Die Aktien von PDD Holding, der Muttergesellschaft des erfolgreichen Online-Marktplatzes Temu, erlebten kürzlich einen dramatischen Absturz von etwa 17 Prozent an einem einzelnen Handelstag. Grund hierfür war ein stark verfehltes Ergebnis im ersten Quartal 2025, das bei Anlegern für große Enttäuschung sorgte. Trotz eines Umsatzpluses von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnete das Unternehmen einen erheblichen Rückgang seines Nettogewinns und operativen Ergebnisses. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Herausforderungen, denen sich PDD Holding in einem volatilen globalen Umfeld stellen muss. Die Zahlendaten zeigen ein komplexes Bild: Während die Umsätze auf RMB95,67 Milliarden (rund 13,18 Milliarden US-Dollar) gesteigert wurden, sank der Nettogewinn um beeindruckende 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders betroffen war auch der operative Gewinn, der um 38 Prozent auf RMB16,09 Milliarden (etwa 2,22 Milliarden US-Dollar) abfiel. Die non-GAAP-Betriebsergebnisse unterschieden sich kaum und wiesen ebenfalls einen Rückgang von 36 Prozent aus. Dieses Zusammenspiel von steigenden Gesamtumsätzen und dramatisch fallenden Erträgen deutet auf wachsenden Druck im operativen Geschäft hin. Analysten geben verschiedene Ursachen für diesen Einbruch an. Vinci Zhang von der Analysefirma Mscience verortet die Hauptursache in einem deutlich schwächeren operativen Ergebnis, das maßgeblich durch amerikanische Handelszölle negativ beeinflusst wurde.
Diese Zölle sind Teil eines länger andauernden Handelskonflikts zwischen den USA und China, der besonders Unternehmen wie PDD Holding zu schaffen macht, deren Geschäftsmodelle auf den internationalen Handel ausgerichtet sind. Ein weiterer Faktor, der den Druck auf die PDD Holding erhöht, ist die verschärfte Konkurrenz auf dem heimischen chinesischen Markt. Der E-Commerce-Sektor in China ist extrem dynamisch und umkämpft, mit einer Vielzahl an starken Wettbewerbern, die um die Gunst der Konsumenten buhlen. Dies führt zu höheren Ausgaben für Marketing, Promotionen und technische Innovationen, um Marktanteile zu sichern und auszubauen. Bo Pei, Analyst bei Tiger Securities, verweist neben Wettbewerb auch auf eine verlangsamte Binnennachfrage und die Auswirkungen globaler Handelsfriktionen auf das Wachstum des Unternehmens.
Die Situation wird zusätzlich durch eine Reihe von Regulierungen und politischen Maßnahmen im internationalen Handel verschärft. Besonders relevant für PDD Holding ist die anstehende Abschaffung der sogenannten De-minimis-Regelung in den USA, die bislang Lieferungen unter einem Warenwert von 800 US-Dollar von Zöllen befreite. Da Temu vor allem durch den Versand kleinerer Artikel aus China in die USA bekannt wurde, bedeutet das Ende dieser Zollbefreiung eine erhebliche Mehrbelastung für das Unternehmen und seine Kunden. Jun Liu, Finanzvorstand von PDD Holding, kommentierte die Entwicklung mit dem Hinweis auf eine erwartete Verlangsamung im Wachstum, die auf die zunehmende Größe des Geschäfts und die Herausforderungen im externen Umfeld zurückzuführen sei. Insbesondere betonte er, dass anhaltende Investitionen in das Ökosystem erforderlich seien, um Händler und Verbraucher trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin zu unterstützen und langfristige Perspektiven zu sichern.
Die Krise bei PDD Holding steht stellvertretend für die größeren Herausforderungen, mit denen chinesische E-Commerce-Unternehmen im Jahr 2025 konfrontiert sind. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, Wechselwirkungen im Handel, zunehmendem Protektionismus und einem grundlegend veränderten Konsumverhalten schafft ein Umfeld, das weit weniger vorhersehbar und profitabel ist als in den vergangenen Wachstumsjahren. Auf der Börse wirkt sich dies unmittelbar aus. Die negative Entwicklung der Gewinne führte schnell zu einem Vertrauensverlust bei Anlegern, die sich in Unsicherheit über die zukünftigen Erfolgsaussichten des Unternehmens befinden. Der schnelle und deutliche Kursrückgang von 17 Prozent spiegelt diese Markterwartungen wider und verleiht dem Handlungsdruck für PDD Holding zusätzlichen Nachdruck.
Trotz der Rückschläge bietet sich für das Unternehmen auch eine Chance. Durch Anpassungen in der Geschäftsstrategie, etwa im Hinblick auf Diversifizierung der Absatzmärkte, Optimierung der Lieferketten oder Investitionen in innovative Technologien, könnte PDD Holding sich langfristig neu positionieren. Voraussetzung dafür ist allerdings die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen, die eng mit den externen politischen und wirtschaftlichen Umständen verflochten sind. Im weiteren Verlauf des Jahres bleibt die Beobachtung der Finanzkennzahlen und politischen Entscheidungen ebenso wichtig wie das Monitoring von Verbraucherverhalten. Das Beispiel von PDD Holding zeigt eindrücklich, wie stark globale Handelskonflikte und nationale wirtschaftliche Rahmenbedingungen selbst erfolgreiche Großunternehmen treffen können.
Für Investoren und Analysten gilt es, sowohl kurzfristige Risiken zu managen als auch mögliche langfristige Erholungspotenziale zu bewerten. Die Situation rund um PDD Holding verdeutlicht zudem, dass Aktienbewertungen im Technologiesektor nicht nur von innovativen Produkten, sondern stark auch von geopolitischen Faktoren abhängig sind. Insgesamt steht PDD Holding als Mutterkonzern von Temu exemplarisch für die Herausforderungen und Unsicherheiten, die das weltweite E-Commerce-Geschäft im Jahr 2025 prägen. Der starke Kursverfall nach den enttäuschenden Mai-Quartalszahlen ist nicht nur ein Indiz für aktuelle Herausforderungen, sondern auch ein Weckruf für Unternehmen, Politik und Investoren, die komplexen Zusammenhänge in der globalisierten Wirtschaft besser zu verstehen und darauf zu reagieren.