Der Bitcoin-Markt befindet sich in einer fundamentalen Umbruchphase, getrieben von einer bemerkenswerten Entwicklung in der Angebotsseite der Kryptowährung. Der Anteil der sogenannten „uralten“ Bitcoin-Halter – jene, die ihre Coins seit mehr als zehn Jahren besitzen – wächst in einem Tempo, das die Anzahl der täglich neu geschürften Bitcoins übertrifft. Während täglich etwa 450 neue Bitcoins in Umlauf gebracht werden, steigen die Menge der Bitcoins, die in diesen langfristigen Besitz übergehen, auf etwa 550 pro Tag. Diese Veränderung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem und könnte die zugrundeliegende Angebots-Nachfrage-Dynamik grundlegend verändern. Gleichzeitig beschleunigen institutionelle Investoren ihre Akkumulation von Bitcoin, was zusätzlich für eine Verknappung der verfügbaren Coins sorgt und Spekulationen um einen möglichen Anstieg des Bitcoin-Preises bis hin zu einer Million US-Dollar neue Nahrung gibt.
Die Bedeutung von langfristigen Bitcoin-Haltern wird oft unterschätzt, doch sie sind mittlerweile ein wesentlicher Faktor für die Liquidität und Volatilität des Marktes geworden. „Alte“ Bitcoins, also solche, die seit über zehn Jahren nicht bewegt wurden, machen bereits mehr als 17 Prozent des gesamten Angebots aus – das entspricht rund 3,4 Millionen Bitcoin. Diese Zahl wird laut Prognosen bis 2026 auf bis zu 30 Prozent ansteigen, was der verfügbaren Menge an handelbaren Bitcoins eine erhebliche Knappheit bringt. Die daraus resultierende geringere Liquidität könnte die Preisentwicklung stark beeinflussen, da die Nachfrage selbst bei moderatem Ansteigen die Verfügbarkeit der Coins übersteigen könnte. Institutionelle Investoren spielen eine wichtige Rolle in diesem Szenario.
Berichte von Bitwise zeigen, dass die Flüsse von institutionellem Kapital in Bitcoin bereits in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Erwartet werden Zuflüsse von bis zu 120 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 und sogar 300 Milliarden US-Dollar im Jahr 2026. Diese Mittel stammen aus ganz unterschiedlichen Quellen: Einige Nationen erwägen etwa, einen kleinen Anteil ihrer Goldreserven in Bitcoin umzuschichten, was ein großes Potenzial an neuen Mitteln darstellt. Auch einzelne US-Bundesstaaten und vermögensverwaltende Plattformen erhöhen ihre Bitcoin-Positionen, wobei selbst börsennotierte Unternehmen ihre Bitcoin-Bestände verdoppeln. Bei einem optimistischen Szenario könnte die gesamte Kapitalzufuhr auf über 426 Milliarden US-Dollar steigen und in der Folge über vier Millionen Bitcoin einzeln absorbieren – das sind fast 19 Prozent des derzeit verfügbaren Angebots.
Diese wachsende Nachfrage trifft auf ein verringertes Angebot an handelbaren Bitcoins, da ein großer Teil des Bestands in langjährigen Wallets „eingefroren“ ist. Dieses Ungleichgewicht im Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage lässt sich als Angebotsschrumpfung interpretieren, die typisch für Märkte mit begrenztem Angebot und steigender Nachfrage ist. Solche Marktbedingungen begünstigen tendenziell steigende Preise, insbesondere wenn institutionelle Akteure mit erheblichem Kapitalfluss am Markt aktiv werden. Ein weiterer entscheidender Fakt ist der Einfluss der Bitcoin-Halbierungen auf das Angebot. Historisch gesehen führten die Halbierungen, bei denen die Belohnung für das Mining neuer Bitcoins alle vier Jahre halbiert wird, stets zu einem Angebotsschock.
Das reduzierte Neuangebot führte in der Vergangenheit 2013, 2017 und 2021 zu erheblichen Preissteigerungen. Die jüngste Halbierung im Jahr 2024 scheint durch die Kombination aus der wachsenden Anzahl der „uralten“ Bitcoin und den steigenden institutionellen Zuflüssen das Potenzial zu besitzen, einen ähnlichen Effekt zu erzeugen – möglicherweise sogar mit verstärkter Wirkung. Obwohl die Trends klar auf zunehmende Illiquidität und steigende Nachfrage hinweisen, gibt es auch Herausforderungen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Die Volatilität des Marktes kann selbst langfristige Einlagenhalter zum Verkauf führen. So wurde nach der US-Präsidentschaftswahl 2024 festgestellt, dass an etwa zehn Prozent der Handelstage eine Abnahme der „alten“ Bitcoin-Vorräte stattfand, was fast viermal höher ist als im historischen Durchschnitt.
Ebenso sank die Anzahl der Bitcoin, die seit fünf Jahren nicht bewegt wurden, an 39 Prozent der Tage nach der Wahl – dreimal so häufig wie üblich. Diese Entwicklungen signalisierten eine Seitwärtsbewegung im Bitcoin-Preis im ersten Quartal 2025 und zeigen, dass auch verfestigte Positionen bei erhöhter Marktunsicherheit Liquidität freisetzen können. Nicht zu vernachlässigen ist darüber hinaus die im Jahr 2024 aufgrund risikoaverser Richtlinien bei großen Vermögensverwaltern wie Morgan Stanley und Goldman Sachs aufgeschobene Nachfrage. Einschätzungen zufolge beläuft sich diese „parat stehende“ Kapitalmenge auf etwa 35 Milliarden US-Dollar, die potenziell in naher Zukunft in den Bitcoin-Markt eingespeist werden könnte. Damit besteht ein großes Potenzial für weitere Kapitalzuflüsse, die den Angebotsmangel noch verstärken und den Druck auf die verfügbaren Bitcoins erhöhen könnten.
Das langfristige Potenzial von Bitcoin wird in diesem Zusammenspiel von Angebotsverknappung und institutionellen Zuflüssen besonders deutlich. Das festgelegte maximale Angebot von 21 Millionen Bitcoins sorgt von Haus aus für eine natürliche Obergrenze der Verfügbarkeit. Schon heute sind über 94 Prozent dieser Gesamtmenge durch Mining generiert worden, und durch die zunehmende Akkumulation in langfristigen Wallets sinkt der anteilige Bestand an liquiden Coins weiter. Für einen Bitcoin-Preis von einer Million US-Dollar müsste die Marktkapitalisierung auf etwa 21 Billionen US-Dollar steigen, was eine Verzehnfachung des aktuellen Werts bedeutet. Angesichts der wachsenden Illiquidität und Nachfrage durch große Investoren ist dieses Ziel zwar ambitioniert, aber keineswegs unrealistisch.
Ein Blick auf vergangene Zyklen bestätigt diese Einschätzung. Die Halvings in den Jahren 2013, 2017 und 2021 führten jeweils zu erheblichen Kursanstiegen, da das neue Angebot drastisch reduziert wurde und die Nachfrage gleichzeitig stark zunahm. Dieser Zyklus könnte sich durch den derzeitigen Einfluss der „uralten“ Halter und den institutionellen Zufluss in noch größerem Ausmaß wiederholen. Der entscheidende Unterschied liegt in der deutlich sichtbaren Angebotsverknappung, die nicht nur aus dem reduzierten Neuzugang an Coins resultiert, sondern auch aus dem gestiegenen Anteil an Coins, die für lange Zeit nicht bewegt werden. Dieses Szenario bietet spannende Chancen für Investoren und Marktbeobachter, birgt jedoch auch Risiken.
Die zeitweise Steigerung der Liquidität durch Verkäufe von Langzeitinhabern zeigt, dass selbst ein großer Anteil an „uralten“ Coins nicht immuns gegen marktbedingte Schwankungen ist. Zudem können regulatorische Änderungen oder exogene Ereignisse den Markt kurzfristig beeinflussen und Preisentwicklungen modifizieren. Nichtsdestotrotz stellt die aktuelle Dynamik einen bedeutenden Wandel im Bitcoin-Ökosystem dar, der geprägt ist von wachsender Knappheit und steigendem institutionellem Interesse. Zusammenfassend zeichnet sich ein Bild ab, in dem der Bitcoin-Markt durch eine Kombination aus wachsender Illiquidität durch „uralte“ Halter und massiven Kapitalzuflüssen institutioneller Investoren in eine Phase der Verknappung eintritt. Der daraus resultierende Angebotsengpass könnte die Grundlage für spektakuläre Preissteigerungen bilden und das langfristige Ziel eines Bitcoin-Preises von einer Million US-Dollar in greifbare Nähe rücken.
Während kurzfristige Volatilität und Marktunsicherheiten bleiben, bietet sich vor allem für langfristige Investoren eine vielversprechende Perspektive in einem sich rapide verändernden Marktumfeld. Diese Entwicklung macht Bitcoin zu einem bemerkenswerten Asset, das zunehmend als digitaler Wertspeicher und Inflationsschutz wahrgenommen wird und dessen Bedeutung in der globalen Finanzwelt künftig weiter steigen dürfte.