Interviews mit Branchenführern

Microsoft rüstet seine Kryptobibliothek für das Zeitalter des Quantencomputings auf

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As quantum computing threats loom, Microsoft updates its core crypto library

Microsoft integriert neue post-quantensichere Algorithmen in seine zentrale Kryptobibliothek SymCrypt, um die Sicherheit von Verschlüsselungsverfahren gegen zukünftige Angriffe durch Quantencomputer zu gewährleisten und die digitale Kommunikation langfristig zu schützen.

Die rasante Entwicklung im Bereich des Quantencomputings sorgt weltweit für eine Neubewertung der Cybersecurity-Strategien. Während Quantencomputer aktuell noch nicht die nötige Rechenleistung besitzen, um bestehende Verschlüsselungen zu knacken, erscheinen ihre bedeutenden Fähigkeiten in naher Zukunft als ernsthafte Bedrohung für traditionelle kryptografische Systeme. Microsoft hat diese Herausforderung erkannt und arbeitet intensiv daran, seine zentrale Kryptobibliothek SymCrypt so zu erweitern und anzupassen, dass sie gegen die potenziellen Angriffsmethoden von Quantencomputern resistent ist. SymCrypt ist eine zentrale Codebasis, die sowohl in Windows als auch in Linux eingesetzt wird und als Grundlage für verschiedene kryptografische Anwendungen dient. Sie ermöglicht es Entwicklern, Verschlüsselung, Entschlüsselung, Signaturen und Schlüsselvereinbarungen sicher und effizient zu implementieren.

Demzufolge hat die Bibliothek eine Schlüsselrolle in zahlreichen Microsoft-Produkten und -Diensten, darunter Azure, Microsoft 365 und diverse Cloud- und Unternehmenslösungen. Aufgrund ihrer Bedeutung ist das Update auf post-quantensichere Algorithmen ein entscheidender Schritt zum Schutz der Datenintegrität und Vertraulichkeit in Microsoft-Ökosystemen. Die Bedrohung durch Quantencomputer liegt insbesondere in ihrer Fähigkeit, klassische Verschlüsselungsalgorithmen wie RSA, Elliptische Kurven-Kryptografie (ECC) und das Diffie-Hellman-Protokoll zu überwinden. Diese Verfahren basieren auf mathematischen Problemen, die mit klassischen Computern als praktisch unlösbar gelten, etwa dem Faktorisierungsproblem oder dem diskreten Logarithmus. Quantencomputer hingegen nutzen Algorithmen wie Shor’s Algorithmus, der theoretisch die effiziente Lösung dieser Probleme ermöglicht und dadurch die bisherige Kryptografie angreifbar macht.

Obwohl Quantencomputer zurzeit noch nicht über die notwendige Anzahl von Qubits – den quantenmechanischen Entsprechungen der klassischen Bits – verfügen, ist der Fortschritt in diesem Feld rasant. Experten prognostizieren, dass es vielleicht schon innerhalb der kommenden zwanzig bis fünfzig Jahre möglich sein könnte, ausreichend leistungsfähige Quantenmaschinen zu bauen, um heutige Schlüssel zu brechen. Der Aufwand und die Komplexität eines solchen Angriffs sind enorm, doch die Aussicht, dass einmal gesicherte Daten in Zukunft durch retrospektive Entschlüsselung offenliegen, erfordert jetzt schon präventive Maßnahmen. Um diesem Szenario vorzubeugen, verfolgt Microsoft den Ansatz, sogenannte post-quantensichere Kryptografie (PQC) zu implementieren. Diese Algorithmen sind speziell darauf ausgelegt, auch den Angriffen durch Quantencomputer standzuhalten.

PQC basiert auf mathematischen Problemen, die selbst durch Quantenalgorithmen nicht effizient gelöst werden können, wie etwa die Probleme aus dem Bereich der Gitternetz-Kryptografie oder hash-basierte Verfahren. Im Rahmen seiner aktuellen Aktualisierung von SymCrypt hat Microsoft bereits zwei PQC-Algorithmen integriert. Der erste ist ML-KEM, früher unter dem Namen CRYSTALS-Kyber bekannt. ML-KEM ist ein Schlüssel-Kapselungsmechanismus (Key Encapsulation Mechanism), der auf dem sogenannten Module Learning With Errors (MLWE) Problem basiert. Dieses Problem stellt eine Variante des Learning With Errors (LWE) Problems dar, eines fundamentalen Problems in der Gitter-basierten Kryptografie, das als resistent gegenüber quantenmechanischen Angriffen gilt.

ML-KEM ermöglicht es zwei Parteien, einen gemeinsamen geheimen Schlüssel über einen unsicheren Kanal zu vereinbaren, der anschließend für symmetrische Verschlüsselungsverfahren verwendet werden kann. Der zweite hinzugefügte Algorithmus ist XMSS (eXtended Merkle Signature Scheme), ein hash-basierter Signaturalgorithmus. XMSS zeichnet sich durch seinen Zustandbezug aus, das heißt, die Sicherheit beruht darauf, dass Signaturen nur einmal verwendet werden, was es besonders für spezifische Szenarien wie das Signieren von Firmware geeignet macht. Diese Art der Signaturen ist zwar nicht universell für alle Anwendungen geeignet, stellt jedoch eine wichtige Ergänzung für sicherheitskritische Anwendungen dar. Der Übergang zu post-quantensicheren Algorithmen bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich.

So sind PQC-Algorithmen meist mit größeren Schlüsseln, höheren Rechenzeiten und einem erhöhten Bandbreitenbedarf verbunden als konventionelle kryptografische Verfahren. Microsoft betont daher in seiner Kommunikation die Notwendigkeit einer sorgfältigen Integration und Optimierung, um einen reibungslosen Einsatz in realen Anwendungen sicherzustellen. Besonders in Umgebungen mit hoher Nutzeranzahl und bestehender Infrastruktur ist die Turnusumstellung auf neue Algorithmen ein komplexer Prozess. Zukünftige Updates von SymCrypt sehen weitere Erweiterungen vor. Geplant ist die Aufnahme von ML-DSA, einem gitterbasierten digitalen Signaturalgorithmus mit hohen Sicherheitsgarantien, sowie SLH-DSA (früher SPHINCS+), einem stateless hash-basierten Signaturschema.

Beide Algorithmen wurden kürzlich vom National Institute of Standards and Technology (NIST) als neue Standards formell anerkannt, was ihre Bedeutung und Relevanz unterstreicht. Diese Initiativen setzen ein starkes Zeichen dafür, dass die IT-Industrie die Bedrohung durch Quantencomputer nicht unterschätzt. Die Integration post-quantensicherer Algorithmen in grundlegende kryptografische Bibliotheken wie SymCrypt ist eine Investition in die Cybersecurity der Zukunft und bietet Unternehmen sowie Endnutzern eine solide Basis, um ihre Daten vor neuartigen Angriffstechniken zu schützen. Weiterhin zeigt Microsofts Vorgehen auch die globale Bedeutung der Zusammenarbeit und Standardisierung in diesem Bereich. Die Abstimmung mit dem NIST und Angeboten wie den FIPS 203 bis 205 Standards gewährleistet, dass eingesetzte Lösungen nicht alleine proprietär, sondern breit anerkannt, geprüft und interoperabel sind.

Nur so lässt sich eine flächendeckende Migration zu quantensicheren Technologien wirtschaftlich und sicher abwickeln. Zusammenfassend geht Microsoft mit der Aktualisierung von SymCrypt einen wichtigen Schritt, der die digitale Infrastruktur auf kommende Herausforderungen vorbereitet. Die sichere Kommunikation, Datenspeicherung und Authentifizierung sind essenziell für Privatpersonen, Unternehmen und staatliche Stellen gleichermaßen. Angesichts der Aussicht auf leistungsfähige Quantencomputer ist es mittlerweile zwingend erforderlich, präventiv kryptografische Schutzmechanismen zu überarbeiten und an neue mathematische Grundlagen anzupassen. Die Zukunft der Verschlüsselung wird durch post-quantensichere Algorithmen geprägt sein, deren Entwicklung, Standardisierung und Implementierung eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre darstellt.

Microsoft hat mit der Integration dieser neuen Technologien in SymCrypt eine Vorreiterrolle eingenommen, die als Orientierung für viele andere Akteure in der Branche dienen kann. Während die Herausforderungen groß sind, versprechen diese Fortschritte eine nachhaltige Sicherung der digitalen Welt gegen eine noch unbekannte, aber unbestreitbare Bedrohung aus der Welt der Quantenmechanik.

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