Meta hat mit seiner neuen AI-App eine Technologie auf den Markt gebracht, die auf der Oberfläche vielversprechend wirkt, aber im Kern ein ernsthaftes Datenschutzproblem mit sich bringt. Während viele Menschen glauben, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT oder die Plattformen von Google eher auf Privatsphäre bedacht sind, zeichnet sich bei Meta AI ein deutlich bedenklicheres Bild ab. Diese App speichert nicht nur Ihre Beiträge, sie behält auch im Hintergrund einen detaillierten „Memory file“, der sämtliche Gespräche, persönlichen Informationen und sogar sensible Details enthält. Das Ergebnis ist ein Überwachungssystem, das als freundlicher und hilfreicher Chatbot getarnt ist, in Wirklichkeit aber wie ein allwissender und nie vergessender Nachbar agiert, der jedes Wort protokolliert und analysiert. Nutzern ist kaum bewusst, wie umfassend Meta AI Daten sammelt und wie schwer es ist, diese wieder vollständig zu löschen.
Die Verknüpfung mit Facebook- und Instagram-Konten macht die Situation noch bedrohlicher: Dort sind bereits riesige Datenmengen gespeichert, die in Kombination mit den neuen Chat-Informationen ein detailliertes Persönlichkeitsprofil ergeben. Ob es um alltägliche Interessen, familiäre Themen wie Kinder oder finanzielle Angelegenheiten wie Steuerfragen geht, die AI merkt sich alles und nutzt diese Informationen zur zukünftigen Personalisierung – und zum Teil auch für zielgerichtete Werbung. Während andere Anbieter zumindest Optionen anbieten, um die Verwendung von Daten für das Training von KI-Modellen abzulehnen, gibt es bei Meta keine echte Möglichkeit, offen zu steuern, wie Ihre Daten verwendet werden. Im Gegenteil: Alles, was Sie tippen, sprechen oder teilen, wird womöglich zum Trainingsmaterial für kommende Versionen der KI. Dieser Ansatz lässt eine klare Grenze zwischen nützlicher Personalisierung und umfassender Überwachung verschwimmen.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass Meta AI offenbar keinen echten „Privatmodus“ kennt. Selbst wenn Nutzer versuchen, ihre Chatprotokolle zu löschen oder bestimmten Einträgen im sogenannten Memory file entgegenzuwirken, gestaltet sich der Aufwand enorm und die Erfolgsaussichten sind begrenzt. Es genügt nicht, einzelne Nachrichten zu entfernen, oft müssen auch die Verknüpfungen zu den Originalgesprächen gefunden und gelöscht werden. Übersieht man einen Punkt, bleiben die Daten im System gespeichert – was es zu einem mühsamen Kampf macht, die eigenen Spuren zu verwischen. Neben dem invasiven Speicherverhalten hat Meta noch eine weitere Überraschung eingebaut: Einen „Teilen“-Button, der aus jedem Gespräch eine öffentliche Unterhaltung macht.
Wer also vertrauliche Details oder private Anliegen bespricht, riskiert, dass diese ungewollt auf der Plattform landen und für alle sichtbar sind. Im Gegensatz zu vielen sozialen Medien gibt es hier keine feinmaschigen Einstellungsmöglichkeiten, wer Zugriff erhält. Öffentliche Zugänglichkeit ist der Standard, was das Risiko von Datenmissbrauch oder unangenehmen Situationen erhöht. Experten wie Miranda Bogen vom Center for Democracy & Technology warnen ausdrücklich davor, Meta AI als vertrauensvollen Gesprächspartner zu sehen. Die Technologie entspreche eher einem ausgeklügelten Überwachungstool mit freundlicher Oberfläche als einem vertraulichen Chatbot, der tatsächlich auf Datenschutz achtet.
Die Kombination aus dauerhaftem Speichern, Profiling und der geplanten Einführung von Werbung in der App verstärkt den Eindruck, dass es Meta primär um das Sammeln und Vermarkten persönlicher Daten geht. Mark Zuckerberg selbst hat bestätigt, dass künftig personalisierte Anzeigen in Meta AI integriert werden sollen. Diese Anzeigen werden auf den tiefgreifenden Daten basieren, die das System über die Nutzer sammelt – von ihren Sorgen bis hin zu ihren Interessen. So entsteht eine besonders heikle Situation, bei der sehr persönliche Aspekte des Lebens zu direkt verwertbaren kommerziellen Informationen werden. Verbraucherorganisationen, darunter die Consumer Federation of America, kritisieren die Datenschutzrichtlinien Meta AIs als völlig unzureichend.
Transparenz und Kontrolle bleiben auf der Strecke, was Nutzer in eine schwierige Lage bringt. Denn wer sich nicht bewusst ist, wie seine Daten verwendet werden, kann auch keine informierte Entscheidung darüber treffen, was er teilen möchte und was nicht. Die Algorithmen von Meta AI verstärken zudem problematische Effekte wie Stereotype und Vorurteile. Wenn das System etwa aufgrund eines einzigen hinweisenden Wortes einen Nutzer als Elternteil einstuft, prägt dies alle zukünftigen Interaktionen und verändert die Art und Weise, wie die KI mit der Person kommuniziert. Diese Form der einseitigen Zuschreibung führt zu einer dynamischen Rückkopplungsschleife, die individuelle Freiheit und Vielfalt einschränkt und stattdessen vorgefertigte Rollenklischees bestätigt.
Wie können Nutzer sich vor diesen Risiken schützen? Meta stellt in seinen Nutzungsbedingungen klar, dass man keine Informationen preisgeben sollte, die nicht dauerhaft von der KI gespeichert und genutzt werden sollen. Praktisch bedeutet das, dass man die App nur für oberflächliche Unterhaltungen verwenden sollte, niemals für sensible oder vertrauliche Themen. Zudem empfiehlt es sich, ein separates Konto nur für Meta AI anzulegen, das nicht mit den eigenen Social Media Profilen verknüpft ist. So lässt sich zumindest der Zugang zu bereits gespeicherten Facebook- und Instagram-Daten verhindern. Regelmäßiges Löschen des Chatverlaufes und der gespeicherten Erinnerungen kann ebenfalls helfen, den Überwachungsgrad zu reduzieren, auch wenn dieser Prozess umständlich und fehleranfällig ist.
Einzig radikaler Weg bleibt allerdings, Meta AI gar nicht zu nutzen. Wer seine Privatsphäre wirklich schützen möchte, sollte sich von der App fernhalten und stattdessen auf Alternativen setzen, die die Nutzerrechte respektieren und mehr Kontrolle über die eigenen Daten anbieten. Meta AI steht für eine neue Entwicklungsstufe in der Technologie, die persönliche Kommunikation und Überwachung untrennbar miteinander verbindet. Es zeigt damit den Trend, dass persönliche Daten immer weniger als schützenswertes Gut wahrgenommen werden, sondern zunehmend als Rohstoff für wirtschaftliche Verwertung dienen. Für Nutzer bedeutet das eine deutliche Verschiebung der Machtverhältnisse zugunsten der Konzerne.