Baubetriebe in den USA kämpfen mit einem akuten Fachkräftemangel In den letzten Monaten ist es für Bauunternehmen in den USA zunehmend schwieriger geworden, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Eine aktuelle Umfrage des Associated General Contractors of America (AGC) in Zusammenarbeit mit der HR-Technologiefirma Arcoro zeigt alarmierende Zahlen: 94 Prozent der befragten Bauunternehmen haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu rekrutieren. Die Umfrage, die fast 1.500 Firmen aus verschiedenen Bereichen der Bauindustrie einbezog, deckt auf, dass diese Problematik nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch die gesamte Bauwirtschaft erheblich belastet. Dies geht einher mit dem Bestreben der US-Regierung, den Wohnungsbau zu fördern.
Vizepräsidentin Kamala Harris hat kürzlich ihren Plan vorgestellt, innerhalb von vier Jahren drei Millionen neue Wohnungen zu schaffen, falls sie die kommenden Präsidentschaftswahlen gewinnt. Doch ohne eine qualifizierte Belegschaft könnten diese ehrgeizigen Pläne ernsthaft gefährdet sein. Fachkräfte, die vor allem im Handwerk benötigt werden, sind rar. Zwei von drei Bauunternehmern berichteten, dass es besonders herausfordernd ist, offene Stellen zu besetzen. Unter den befragten Unternehmen gaben 54 Prozent an, dass sie aufgrund des Arbeitskräftemangels mit Verzögerungen bei ihren Projekten rechnen müssen.
Diese Zahl ist alarmierend hoch – höher als die Verzögerungen, die durch Lieferkettenprobleme oder logistische Herausforderungen verursacht werden. Kenneth D. Simonson, Chefökonom der AGC, betont, dass dieser Fachkräftemangel ein langjähriges Problem darstellt. Bereits vor der COVID-19-Pandemie hatten viele Unternehmen Schwierigkeiten, offene Positionen zu besetzen, und die Situation hat sich seitdem nur noch verschärft. Simonson erklärt: „Der Fachkräftemangel ist nicht neu, aber die Schwierigkeiten haben in diesem Jahr zugenommen, während die allgemeinen Jobangebote und Löhne im privaten Sektor langsamer gewachsen sind.
“ Die Auswirkungen sind weitreichend. Die Bauindustrie steht vor der Herausforderung, dass die Projekte existierenden Kapazitäten nicht mehr gerecht werden können. Millionen von Dollar an Investitionen in Neubauprojekte könnten in den Sand gesetzt werden, wenn nicht bald Lösungen für den Arbeitskräftemangel gefunden werden. Zu den betroffenen Bereichen zählen nicht nur Wohnungsbauprojekte, sondern auch wichtige Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen, Brücken und öffentliche Verkehrsmittel. Eine der Hauptursachen für den Mangel an Bauarbeitern scheint auf eine unzureichende Bildung und Ausbildung im Bereich Bauhandwerk zurückzuführen zu sein.
Laut der Umfrage glauben 62 Prozent der Bauunternehmer, dass die verfügbaren Bewerber nicht über die erforderlichen Fähigkeiten oder Zertifikate verfügen. Dies weist auf eine erhebliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt hin. In einem Versuch, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben viele Bauunternehmen begonnen, ihre Rekrutierungsstrategien zu überarbeiten. Ein bemerkenswerter Trend ist der Anstieg der Grundgehälter. 91 Prozent der Unternehmen berichteten, dass sie die Löhne für manuelle Arbeitskräfte im letzten Jahr angehoben haben.
Darüber hinaus setzen 57 Prozent der Firmen auf Online-Rekrutierung, um jüngere, technologieaffine Bewerber anzusprechen. Das Engagement der Bauunternehmen endet jedoch nicht bei besseren Löhnen und modernisierten Rekrutierungsmethoden. Viele Firmen investieren in Ausbildungsprogramme und Partnerschaften mit Schulen und technischen Ausbildungsstätten, um zukünftige Talente zu fördern. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen haben ihre Ausgaben für die berufliche Weiterbildung neu bewertet und erhöht, um die Kluft zwischen den verfügbaren Fähigkeiten und den Anforderungen der Branche zu schließen. Entwicklungen in der Technik – wie der Einsatz von Drohnen und Robotern – sollen zudem helfen, die Effizienz zu steigern und den Arbeitsaufwand zu reduzieren.
Dennoch betont Simonson, dass diese technologischen Lösungen nicht ausreichen werden, um den Fachkräftemangel zu beheben, solange nicht genügend Menschen über die Chancen, die die Bauindustrie bietet, informiert werden. Aber auf staatlicher Ebene besteht ein großer Bedarf an Veränderungen. Jeff Shoaf, CEO der AGC, weist darauf hin, dass die Fördermittel für Programme zur Weiterbildung in der Baubranche im Vergleich zu den vierjährigen Hochschulabschlüssen um das Vierfache geringer sind. Umdem Fachkräftemangel wirksam zu bekämpfen, müssen die politischen Entscheidungsträger sowohl in Washington als auch auf lokaler Ebene aktiv werden. „Es ist entscheidend, dass die Regierung die Fördermittel für die berufliche Bildung im Bauwesen erhöht“, sagt Simonson.
Er schlägt vor, dass der Kongress im Herbst geldtechnische Maßnahmen ergreifen sollte, um die Budgets des Workforce Innovation and Opportunity Act im Hinblick auf Trainingsprogramme zu erhöhen und mehr Geld für schulische Bauausbildungsprogramme bereitzustellen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bauindustrie an einem kritischen Punkt steht. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel gefährden nicht nur die aktuellen Bauprojekte, sondern auch die zukünftige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Branche insgesamt. Ohne sofortige Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung und Körperschaften, um den Sektor als eine attraktive Karriereoption zu positionieren, könnte die Bauindustrie vor einer ernsten Krise stehen. Die Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit auf das Bauwesen zu lenken, wird immer dringlicher.
Employer Branding, betriebliche Weiterbildung und die Integration neuer Technologien sind nur einige der Wege, auf denen Bauunternehmen versuchen, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik und die Wirtschaft gemeinsam die nötigen Schritte unternehmen, um die Bauindustrie zu stärken und zukunftssicher zu machen.