der Staat weiterhin Steuern dafür verlangt, was einer Art Pachtzahlung für das eigene Heim gleichkommt. Historisch und global betrachtet ist die Grundsteuer weit verbreitet. Nach Angaben von Organisationen wie dem Tax Foundation existiert sie in mehr als 90 Prozent der Länder weltweit.
Die wenigen Ausnahmen, wie bestimmte Steueroasen oder Monarchien mit hohen Einnahmen aus Rohstoffen, verzichten meist auf eine solche Steuer. Das bringt die Frage auf, ob das Aufrechterhalten der Grundsteuer in Florida wirklich alternativlos ist oder ob es innovative Wege geben könnte, die Finanzierung von Kommunen und Schulen unabhängiger zu gestalten. Die größte Hürde bei einer Abschaffung der Grundsteuer sind jedoch die erheblichen finanziellen Einnahmen, die der Staat und die Städte daraus generieren. Laut verschiedenen Berichten erwirtschaftet Florida jährlich rund 55 Milliarden US-Dollar durch diese Steuer, was etwa 73 Prozent der Schulbudgets und einen großen Teil anderer kommunaler Dienstleistungen finanziert. Die Einführung alternativer Einnahmequellen oder drastische Kürzungen im öffentlichen Sektor wären notwendig, um diese Lücke zu schließen.
Der Gouverneur schlägt vor, die steigenden Einnahmen durch den florierenden Tourismussektor stärker zu erschließen und den öffentlichen Haushalt ebenfalls deutlich zu verschlanken. Angesichts des andauernden Immobilienbooms, der durch Zuwanderung vor allem aus teureren Bundesstaaten wie New York und Kalifornien befeuert wird, steigen allerdings auch die Steuerbelastungen stetig. Die durchschnittliche Grundsteuer hat zwischen 2019 und 2024 nach Berichten von Redfin in Städten wie Jacksonville und Tampa um nahezu 60 Prozent zugenommen, in Miami und Fort Lauderdale um rund 48 Prozent. Der mediale Steuerzuwachs landesweit lag im selben Zeitraum bei knapp 48 Prozent. Trotz dieser steigenden Belastung bleibt die grundsätzliche Angst vor hohen Lebenshaltungskosten, die viele Eigentümer beschäftigen.
Neben der Grundsteuer entfällt auf den durchschnittlichen Hausbesitzer noch eine erhebliche Belastung durch Versicherungskosten, die sich aufgrund von Wetterrisiken wie Hurrikanen in Florida erheblich auf den Jahresbeitrag auswirken. Die jährlichen Ausgaben für Grundsteuer und Hausversicherung summieren sich schnell auf über 6.500 US-Dollar, was für viele Eigentümer ein erheblicher Kostenfaktor ist. Rechtlich gesehen gestaltet sich die Abschaffung als komplexes Unterfangen. In Florida werden Grundsteuern von den lokalen Gemeinden erhoben, weshalb eine landesweite Abschaffung eine Verfassungsänderung mit mindestens 60 Prozent Zustimmung der Wähler erfordert.
Die Koordination und Konsensbildung zwischen Staat und Kommunen ist dabei essenziell, denn viele lokale Regierungen sind auf die Einnahmen angewiesen und würden bei einem Wegfall der Grundsteuer vor ernsthaften Haushaltsproblemen stehen. Gouverneur DeSantis sieht in der Reform oder Abschaffung der Grundsteuer auch eine politische Herausforderung, da es innerparteilich Dissens gibt. Selbst innerhalb der republikanischen Fraktion im Floridianischen Kongress gibt es Stimmen, die eine solche radikale Maßnahme ablehnen und eher den Status quo bevorzugen. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Notwendigkeit, staatliche Ausgaben massiv zu kürzen, was politisch schwer durchsetzbar ist. Florida ist nicht das einzige Bundesland, das sich mit der Abschaffung der Grundsteuer auseinandersetzt.
In anderen republikanisch regierten Staaten, wie North Dakota, Michigan, Nebraska, Texas und Wyoming, haben ähnliche Initiativen bislang nicht den notwendigen Durchbruch geschafft. Die Gründe ähneln denen in Florida: massive erwartete Budgetdefizite und fehlende Alternativpläne zum Ausgleich der entfallenden Steuereinnahmen hemmen die Fortschritte. Die Debatte um die Abschaffung der Grundsteuer vermittelt auch ein tieferes gesellschaftliches und wirtschaftliches Dilemma. Auf der einen Seite steht der Wunsch vieler Bürger, die finanzielle Belastung durch dauerhafte Steuern auf Eigentum zu reduzieren, um mehr Freiheit und finanzielle Sicherheit im Alter zu genießen. Auf der anderen Seite stehen die strukturellen Zwänge und Ausgabenerwartungen staatlicher Institutionen, die auf diese Mittel angewiesen sind, um Bildung, Infrastruktur und kommunale Dienste aufrechtzuerhalten.
Der aktuelle Diskurs könnte dennoch als Chance verstanden werden, die öffentliche Ausgabenpolitik und das Steuersystem grundlegender zu überdenken. Ideen, die Einnahmen aus anderen Quellen generieren oder öffentliche Ausgaben effizienter gestalten, gewinnen an Bedeutung. Dies würde eine umfassende Reform erfordern, die experimentierfreudige politische Führungen benötigt. Abschließend bleibt festzuhalten, dass trotz der komplizierten wirtschaftlichen, juristischen und politischen Rahmenbedingungen der Ruf nach Abschaffung der Grundsteuer in Florida nicht ignoriert werden kann. Die Diskussion hat eine bislang wenig beachtete, aber wichtige Debatte über Eigentumsrechte, Steuergerechtigkeit und staatliche Leistungsfähigkeit angestoßen.
Ob diese Debatte zu konkreten gesetzlichen Veränderungen führen wird, bleibt abzuwarten. Doch der Anstoß von Gouverneur DeSantis hat zumindest das Bewusstsein für die Belastungen der Bürger durch die Grundsteuer geschärft und die Diskussion auf ein neues Niveau gehoben. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Florida tatsächlich den Weg gehen kann, den viele Eigentümer sich wünschen – Eigentum frei von wiederkehrenden staatlichen Belastungen zu besitzen.