United Airlines hat kürzlich angekündigt, dass das Unternehmen keine andere Möglichkeit sieht, als die Streichung von etwa 35 täglichen Hin- und Rückflügen vom Flughafen Newark Liberty International Airport vorzunehmen. Diese Entscheidung ist eine direkte Folge der anhaltenden Probleme im Bereich der Flugsicherung, die auf einen massiven Mangel an Fluglotsen und veraltete Technologie zurückzuführen sind. Der Flughafen Newark, einer der wichtigsten Drehkreuze der United Airlines, kann die große Anzahl geplanter Flüge nicht mehr bewältigen, was gravierende Auswirkungen auf Reisende und den Flugplan der Airline hat. Die Gründe für diese drastischen Maßnahmen liegen in der Unterbesetzung des Fluglotsenpersonals beim Federal Aviation Administration (FAA), die den Flugverkehr am Newark Airport überwacht. CEO Scott Kirby von United Airlines brachte die Situation verbal auf den Punkt, als er erklärte, dass der Flughafen schlichtweg nicht in der Lage sei, den großen Ansturm an Flugbewegungen zu ordnen und sicher zu koordinieren.
Die Entscheidung, Flüge zu streichen, sei daher notwendig, um Kunden vor noch größeren Verzögerungen, Umleitungen und Unsicherheiten zu schützen. In den letzten Wochen hatte Newark mit erheblichen Störungen zu kämpfen. Die für die Flugüberwachung zuständigen Technologien versagten mehrfach, was zu zahlreichen Flugumleitungen und Verspätungen führte. Darüber hinaus verschärfte ein Streik von mehr als einem Fünftel der FAA-Mitarbeiter die Lage erheblich. Diese Arbeitsniederlegungen trugen dazu bei, dass das ohnehin knappe Personal weiter ausgedünnt wurde.
Das Resultat waren gestiegene Ausfälle bei Flügen, lange Wartezeiten für Passagiere und zunehmende Unzufriedenheit bei Airlines und Reisenden gleichermaßen. Die Ursachen für den chronischen Personalmangel bei den Fluglotsen sind vielfältig und tiefgreifend. Einerseits spielen spezielle Altersgrenzen eine Rolle: So schreibt die FAA vor, dass Fluglotsen spätestens mit 56 Jahren in den Ruhestand treten müssen. Andererseits gibt es Einschränkungen bei der Rekrutierung, da nur Bewerber unter 31 Jahren für diesen Beruf zugelassen werden. Diese Faktoren erschweren eine nachhaltige Personalplanung.
Zusätzlich hat die COVID-19-Pandemie die Ausbildung neuer Lotsen stark verzögert, da Trainingsprogramme vorübergehend ausgesetzt wurden. Eine Studie des U.S. Verkehrsministeriums aus dem Jahr 2023 verdeutlicht, dass die FAA bislang keine wirksame Lösung zur Behebung des Personalengpasses vorweisen kann. Angesichts dieses Engpasses hat United Airlines bereits seit längerem auf eine Umklassifizierung des Flughafens Newark gedrängt.
Ziel ist es, Newark als sogenannten Level-3-Flughafen einzustufen, was dem FAA erlauben würde, die Anzahl der geplanten Flugbewegungen streng an die Kapazitäten des Flughafens anzupassen und so Überlastungen zu vermeiden. Bisher hat die Behörde diese Forderung nicht umgesetzt, was die Situation zusätzlich belastet. Im Zuge der aktuellen Lage kündigten sowohl der FAA als auch das US-Verkehrsministerium Maßnahmen an, um die Situation zu entspannen. So plant die FAA, im laufenden Jahr 2024 etwa 2.000 neue Fluglotsen einzustellen.
Außerdem sollen Anreize wie Bonuszahlungen von bis zu 10.000 US-Dollar für neue Lotsen geschaffen werden, die in schwer zu besetzenden Luftverkehrskontrollzentren eingesetzt werden. Auch zusätzliche Ausbildungsressourcen und finanzielle Vergütungen für bestehendes Personal sollen den Mangel abmildern. US-Verkehrsminister Sean Duffy betonte, dass die Modernisierung des gesamten Flugverkehrssystems in Amerika ein entscheidender Schritt sei, um langfristig stabilere Verhältnisse zu schaffen. United Airlines selbst hat Ende März einen umfassenden Dreipunkte-Plan vorgestellt, um Flugverspätungen zu reduzieren und das Flugerlebnis der Passagiere zu verbessern.
Der Ansatz basiert auf Investitionen in zusätzliches Personal, moderne Technologie und verbesserte Infrastruktur. Teil der Strategie ist auch die geplante Reduktion des eigenen inneramerikanischen Flugplans um vier Prozent ab Juli, um so die Belastung von sensiblen Drehkreuzen wie Newark zu verringern. Die Flugstreichungen bei United Airlines sind ein klarer Hinweis auf die derzeitigen Herausforderungen in der US-Luftfahrtbranche. Während der Zeitraum nach der Pandemie einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Flugreisen verzeichnete, konnten wichtige logistische und personelle Engpässe nicht schnell genug bewältigt werden. Verspätungen, Flugausfälle und Unannehmlichkeiten für Passagiere mehren sich, wenn keine systematischen Lösungen eingeführt werden.
Die Probleme am Flughafen Newark sind dabei exemplarisch für viele andere bedeutende Flughäfen in den USA. Die Luftverkehrsbranche steht vor schwierigen Entscheidungen: Wachstum und Kapazitätserweiterungen sind nur dann sinnvoll, wenn auch die Infrastruktur und das Personal entsprechend mitwachsen. Die Vereinigten Staaten müssen deshalb dringend in die Ausbildung von Fluglotsen, die Modernisierung der Kontrolltechnologien und die Ausweitung der Knotenpunkte investieren. Neben der kurzfristigen Entlastung durch Personalaufstockung sind vor allem auch mittelfristige Investitionen in die Gesamtsysteme der Flugsicherung notwendig, um zuverlässig den steigenden Anforderungen des Luftverkehrs gerecht werden zu können. Für Reisende bedeutet die Situation am Flughafen Newark im Moment vor allem eines: mehr Vorsicht und Flexibilität bei der Planung von Flugreisen.