Fannie Mae und Freddie Mac zählen zu den einflussreichsten Institutionen im US-amerikanischen Wohnungsfinanzierungssektor. Als Government-Sponsored Enterprises (GSEs) spielen sie eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Liquidität für den Hypothekenmarkt, wodurch zahlbaren Wohnraum für Millionen von Amerikanern ermöglicht wird. Während der Finanzkrise 2008 wurden diese beiden Firmen vom Staat unter Kontrolle genommen, um eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden und die Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Dabei war es bisher üblich, dass die Staatshaftung für Fannie Mae und Freddie Mac nur implizit, also nicht offiziell anerkannt, bestand. Diese implizite Garantie beruhte auf einer Art stillschweigender Übereinkunft, dass der Staat im Notfall einspringen würde, aber ohne eine formale Verpflichtung dahinter.
Kürzlich hat sich eine bedeutende Änderung ergeben: Die US-Regierung hat die Garantie für Fannie Mae und Freddie Mac explizit gemacht. Diese Veränderung wurde unter anderem durch Aussagen von Präsident Donald Trump bekannt, der über die zukünftige Staatsüberwachung und etwaige Privatisierung der Unternehmen sprach, aber gleichzeitig die Staatsgarantie direkt bestätigte. Diese ausdrückliche Zusicherung hat zahlreiche Folgen sowohl für die Bundesfinanzen als auch für die Funktionsweise des Wohnungsmarktes und die rechtliche Einordnung der GSEs. Ein zentraler Punkt ist die Auswirkung auf die Bundesbilanz und die Schuldenobergrenze. Bisher wurden die Verpflichtungen von Fannie Mae und Freddie Mac nicht vollständig in der Bundesrechnung sichtbar, da die Haftung als implizit galt.
Dies bedeutete, dass der gesamte Schuldenstand der beiden Unternehmen nicht direkt in den Staatsverschuldungszahlen auftauchte, was eine gewisse Entlastung des föderalen Haushalts bedeutete. Mit der expliziten Garantie droht nun eine Neubewertung: Die Staatshaftung ist für den Staat verbindlich und muss entsprechend bilanziert werden. Das erhöhte Risiko ist, dass die Schulden nun offiziell auf den Bundeshaushalt angerechnet werden, was erhebliche Auswirkungen auf die Debt Ceiling und die Fiskalpolitik der USA haben kann. Unter diesem Gesichtspunkt gilt die neue Garantie als großer Wendepunkt in der Haushaltsführung der Regierung. Ein weiterer Aspekt betrifft die potenzielle Privatisierung von Fannie Mae und Freddie Mac.
Bereits seit Jahren werden Vorschläge diskutiert, die GSEs wieder vollständig in private Hände zu überführen, um den Wettbewerb zu stärken und die Gefahr der systemischen Risiken durch staatliche Unterstützung zu verringern. Die explizite Garantie allerdings bringt diese Bemühungen ins Wanken: Solange der Staat die Haftung klar bestätigt, ist es praktisch unmöglich, die Unternehmen vollständig vom öffentlichen Einfluss zu lösen. Dies liegt daran, dass die Gewichtung der Risiken und die damit einhergehenden Kosten im Falle einer Privatisierung schwer zu trennen sind, wenn eine staatliche Garantie offiziell besteht. Aufgrund der expliziten Haftung kann kein Privatisierungsmodell die Verpflichtungen vollständig ausblenden, was die Attraktivität einer solchen Maßnahme deutlich schmälert. Daneben wirft diese explizite Haftung auch Fragen hinsichtlich des rechtlichen Rahmens und der regulatorischen Behandlung auf.
Traditionell befanden sich Fannie Mae und Freddie Mac in einer grauen Zone zwischen staatlichem Unternehmen und privatem Akteur, was manche regulatorische Grauzonen entstehen ließ. Die klare staatliche Garantie könnte neue gesetzliche und aufsichtsrechtliche Anforderungen mit sich bringen, die Banken und andere Marktteilnehmer betreffen. Zum Beispiel könnte die Einstufung der Kreditprodukte von Fannie und Freddie aufgrund der Garantie als quasi-staatlich erfolgen, was Einfluss auf Kapitalanforderungen und Risikobewertungen hat. Auch für Investoren und Ratingagenturen bedeutet dies eine Neubewertung der Bonität der Unternehmen und der damit verbundenen Risiken. Kritiker warnen, dass die explizite Garantie die eigentliche Problematik der „Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste“ verstärken könnte.
Während Fannie Mae und Freddie Mac als private Unternehmen agieren und Gewinne erzielen, haftet im Krisenfall immer noch der Steuerzahler. Die offene Garantie könnte daher die Anreize für verantwortungsbewusstes Handeln in den Unternehmen verzerren und das Risiko von wiederholten Rettungsaktionen erhöhen. Dies führt zu einer Debatte über die Notwendigkeit von Reformen im GSE-System, welche eine klarere Trennung der Risiken oder eine vollständige Verstaatlichung beinhalten könnten. Im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Stabilität bleibt die Rolle von Fannie Mae und Freddie Mac entscheidend. Die GSEs fungieren als zentrale Elemente zur Gewährleistung von günstigen Hypothekenzinsen und breiter Verfügbarkeit von Wohnkrediten.
Ein Ausfall oder gar eine Insolvenz hätte weitreichende negative Folgen für den Immobilienmarkt und die Gesamtwirtschaft. Die explizite Garantie sichert diese Stabilität kurzfristig ab, bringt jedoch neue Herausforderungen für die langfristige Finanz- und Wohnungspolitik mit sich. Darüber hinaus hat diese Garantie Auswirkungen auf andere marktbezogene Maßnahmen wie Risikotransfers und Sicherungsmechanismen. Marktteilnehmer könnten versuchen, mithilfe von Kreditderivaten und anderen Finanzinstrumenten die Risiken von Fannie und Freddie abzusichern. Die neue Garantie legt nahe, dass staatliche Verantwortung und private Marktmechanismen enger verzahnt werden, wodurch die Gestaltung dieser Instrumente komplexer wird.
Auch der Kongress und die Haushaltsverantwortlichen müssen diesen neuen Kontext in ihre Budgetplanung und Gesetzgebung einbeziehen, um unvorhergesehene fiskalische Belastungen zu vermeiden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die explizite Staatsgarantie für Fannie Mae und Freddie Mac eine bedeutende Neuausrichtung im US-amerikanischen Wohnungsfinanzierungssystem darstellt. Sie stellt eine klare Verpflichtung des Staates dar, die bisher eher informell und verborgen wahrgenommen wurde. Diese Änderung hat weitreichende finanzielle, rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen und beeinflusst maßgeblich die zukünftige Gestaltung der US-Hypothekenfinanzierung. Die Herausforderungen liegen darin, die Balance zwischen der Sicherung der Marktstabilität, der Vermeidung fiskalischer Risiken und der Förderung eines wettbewerbsfähigen sowie verantwortlichen Wohnungsfinanzierungsmarktes zu finden.
Politische Entscheidungsträger, Regulatoren und Marktteilnehmer sind gleichermaßen gefordert, innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die den neuen Realitäten Rechnung tragen.