Eine Schule mit Freunden zu gründen, mag auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Idee sein. Doch genau diese Idee birgt großes Potenzial, um Lernen neu zu definieren und gleichzeitig tiefere soziale Bindungen innerhalb des Freundeskreises zu schaffen. Die klassische Schule als Institution hat viele Vorteile, aber auch Einschränkungen – etwa starren Lehrplänen, begrenztem persönlichen Austausch oder hoher bürokratischer Bürokratie. Wenn man hingegen in kleinem Kreis eine eigene „Schule“ startet, kann Lernen flexibler, vielfältiger und vor allem gemeinschaftlicher gestaltet werden. Die Erfahrungen von Projekten wie FractalU, einer informellen Schule in New York, die in Wohnzimmern stattfindet und von Freundeskreisen organisiert wird, zeigen, wie das funktionieren kann.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Du mit Deinen Freunden eine solche Schule aufbauen kannst, welche Herausforderungen es gibt und wie Ihr das Ganze von Anfang an richtig aufsetzt. Der erste Gedanke ist oft, dass es viel Planung und Kapital braucht, um eine Schule zu eröffnen. Doch das Erfolgsgeheimnis liegt gerade in der Einfachheit und im Fokus auf gemeinsame Lernziele. Ihr braucht keine großen Räume oder offizielle Anerkennung, um gemeinsam zu lernen und Kurse anzubieten. Die Grundidee ist, dass Ihr euch gezielt und regelmäßig trefft, um Wissen zu teilen und gemeinsam zu wachsen.
Meist entstehen solche Projekte aus einem einfachen Impuls heraus – wie der Wunsch, einen Onlinekurs gemeinsam zu absolvieren, ihn im eigenen Tempo und im direkten Austausch zu erleben. Damit steigt die Motivation, zugleich schafft es eine soziale Lernumgebung, die sonst oft bei selbstgesteuertem Lernen fehlt. Der soziale „Container“ wird zum Herzstück Eurer Schule. Studien belegen, dass die Abschlussquoten bei Onlinekursen extrem niedrig sind, wenn Teilnehmer*innen alleine lernen. Mit Freund*innen zusammen lernt es sich nicht nur leichter, sondern es macht auch mehr Spaß – und die Wahrscheinlichkeit, bei der Sache zu bleiben und den Kurs abzuschließen, steigt signifikant.
So wird Lernen weniger zur einsamen Pflicht, sondern zu einer lebendigen, unterstützenden Gruppenaktivität. Ein Raum, in dem Fehler erlaubt sind, Fragen offen gestellt werden können und man sich gegenseitig motiviert. Anfangs kann es helfen, bestehende Kurse zu nutzen – etwa MOOCs (Massive Open Online Courses) oder andere Online-Angebote, die einen strukturierten Lernpfad vorgeben. Gemeinsam schließt Ihr wöchentlich Lektionen ab, besprecht schwierige Kapitel und bearbeitet Aufgaben zusammen. Vielleicht habt Ihr jemanden im Freundeskreis, der die Rolle eines Tutors oder Moderator übernimmt, um eine gute Lernatmosphäre zu schaffen.
Mit zunehmender Erfahrung entwickeln sich Eure eigenen Kurse und Workshops. Vielleicht habt Ihr Talent oder Leidenschaft, besondere Themen zu unterrichten, die sonst an Unis oder Volkshochschulen zu selten behandelt werden. Die Vielfalt kann enorm sein: von kreativen Themen wie Improvisationskunst oder Kochen bis hin zu technisch-wissenschaftlichen Bereichen wie Programmieren oder Biologie. Dabei ist es wichtig, dass die Inhalte authentisch sind und die Lehrenden mit Begeisterung unterrichten – denn diese Energie überträgt sich auf die Gruppe. Organisatorisch empfiehlt es sich, schlanke Strukturen beizubehalten.
Legt klare Rahmenbedingungen fest, wie oft Kurse stattfinden, an welchen Orten und wie die Kommunikation funktioniert. Viele erfolgreiche Gemeinschaftsschulen operieren mit minimalem Verwaltungsaufwand. Die Kursleiter*innen verwalten Teilnehmer*innen selbst und handhaben die finanzielle Seite eigenständig, sei es über eine freiwillige Gebühr oder einen fairen, skalierbaren Beitrag. Großes Augenmerk sollte auf eine unterstützende und vertrauensvolle Kultur gelegt werden, denn der persönliche Kontakt ist der Schlüssel zum Erfolg. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der geeignete Ort.
Da professionelle Schulgebäude oft zu teuer oder unpraktisch sind, kann die Wahl auf private Wohnungen, Gemeinschaftsräume oder sogar Co-Working-Spaces fallen. Freundliche Wohnzimmer verwandeln sich zu lebendigen Klassenzimmern, die eine gemütliche und entspannte Atmosphäre schaffen. So fühlt man sich eher wie in einer Lerngemeinschaft als in einer formalisierten Institution. Wachstum kommt organisch: Sobald erste Kurse erfolgreich gelaufen sind, möchten vielleicht Kursteilnehmer*innen selbst Wissen weitergeben. Dies fördert eine nachhaltige Weiterentwicklung, weil das Angebot ständig erweitert wird und jeder einbringen kann, was er kann und mag.
Die Lehrerrolle wird somit nicht an Professionals begrenzt, sondern Beispiele zeigen, dass auch Menschen mit einem „normalen“ Beruf und Leidenschaft zum Thema hervorragende Kursleiter*innen sein können. Das stärkt das Miteinander und löst den Druck auf einzelne Personen. Der Aufbau einer solchen Schule braucht jedoch Zeit und Geduld. Es gilt, eine Gemeinschaft aufzubauen, in der sich alle willkommen fühlen. Dazu gehören gemeinsame Werte wie Respekt, Engagement und Offenheit.
Gelegentliche Events oder Stammtische außerhalb der Kurse helfen, die Beziehungen zu vertiefen und Vertrauen aufzubauen. Eine starke Gemeinschaft ist das Fundament dafür, dass das Projekt dauerhaft Bestand hat. Praktische Tipps zum Start sind, mit einem kleinen, überschaubaren Kernteam zu arbeiten, das motiviert ist, eigene Kurse zu gestalten oder externe Inhalte gemeinsam zu erarbeiten. Kommunikationstools wie Messenger-Gruppen oder Plattformen wie Notion können helfen, Informationen zu koordinieren und Kurspläne zu teilen. Auch eine Webseite oder ein kleiner Newsletter bieten Möglichkeiten, das Angebot publik zu machen und neue Interessierte einzuladen.
So wächst die Schule mit der Zeit und bleibt offen für neue Ideen. Das Unterrichten in einem solchen Rahmen ist ebenfalls eine Erfahrung, die viele bereichert. Es erfordert keine formale Lehrbefähigung, sondern Neugier und die Lust, Wissen zu vermitteln. Gerade das gemeinsame Lernen ermöglicht eine Feedback-Schleife, bei der sowohl Lehrende als auch Lernende voneinander profitieren und sich weiterentwickeln. Die Grenzen zwischen Lehrer und Schüler können verschwimmen, was das Lernen noch menschlicher und inspirierender macht.
Zudem unterstreicht das Konzept, dass gute Bildung nicht ausschließlich institutionell oder commercialisiert sein muss. Frei zugängliche Kurse im Internet sind zwar eine große Ressource, aber die soziale Komponente, die Freundeskreise schaffen, macht den Unterschied. So wird Lernen zu einer lebendigen Praxis, die über die Vermittlung von Fakten hinausgeht und auch Gemeinschaft, Identität und gegenseitige Unterstützung umfasst. Zum Abschluss lässt sich sagen, dass das Gründen einer Schule mit Freunden ein spannendes Projekt ist, das Lernen neu definiert und soziale Bindungen stärkt. Es ist ein Weg, Bildung selbstbestimmter, persönlicher und flexibler zu gestalten.
Die Beispiele zeigen, dass mit wenig Aufwand viel erreicht werden kann, wenn Menschen zusammenkommen, die Freude am gemeinsamen Lernen haben. Dabei wächst die Schule mit jedem neuen Kurs, jeder neuen Stimme und jedem neuen Mitglied – und eröffnet neue Horizonte für alle Beteiligten.