Die Programmiersprache Zig hat in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit in Entwicklerkreisen erlangt. Als Systemprogrammiersprache positioniert sie sich als moderne Alternative zu C mit dem Versprechen verbesserter Sicherheit und ergonomischer Programmierparadigmen. Doch wie sicher ist Zig insbesondere in Bezug auf Speicherfehler und Speicherintegrität? Dieser Frage soll hier ausführlich nachgegangen werden. Speichersicherheit gilt als eine der grundlegendsten Herausforderungen beim Entwickeln von Systemsoftware. Fehler wie Use-after-free, Buffer Overflows oder das Missmanagement von Zeigern können schwerwiegende Sicherheitslücken verursachen, die häufig in klassischen Programmiersprachen auftreten.
Während Rust mit seinem einzigartigen Ownership-Modell eine nahezu vollständige Vermeidung solcher Fehler anstrebt, wird Zig oft kontrovers diskutiert, ob und wie viel Speicher-„Safety“ es tatsächlich bietet. Zig bewegt sich eindeutig in einer anderen Kategorie als Rust. Es bietet nicht die komplexen, zusammensetzbaren Kompilierzeit-Beweise, die Rusts garantierte Speicherunversehrtheit ermöglichen, sondern verfolgt einen pragmatischeren Ansatz mit Teilen aus „adhoc runtime checks“ und einer klareren Strukturebene als C. Diese Runtime-Prüfungen beinhalten zum Beispiel die konsequente Nutzung von Slice-Typen, die einen Zeiger mit einer Länge kombinieren und somit bei Lese- und Schreibzugriffen Bounds-Checks einschließen. Solche Schutzmechanismen helfen sehr effektiv gegen klassische Out-of-Bounds-Fehler, die sonst zu Sicherheitslücken führen.
Zudem verbietet Zig per Design die Verwendung von null-Zeigern; stattdessen wird ein spezieller Typ „optional“ verwendet, der eine Null-Erwartung klar kenntlich macht und erst überprüft werden muss, bevor darauf zugegriffen wird. Diese bewusste Unterscheidung reduziert die Gefahr von Null-Dereferenzierungen, einem häufigen Absturz-/Sicherheitsgrund in C-basierten Projekten. Auch in Zig sind Tagged Unions eingebaut, die garantieren, dass nur auf den aktuell gesetzten Variationszweig zugegriffen werden kann – somit werden beispielsweise Typsicherheitsfehler bei Unions vermieden. Weiterhin gibt es automatische Überprüfungen bei arithmetischen Operationen auf Über- und Unterlauf sowie beim Typ-Casting zwischen numerischen Datentypen, was eine weitere Fehlerquelle minimiert. Was die Handhabung von Zeichenketten betrifft, trennt Zig den Umgang mit null-terminierten Strings deutlich vom übrigen String-Typ ab.
Gerade bei Schnittstellen zu C/C++ ist das ein entscheidender Vorteil, weil versehentlich falsch terminierte Strings schwerwiegende Fehler und Sicherheitsrisiken nach sich ziehen können. Zwar bietet Zig keine so tiefgreifenden Sicherheitsgarantien wie Rust, doch hat es einige weitere Eigenheiten, die die praktische Speicherverwaltung robuster gestalten. So zählt dazu das Standardbibliotheksmodell von Allocatoren, die zur Laufzeit Fehler wie Use-after-Free oder Double-Free detektieren können. Obgleich solche Mechanismen hinsichtlich Performance und Speicherverbrauch noch evaluiert werden müssen, können sie das Risiko von Speicherfehlern signifikant senken, wenn sie unbedingt in Produktionssoftware integriert werden. Die Sprachfeatures wie „defer“ und „errdefer“ erleichtern zusätzlich das Aufräumen von Ressourcen, speziell in komplexen Kontrollstrukturen.
Dadurch verringert sich die Fehleranfälligkeit beim Freigeben von Speicher oder beim Schließen von Handles immens – ein Bereich, der traditionell zu vielen Bugs führt. Ein Punkt, der oft übersehen wird, ist die obligatorische Verwendung des Schlüsselwortes „undefined“, wenn Variablen uninitialisiert bleiben sollen. Zugleich füllt Zig im Debug- und „release-safe“-Modus uninitialisierten Speicher mit dem Wert 0xAA, was dazu führt, dass Speicherfehler früh erkannt werden können, indem die Anwendung bei unerlaubtem Speicherzugriff schneller abstürzt. In anderen Sprachen wie C bleibt uninitialisierter Speicher unvorhersehbar und kann zu kryptischen Fehlern führen. Darüber hinaus hat der Compiler strengere Richtlinien für Typkonvertierungen, indem beispielsweise der Einsatz von @bitcast nur dann erlaubt wird, wenn die binäre Repräsentation der Typen kompatibel ist.
Das erschwert versehentliche, gefährliche Casts, die andernfalls undefiniertes Verhalten verursachen könnten. Interessant ist auch, dass im Vergleich zu gcc oder clang die Zig-Toolchain für C-Quellcode standardmäßig häufig sicherere Optionen einschaltet, etwa AddressSanitizer, was schon während der Kompilierung zur Fehlerfindung beiträgt. Nichtsdestotrotz bleibt Zig hinsichtlich Speicherunssicherheit relativ nah an C – das Fundament ist ähnlich nah an der Hardware, und es ist vergleichsweise einfach, Speicherfehler einzuführen. Praktische Beispiele wie Use-after-Free, Iterator-Invaliderungen bei Reallocs oder das unerwartete Überschreiben von Speicherfeldern durch Unionmanipulation sind in Zig alltäglich und führen innerhalb kurzer Zeit zu zahlreicheren Fehlern als in Rust-Projekten vergleichbarer Größe. Rust dagegen nutzt ein komplexes Ownership-System, das es erlaubt, Code zu schreiben, der zur Kompilierzeit durch das Typsystem auf Speicherfehler geprüft werden kann.
Die geringe Anzahl von notwendigen „unsafe“-Blöcken in großen Rust-Codebasen unterstreicht die Effizienz dieser Methode. Zig besitzt hier keine vergleichbare statische Sicherheitsanalyse, was bedeutet, dass zum Erreichen eines ähnlichen Sicherheitsniveaus externe Werkzeuge oder ein manuelles, sehr sorgfältiges Programmieren notwendig sind. Dennoch sollte man Zig nicht ausschließlich durch die Brille der Speichersicherheit bewerten. Für viele Anwendungsszenarien, in denen sehr schlanke Binärgrößen, schnelle Startzeiten oder einfache interaktive Hooks wie WebAssembly-Sandboxen benötigt werden, bringt Zig klare Vorteile. Insbesondere das einfach zu nutzende Comptime-System ermöglicht eine starke, aggressive Spezialisierung und optimierende Kompilierung, die so einfach kein anderes System bietet.
Außerdem existieren Nischen, in denen das Risiko durch Speicherfehler geringer einzuschätzen ist, etwa bei Single-Tenant-Systemen, privaten Netzwerken oder streng kontrollierten Protokollen. Dort könnten die simpleren Runtime-Checks von Zig ausreichend sein, ohne dass die volle Komplexität etwa von Rust nötig ist. Die Zukunft von systemnaher Softwareentwicklung könnte also durchaus ein Nebeneinander von Sprachen bedeuten, bei denen Rust die Mehrheit der anspruchsvollen sicherheitsrelevanten Kernkomponenten dominiert und Zig seine Stärken in speziellen Bereichen wie schnellen Prototypen, WebAssembly-Miniatur-Apps oder hochoptimierten eingebetteten Systemen ausspielt. Wichtig ist zu beachten, dass Zig sich noch in rascher Entwicklung befindet, was bedeutet, dass Speicher- und Sicherheitsmechanismen stetig angepasst werden. Die Community experimentiert mit Laufzeit-Allocatoren, Sandboxing-Ansätzen und neuartigen Fehlererkennungen, die in den kommenden Jahren die Sicherheit verbessern könnten, ohne die Performance zu opfern.
Abschließend lässt sich sagen, dass Zig im Spannungsfeld zwischen C und Rust eine pragmatische Position einnimmt. Die Sprache beseitigt viele der offensichtlichsten Fehlerquellen aus C, schafft ergonomische Verbesserungen und schützt gegen häufige Stolperfallen. Vollständige Speicherunversehrtheit bietet sie jedoch aktuell nicht. Für Entwickler, die maximale Sicherheit benötigen, bleibt Rust das Mittel der Wahl. Gleichzeitig bietet Zig aber eine frische Basis mit neuen Möglichkeiten für Systemprogrammierung, die insbesondere in Nischen mit speziellen Anforderungen an Größe, Startzeit und Kompilierzeit-Spezialisierung attraktiv ist.
Für viele Projekte, die keine extremen Sicherheitsgarantien erfordern, stellt Zig deshalb eine interessante und zukunftsträchtige Alternative dar, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und mit eigenen Lösungen wächst.