In den letzten zwanzig Jahren ist das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten von 40,3 auf 42,4 Jahre gestiegen. Auf den ersten Blick mag das nach einer eher geringen Veränderung klingen, doch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind enorm. Dieses steigende Durchschnittsalter ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass die jährliche Beschäftigungszuwachsrate in den USA in den kommenden zehn Jahren voraussichtlich auf nur noch 0,4 Prozent sinken wird – ein Bruchteil des Wachstums von 1,3 Prozent, das zwischen 2013 und 2023 verzeichnet wurde. Neben dem Altersanstieg der Erwerbsbevölkerung ist auch das jährliche Bevölkerungswachstum rückläufig. Prognosen des Congressional Budget Office gehen davon aus, dass es zwischen 2026 und 2030 nur noch 0,1 Prozent betragen wird, wobei der gesamte Zuwachs allein auf Einwanderung zurückzuführen ist.
Diese demografischen Verschiebungen haben darüber hinaus weitreichende Konsequenzen für die Unternehmenskultur in den USA. Obwohl die Zahl der Unternehmensgründungen auf einem Allzeithoch liegt, nimmt der Anteil an neu gegründeten Unternehmen, die tatsächlich Mitarbeiter einstellen und somit zu einem größeren Arbeitgeber werden, in den letzten zwanzig Jahren stetig ab. Waren es früher mehr als die Hälfte, sind es mittlerweile nur noch etwa ein Drittel. Die Demografie, also die Alterung der Arbeitnehmerschaft, wirkt sich somit auch auf die Innovationskraft und die Wachstumsdynamik des Wirtschaftsstandorts aus – eine Herausforderung, der sich die Gesellschaft stellen muss. Im Kontrast zu dieser Entwicklung steht Utah County in Utah, das die jüngste Erwerbsbevölkerung aller US-Countys aufweist.
Mit einer Durchschnittsaltersangabe von 35 Jahren befindet sich diese Region statistisch weit unter dem landesweiten Schnitt. Gelegen in den malerischen Tälern und Bergen Nord-Zentral-Utahs, ist die Region entlang des östlichen Ufers des Utah-Sees eine lebendige und junge Gemeinschaft, in der sich viele technikgetriebene Unternehmen angesiedelt haben. Sowohl das Geschäftsumfeld als auch das soziale Gefüge von Utah County spielen eine entscheidende Rolle für diese dynamische junge Arbeitswelt. So ist die Region ein Magnet für Technologieunternehmen, die hier ihren Kundenservice ausbauen wollen. Durch die Anziehungskraft dieser Firmen wächst der junge Arbeitsmarkt weiter, es entstehen neue, innovative Start-ups und es führt zu einem sich selbst verstärkenden Kreislauf, der das Durchschnittsalter niedrig hält.
Ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg in Utah County ist das starke soziale Kapital, das vor allem durch die Kultur der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonenkirche) geprägt wird. Die gemeinschaftliche Vernetzung und die sozialen Beziehungen, die hier gelebt werden, schaffen ideale Voraussetzungen für unternehmerisches Handeln. Junge Menschen erwerben durch Missionsdienste und typische Nebenjobs wie beispielsweise den Haustürverkauf Fähigkeiten wie Durchhaltevermögen und Einsatzbereitschaft – Eigenschaften, die für die Gründung und Führung eigener Unternehmen von enormer Bedeutung sind. Soziale Netzwerke gelten in der Wirtschaftsforschung als fundamentale Erfolgsfaktoren für unternehmerische Initiativen. Wo ein starkes gesellschaftliches Miteinander herrscht, dort können Firmen schneller wachsen, Chancen besser nutzen und sind auch widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Herausforderungen.
Utah County ist ein Paradebeispiel dafür: Die knapp 9 Prozent der Unternehmensgründungen sind Technologieunternehmen – eine Rate, die mehr als doppelt so hoch ist wie im nationalen Durchschnitt von 3,3 Prozent. Die hohe Konzentration ist auch eng mit der Nähe zu renommierten Hochschulen wie der Brigham Young University in Provo sowie der University of Utah verbunden, die eine ständig neue Generation junger, gut ausgebildeter Arbeitskräfte hervorbringen. Sadurch zeichnet sich eine Wirtschaft ab, die besonders in den wissensintensiven Branchen floriert und gleichzeitig von jugendlicher Vitalität geprägt ist. Die Bevölkerungsstruktur Utah Countys verschiebt sich ebenfalls deutlich; mit etwa einem Drittel der Einwohner unter 18 Jahren übertrifft sie den Landesdurchschnitt von etwa einem Fünftel deutlich. Diese junge Bevölkerungsspanne zeigt sich indirekt in der Wirtschaftslandschaft: Bildungseinrichtungen und neue Unternehmen in Bildungsbereichen machen 2,1 Prozent der Unternehmensgründungen aus – mehr als doppelt so viel wie unter den USA im Durchschnitt.
Zudem gibt es eine stärkere Präsenz von Dienstleistern professioneller Geschäftsbereiche. Darüber hinaus sieht man eine Vielfalt an Unternehmertum, das auch aus den eigenen vier Wänden betrieben wird, sei es Hundepflege, Buchhaltung oder andere Dienstleistungen. Studierende und junge Gründer profitieren von Gründerzentren und Inkubatoren, die sie unterstützen, während sich durch das Nebeneinkommen (Side Hustles) viele erste unternehmerische Erfahrungen sammeln lassen. In diesem Wettbewerb um Talente konkurrieren nicht nur etablierte Technologieunternehmen, sondern auch das Unternehmertum selbst zieht leistungsfähige junge Menschen an – ein dynamisches Umfeld, das Innovationen antreibt. Die Lehren aus Utah County sind besonders im Hinblick auf den demografischen Wandel in den USA wertvoll.
Dort, wo junge, sozial vernetzte Arbeitskräfte zusammenkommen, kann dem Trend des Alterns auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich begegnet werden. Die förderlichen Bedingungen starken sozialen Kapitals und der entsprechenden Infrastruktur sind allerdings nicht auf Utah County begrenzt. Sie bieten vielmehr Konzepte, die man auch in anderen Landesteilen oder gar Ländern adaptieren könnte, um Innovation und Unternehmertum zu fördern und so die wirtschaftliche Resilienz zu stärken. Während die USA insgesamt mit einer alternden Erwerbsbevölkerung konfrontiert sind, zeigt der Hotspot Utah County eindrucksvoll, wie gerade junge Menschen und ihre Netzwerke neue Chancen schaffen können. Die Kombination aus akademischer Exzellenz, sozialer Verbundenheit und einer Kultur des unternehmerischen Antriebs eröffnet Perspektiven, die auch andere Regionen inspirieren sollten.
Der Trend ist eindeutig: Wer in eine lebendige Gemeinschaft junger Unternehmer und Arbeitskräfte investiert, kann auch im Angesicht des demografischen Wandels dynamische und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen aufbauen. Utah County mag kein Maßstab für ganz Amerika sein, doch die Prinzipien, die diesen wirtschaftlichen Erfolg prägen, sind universell einsetzbar und zeigen einen möglichen Weg für die Zukunft der Arbeit – geprägt von einem ausgewogenen Zusammenspiel aus sozialem Kapital, Bildung und jugendlichem Unternehmergeist.