Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) hat am 20. Mai 2025 eine Klage gegen die Krypto-Investmentplattform Unicoin sowie deren Führungskräfte eingereicht. Die Vorwürfe drehen sich um einen angeblichen Betrug in Höhe von über 100 Millionen US-Dollar, der Tausende Anleger in die Irre geführt haben soll. Nach Angaben der SEC hätte Unicoin mit fiktiven Versprechen operiert und Anleger über den wahren Wert der angebotenen Krypto-Assets getäuscht. Der Fall spiegelt die wachsende Intensität der behördlichen Überwachung im Krypto-Sektor wider und unterstreicht die Risiken, denen Investoren bei schnell wachsenden, oft wenig regulierten Plattformen ausgesetzt sind.
Im Zentrum der Anklage stehen insbesondere der Unicoin-CEO Alex Konanykhin, die Aufsichtsratsmitglied Silvina Moschini sowie der ehemalige Investment-Chef Alex Dominguez. Die SEC wirft ihnen vor, mehr als 5.000 Investoren mit irreführenden Zertifikaten geködert zu haben, die angeblich das Recht auf Unicoin-Token und Aktien garantierten. Dabei sei die versprochene Absicherung der Token durch eine wertvolle internationale Immobilienportfolios eine erfundene Geschichte gewesen. Laut SEC waren die tatsächlichen Immobilienwerte nur ein Bruchteil der behaupteten Summen, und viele Verkaufszertifikate seien nie wirklich gültig gewesen.
Ein zentrales Argument der SEC ist die Diskrepanz zwischen den angegebenen und den realen Verkaufszahlen. Unicoin gab an, Rechtezertifikate im Wert von über drei Milliarden Dollar verkauft zu haben, tatsächlich seien es jedoch nur rund 110 Millionen Dollar gewesen. Zudem sollten die Token und Zertifikate als bei der SEC registriert dargestellt worden sein, was die Behörde als Falschbehauptung wertet. Auch die Angabe, die Firma habe eine finanzielle Planung für mehrere Jahrzehnte, sei laut Klage nicht korrekt gewesen. Zum Teil lag die Kapitaldecke lediglich bei wenigen Monaten.
Unicoin und die betroffenen Führungskräfte weisen die Anschuldigungen entschieden zurück. Silvina Moschini bezeichnete die Maßnahmen der SEC als “systematischen und berechneten Angriff”, der darauf abziele, Unternehmergeist zu untergraben und technologische Innovation zu behindern. Sie betonte, dass unabhängige Gutachter die Immobilienwerte geprüft hätten und Unicoin bereits zwei SEC-Untersuchungen erfolgreich durchlaufen habe. Außerdem verfüge die Plattform über in den letzten fünf Jahren vollständig geprüfte Finanzberichte und publiziere ihre Zahlen seit mehreren Jahren transparent. Der CEO Alex Konanykhin erklärte, die Vorwürfe seien „offensichtlich falsch“ und Unicoin sei stets offen und ehrlich mit seinen Investoren gewesen.
Er wies zudem darauf hin, dass das Unternehmen vorgehabt habe, an regulierten Kryptobörsen und Aktienmärkten zu notieren, was durch den Druck der SEC verhindert worden sei. Die jetzigen Klagen stellte Konanykhin als Reaktion auf die geplante Börseneinführung dar und wertete sie als Vergeltungsmaßnahme. Neben den Führungskräften wurde auch der General Counsel von Unicoin, Richard Devlin, von der SEC mit Verstößen gegen das Bundeswertpapiergesetz belastet. Devlin akzeptierte eine Geldstrafe in Höhe von 37.500 Dollar, ohne die Vorwürfe anzuerkennen oder abzulehnen.
Der Fall Unicoin ist nicht der erste in einer Reihe von SEC-Ermittlungen gegen Kryptowährungsunternehmen, die sich in den letzten Jahren verstärkt haben. Die Regulierungsbehörde gilt als besonders wachsam, wenn es um potenzielle Täuschungen von Anlegern geht. Gerade bei innovativen Krypto-Produkten, die mit komplexen und schwer nachvollziehbaren Finanzinstrumenten operieren, sehen Aufsichtsbehörden ein erhöhtes Risikopotenzial für Betrug und Marktmanipulation. Die Anschuldigungen gegen Unicoin machen deutlich, wie schwierig es sein kann, die tatsächlichen Sachverhalte bei Kryptowährungsprojekten zu überprüfen. Die Branche leidet oft unter einem Mangel an Transparenz und standardisierten Bewertungsmethoden.
Investoren stehen somit vor der Herausforderung, zwischen legitimen Innovationen und potenziellen Betrugsfällen sorgfältig zu unterscheiden. Die Unicoin-Angelegenheit ist auch ein Beispiel dafür, wie Unternehmen in der Krypto-Szene mit regulatorischem Gegenwind umgehen müssen. Die Balance zwischen innovativer Entwicklung und Einhaltung gesetzlicher Vorgaben erweist sich immer wieder als komplexe Gratwanderung. Während die SEC verstärkt auf Durchsetzung setzt, gibt es auf Seiten der Unternehmen häufig das Gefühl, dass die Aufsicht das Wachstum möglicher neuer Technologien bremst. Die Klage der SEC wurde vor einem Bezirksgericht in Manhattan eingereicht und fordert umfassende Maßnahmen wie ein dauerhaftes Verbot bestimmter Geschäftstätigkeiten und die Rückzahlung der angeblich widerrechtlich erzielten Erträge.
Zudem steht die Zukunft von Unicoin und seiner Führung vor einer ungewissen rechtlichen Prüfung. Die Reaktionen aus der Krypto-Community auf die Unicoin-Klage waren gemischt. Einige sehen in der rigorosen Herangehensweise der SEC einen notwendigen Schritt, um das Vertrauen in den Markt zu stärken und Anleger zu schützen. Andere fürchten, dass ein zu strikter Regulierungsrahmen die Innovationskraft hemmt und vor allem Startups abschreckt. Vor dem Hintergrund steigender Regulierungsaktivitäten ist es für Anleger entscheidend, sorgfältige Due-Diligence-Prüfungen vorzunehmen und auf Transparenz sowie regulatorische Compliance der Plattformen zu achten, in die sie investieren.
Der Fall Unicoin dient als Warnung, dass nicht alle Projekte, die mit vermeintlich hochkarätigen Sicherheiten werben, tatsächlich diese Standards erfüllen. Zusammenfassend verdeutlicht der Streit zwischen der SEC und Unicoin die Herausforderungen, die Krypto-Unternehmen im regulatorischen Umfeld meistern müssen. Für Investoren bietet er gleichzeitig wichtige Hinweise auf die Risiken in einem dynamischen und teilweise undurchsichtigen Marktsegment. Während sich die rechtlichen Auseinandersetzungen weiterentwickeln, bleibt abzuwarten, wie sich die Balance zwischen Förderung von Innovation und Schutz des Anlegerschutzes zukünftig gestalten wird.