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Kein Land für Pazifisten: Was Operation Sindoor über den Wandel der Konfliktwahrnehmung offenbart

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No country for pacifists- What Operation Sindoor reveals about changing opinions

Operation Sindoor zeigt, wie sich die öffentliche Meinung in Indien gegenüber militärischen Konflikten drastisch verändert hat. Von zunehmendem Kriegseifer bis hin zu nationalistischer Rhetorik beleuchtet diese Analyse die gesellschaftlichen und politischen Dynamiken, die eine gewaltbereite Haltung fördern und den Raum für Frieden und diplomatische Lösungen verengen.

Am 7. Mai 2025 führte Indien eine Serie präziser Militärschläge unter dem Namen Operation Sindoor gegen neun Ziele in Pakistan und Pakistanisch besetztem Kaschmir durch. Diese Operation war eine direkte Antwort auf den Terroranschlag in Pahalgam vom 22. April, bei dem 25 Inder und ein nepalesischer Staatsbürger – größtenteils Touristen – ums Leben kamen. Operation Sindoor markierte nicht nur eine militärische, sondern vor allem eine gesellschaftliche Zäsur, die deutlich macht, wie sich die Sichtweise der indischen Bevölkerung auf Konflikte und den Umgang mit Bedrohungen gewandelt hat.

Der Kontext, in dem Operation Sindoor stattfand, ist vielschichtig. Während in Indien viele Menschen wirtschaftlich marginalisiert sind – eine Studie zeigt, dass mit einem Jahreseinkommen von etwa 290.000 Rupien bereits die Top 10 Prozent der Bevölkerung gerechnet werden –, entlud sich die öffentliche Stimmung augenscheinlich in nationalistisch geprägter Kriegsbegeisterung. Die soziale Kluft und wirtschaftliche Unsicherheit scheinen dabei paradoxerweise eine Rolle zu spielen: Während ein großer Teil der Bevölkerung wirtschaftlich kämpft, wuchs die Bereitschaft, staatliche Militäraktionen enthusiastisch zu unterstützen, manchmal auf Kosten eines nüchternen und pragmatischen Blicks auf Ursachen und Folgen von Gewalt. Die Reaktionen auf Operation Sindoor offenbarten die Dominanz von Emotionalität und Blutrausch in der öffentlichen Debatte.

Statt in den Zeiten der Ausgangssperren und Sicherheitstrainings ruhig zu bleiben, feierten viele Menschen – vergleichbar mit sportlichen Großereignissen – auf den Straßen. Digitale Plattformen und Medien verstärkten die kriegerischen Stimmungen mit einer Flut von Desinformationen und übertriebenen Behauptungen über militärische Erfolge, die bis zur angeblichen Einnahme großer pakistanischer Städte reichten. Die Kluft zwischen der realen Situation im Grenzgebiet, wo Zivilisten fliehen und Opfer von Artilleriebeschuss werden, und der medial vermittelten Kriegsromantisierung blieb dabei völlig ausgeblendet. Ein signifikanter Wandel in der öffentlichen Haltung ergibt sich daraus, dass Forderungen nach Deeskalation und diplomatischen Lösungen weithin als schwach und illoyal verpönt wurden. Das Bild, das viele Menschen von Stärke und Patriotismus zeichnen, ist zunehmend mit einem aggressiven, militärischen Vorgehen verknüpft, das mit kriegerischer Sprache und Terminologie wie „Taktik“, „Strategie“ und sogar Forderungen nach nuklearen Optionen einhergeht.

Diese Entwicklung stellt einen Bruch dar zu früheren Zeiten, als nach Terroranschlägen wie 26/11 in Mumbai auch noch ernsthafte Diskussionen über Friedenswege möglich schienen. Experten wie der Historiker und ehemalige Armee-Offizier Srinath Raghavan betonen, dass Krieg stets eine Fortsetzung von Politik sei, und verweisen darauf, dass das heutige indische Führungspersonal und die Gesellschaft einen zunehmend konfrontativen Ansatz favorisieren, der wenig Raum für Rücksichtnahme und Besonnenheit lässt. Diese Positionierung wird nicht nur von der Regierung, sondern auch von nahezu allen politischen Lagern geteilt, was solidarisches Kriegsgebaren über parteipolitische Grenzen hinweg zur Norm macht. Oppositionsparteien, die früher zumindest rhetorisch Distanz oder Kritik übten, bleiben diesmal stumm oder unterstützen aktiv die militärischen Schritte, um nicht als „unpatriotisch“ zu gelten. Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten dieses neuen Kriegsenthusiasmus sind beträchtlich.

Historische Daten zeigen, dass kriegsbetroffene Länder Jahr für Jahr enorme Einbußen an wirtschaftlicher Produktivität hinnehmen müssen, bei gleichzeitigen sozialen Verwerfungen und moralischen Zerreißproben. Auch Indien bleibt davon nicht verschont. Neben den unmittelbaren Kosten wie dem Produktivitätsverlust schlagen sich eskalierende Konflikte auch in Nahrungsmittelknappheit und Einschränkungen in kritischer Infrastruktur nieder. Dennoch lässt sich in der öffentlichen Debatte kaum jener gesunde Pragmatismus vernehmen, der auf langfristige Stabilität abzielt. Innerhalb dieser Atmosphäre des militärischen Aktionismus wachsen auch nationalistische und hypermaskuline Narrative.

Staatsführer wie Premierminister Narendra Modi bemühen bewusst eine aggressive, männlich konnotierte Sprache, die Stärke durch Härte und Kampf definiert. Die symbolische Benennung der Operation nach „Sindoor“, einem traditionellen Zeichen verheirateter Frauen, signalisiert den Versuch, die Offensive als Verteidigung der kulturellen Ehre und dem Schutz der Frauen zu legitimieren. Dies spiegelt konservative patriarchale Wertvorstellungen wider und verstärkt schädliche Geschlechterstereotype, die Gewalt als Ausdruck von Männlichkeit und Schutzrolle beschwören. Gleichzeitig bleibt jedoch die Realität komplex: Während die Regierung Frauen als Symbolfiguren einsetzt, wird die tatsächliche Lage von Frauen und Minderheiten oftmals von Repressionen und Diskriminierung geprägt. Insbesondere muslimische Gemeinschaften erleben eine Zunahme von Hassverbrechen im Nachgang solcher militärischer Konflikte, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt zusätzlich gefährdet.

Künstlerische und zivilgesellschaftliche Stimmen, die sich gegen die Kriegshysterie wenden und für Dialog und Versöhnung plädieren, geraten in diesem Klima unter Druck. Die Angst vor Repression und gesellschaftlicher Ausgrenzung führt dazu, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich öffentlich gegen den Krieg zu stellen. Unabhängiges Denken und kritische Reflexion werden durch mediale Gleichschaltung, Propaganda und emotionale Mobilisierung ersetzt, was eine demokratische Streitkultur weiter untergräbt. Historische Friedensinitiativen, oft von Frauen getragen, geben zwar Hoffnung auf alternative Wege. Bewegt von dem Streben nach Verständigung und zivilem Konfliktmanagement, haben Gruppen wie die Naga Mothers Association oder die Women in Black beispielhaft gezeigt, dass langfristige Friedensprozesse möglich sind.

Dennoch scheinen deren Stimmen angesichts der aktuellen Stimmung kaum Gehör zu finden. Der angekündigte Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan wurde zwar medial gefeiert, erliegt aber weiter der Skepsis und der Ablehnung durch große Teile der Bevölkerung, die in der Kriegsrhetorik gefangen sind. Weiterhin gehen die Berichte über Verstöße gegen den Waffenstillstand einher mit offenen Aggressionen in digitalen Räumen, wo Hasstiraden gegen Indiens eigene Diplomaten und deren Familienmitglieder an der Tagesordnung sind. Die Lehren aus Operation Sindoor und dem gesellschaftlichen Klima drumherum sind ambivalent und zugleich besorgniserregend. Sie offenbaren, wie eng Kriegslust, Nationalismus und ein hypermaskulines Staatsbild miteinander verflochten sind und wie sie das friedliche Miteinander erschweren.

Gleichzeitig zeigen sie auf, wie schwer es in einem emotional aufgeladenen und mediatisierten Umfeld ist, rationale und friedensfördernde Stimmen zu finden und zu stärken. Für die Zukunft bleibt die Herausforderung, Wege aus der Eskalationsspirale zu finden, die Menschen über soziale, kulturelle und wirtschaftliche Grenzen hinweg vereinen, anstatt sie zu spalten. Die Wiederbelebung von Dialogkultur, die Förderung von unabhängigem Denken und kritischem Bewusstsein sowie eine geschlechtergerechte Politik könnten dabei entscheidende Bausteine sein. Operation Sindoor wird somit zum Symbol für einen Wendepunkt – hin zu einer Gesellschaft, in der der Ruf nach Frieden und Vernunft nicht verlorengeht, auch wenn das Land gerade kein Raum für Pazifisten zu sein scheint.

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