Das Leben im Weltall unterscheidet sich in vielen Aspekten von unserem Alltag auf der Erde – doch es gibt auch erstaunliche Parallelen. Auf der Internationalen Raumstation (ISS) essen Astronauten, schlafen, arbeiten und verbringen ihre Freizeit wie wir auf der Erde. Eine alltägliche Aufgabe, die jedoch in der Schwerelosigkeit und unter extremen Bedingungen eine große Herausforderung darstellt, ist das Waschen von Kleidung. Die Frage „Wie wäscht man seine Kleidung im Weltall?“ beschäftigt Forscher, Ingenieure und Forscherteams seit vielen Jahren. Anders als auf der Erde, wo Waschmaschinen fester Bestandteil jeder Haushaltsführung sind, gibt es auf der ISS keine Möglichkeit, Kleidung in einer Maschine zu reinigen.
Wasser ist im All ein äußerst knappes Gut und unheimlich wertvoll. Die logistische Schwierigkeit und die enormen Kosten, Wasser von der Erde ins All zu transportieren, schränken seine Nutzung erheblich ein. Deshalb wird Wasser vorrangig zum Trinken, zur Hygiene und für den Lebenserhalt verwendet. Babys Windeln, verschmutzte T-Shirts oder Trainingsanzüge können einfach nicht wie gewohnt gereinigt werden. Die meisten Flüssigkeiten an Bord der ISS werden sorgfältig zurückgewonnen und recycelt.
Ein großer Teil des Wassers stammt aus der Kondensation, die sich an den Wänden der Raumstation bildet – zum Beispiel aus dem Atem und Schweiß der Astronauten. Zu den Quellen zählt auch recycelter Urin, der nach einem komplexen Prozess für den menschlichen Gebrauch wiederaufbereitet wird. Diese Kreislaufwirtschaft sorgt dafür, dass die Menge an Wasser an Bord bestmöglich erhalten bleibt. Die Einschränkungen machen eine herkömmliche Waschmaschine, wie wir sie kennen, unmöglich. Astronauten auf der ISS verfügen nur über eine begrenzte Anzahl an Kleidungsstücken.
Dabei sind diese Kleidungsstücke, etwa Unterwäsche, Socken oder T-Shirts, darauf ausgelegt, über längere Zeiträume getragen zu werden. Mehrmaliges Tragen der gleichen Stücke ist die Realität, da der Nachschub von sauberer Kleidung von der Erde sehr teuer und aufwendig ist. Auf der Erde unvorstellbar, gehören das Jammern über muffige Kleidung oder das tägliche Wechseln von Outfits im All der Vergangenheit an. Wichtig zu wissen ist auch, dass im Weltraum der Kontakt mit Staub, Schmutz und Umweltverschmutzung entfällt, was die Kleidung weniger schnell verschmutzt. Zudem wird die Temperatur auf der ISS streng kontrolliert, sodass die Astronauten weniger schwitzen als auf der Erde.
Dies trägt dazu bei, dass die Kleidung weniger schnell riecht oder dreckig wird. Dennoch bringt das tägliche Training und die körperliche Belastung ihre Spuren – die Kleidung kann durch Schweiß steif und unangenehm werden. Wenn Kleidung schließlich nicht mehr tragbar ist, wird sie nicht gewaschen, sondern entsorgt. Verschmutzte oder zu gebrauchte Kleidungsstücke werden in Abfallbehältern gesammelt und mit speziellen Versorgungsmissionen zur Erde zurückgeschickt oder in die Erdatmosphäre gegeben, wo sie verglühen. Das spart so viel wertvollen Platz an Bord wie möglich.
Teure und sensible Ausrüstung wie Raumanzüge hingegen werden zur Reinigung und Reparatur zur Erde geschickt. Diese umständliche und teure Methode weckt bei Forschern und Raumfahrtorganisationen den Wunsch, dringend gereinigte Kleidung an Bord zu ermöglichen, ohne wertvolle Ressourcen zu verschwenden. NASA arbeitet dazu aktuell an innovativen Konzepten, die speziell für das Waschen im All entwickelt werden. Die US-Raumfahrtbehörde kooperiert mit Unternehmen wie der bekannten Waschmittelmarke Tide, die einen biologisch abbaubaren Waschstoff entwickelt haben, der in der Schwerelosigkeit und mit minimalem Wasserverbrauch effizient Reinigen soll. Dieses speziell für den Weltraum entwickelte Waschmittel soll 2022 mit Versorgungslieferungen zur ISS gebracht werden, damit die Astronauten es vor Ort testen können.
Ziel ist es, Kleidung länger tragbar zu machen, ohne aufrieselnde Wasserwolken oder großen Energieverbrauch. Sollte dieses Experiment erfolgreich verlaufen, könnte es erstmals möglich werden, Kleidung an Bord professionell zu reinigen - eine Innovation, die nicht nur die Lebensqualität der Astronauten massiv verbessert, sondern auch Kosten für Logistik und Nachschub senkt. Die Frage, wie das Waschen im All funktioniert, ist auch ein Fenster in die Zukunft der bemannten Raumfahrt. Bei längeren Missionen zu Mond, Mars oder darüber hinaus wird das Problem noch größer. Wasserversorgung wird dort vielleicht noch deutlich limitierter sein, und trotzdem müssen Astronauten hygienisch einwandfrei und komfortabel leben können.
Die Erkenntnisse, die heute auf der ISS gewonnen werden, bilden daher die Grundlage für spätere Technologien und Methoden, um den Alltag im Weltall nachhaltiger und angenehmer zu gestalten. Bis dahin ist das „Waschen“ auf der ISS eher eine Kombination aus wiederholtem Tragen, begrenztem Nachschub und Entsorgen verbrauchter Kleidung. Diese einzigartige Herausforderung zeigt, wie komplex das scheinbar einfache Phänomen „Kleiderpflege“ im Weltraum ist. Sie erinnert uns auch daran, wie kostbar Ressourcen wie Wasser sind und wie beeindruckend die Technologie und Prozesse sind, die Astronauten ihren Alltag weiter erträglich machen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Waschen von Kleidung auf der ISS derzeit nicht mit einer klassischen Waschmaschine geschieht.
Wasserknappheit, hohe Kosten und der logistische Aufwand verhindern dies. Stattdessen wird auf Wiederverwendung und Recycling gesetzt. Neue Innovationen und spezielle Waschmittel könnten zukünftig neue Wege eröffnen, Kleidung im All zu reinigen und so die Lebensbedingungen der Raumfahrer erheblich zu verbessern. Die Erforschung dieser Möglichkeiten ist ein spannendes Beispiel dafür, wie der Kontakt mit extremen Bedingungen auf der Erde innovative Technologien hervorbringt, die auch hier unseren Alltag bereichern könnten.