Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, besser bekannt unter dem Kürzel PwC, sieht sich derzeit einer Welle der Kritik ausgesetzt. Der Anlass dafür ist ein neues, globales Rebranding, das das Unternehmen kürzlich vorgestellt hat – während gleichzeitig zahlreiche Stellen abgebaut werden. Diese Entwicklung erweckt bei Mitarbeitern, Branchenkennern und der Öffentlichkeit Besorgnis und Unverständnis. PwC ist eines der sogenannten „Big Four“ Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen weltweit. Mit wachsender Präsenz in unzähligen Ländern operiert das Unternehmen in einem hochkompetitiven Umfeld.
Die Unternehmensführung hat nun beschlossen, nach mehr als einem Jahrzehnt den Markenauftritt zu erneuern. Kritiker bezeichnen die neue Gestaltung jedoch als „überflüssig“ und „geldverschwendend“ – vor allem angesichts der harten Sparmaßnahmen und Entlassungen, die zeitgleich umgesetzt werden. Die Neugestaltung des Logos von PwC fällt äußerlich vergleichsweise unspektakulär aus. Das bekannte, vielfarbige „Schmetterlings“-Emblem wurde durch zwei orangefarbene Parallelogramme ersetzt, während die Schriftart in der Wortmarke erhalten geblieben ist. Trotz der scheinbaren Simplizität hat die Maßnahme erhebliche Aufmerksamkeit erregt und eine Debatte über Sinn und Zweck eines solchen Rebrandings ausgelöst.
Insbesondere die Tatsache, dass der optische Wandel nur marginal erscheint, lässt bei vielen Beobachtern die Frage aufkommen, warum das Unternehmen gerade jetzt hohe Beträge in die Erneuerung seines Markenbildes investiert. Aus Sicht zahlreicher Angestellter und Branchenfachleuten wäre das eingesparte Geld wahrscheinlich besser in die Sicherung von Arbeitsplätzen investiert. Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist angespannt. Auf der Diskussionsplattform Reddit gaben viele PwC-Mitarbeiter ihrem Ärger Luft. Einige sprachen davon, dass die alte Marke ästhetisch ansprechend gewesen sei und dass der neue Auftritt keinerlei Mehrwert bringe.
Die Verwirrung wächst angesichts der Tatsache, dass PwC gleichzeitig eine umfassende Restrukturierung durchführt, die zahlreiche Menschen den Job kostet. Allein in den USA wurden im vergangenen Jahr etwa 1.800 Stellen gestrichen, was rund 2,5 Prozent der dortigen Belegschaft entspricht. Auch im Vereinigten Königreich und anderen Märkten fand ein sogenannter „Silent Layoff“ statt, bei dem gekündigte Mitarbeiter schriftlich zur Verschwiegenheit über die Entlassungen angehalten wurden. Diese Maßnahme verstärkt die Unsicherheit und das Misstrauen unter den verbleibenden Kräften.
Neben den Kündigungen haben sich auch weitere Sparmaßnahmen auf das Unternehmensgefüge ausgewirkt. So hat PwC kürzlich die Zusammenarbeit mit 123 Partnern beendet und sein Technologie-Ausbildungsprogramm ausgesetzt. Betroffene berichten, dass die Partner im Unternehmen trotz rückläufiger Gewinne bestrebt sind, ihre Vergütungen zumindest auf dem bisherigen Niveau zu halten. Die Gewinne des Unternehmens sind in den letzten Jahren rückläufig, was die Notwendigkeit von Kosteneinsparungen erklärt, aber die gleichzeitigen Ausgaben für die neue Markenidentität wirken gerade vor diesem Hintergrund widersprüchlich. Der Rebranding-Prozess selbst wird von Experten äußerst skeptisch bewertet.
Paul Burke, ein erfahrener Werbefachmann, der bereits Kampagnen für Unternehmen wie Innocent Drinks und Leon betreut hat, bezeichnet die Neuerung als „faul“ und stellt in Frage, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertige. Burke vermutet, dass PwC für eine minimal veränderte Grafik erhebliche Beträge an eine Werbeagentur gezahlt haben könnte. Offizielle Angaben zu den Kosten wurden seitens PwC bisher nicht gemacht. Branchenkenner schätzen, dass allein die Gebühren für die Agentur in die Hunderttausende von Pfund gehen dürften. Berücksichtigt man jedoch auch die Kosten, die durch den Austausch von Visitenkarten, Firmenschildern, Webseiten und anderen Kommunikationsmitteln entstehen, summieren sich die Aufwendungen wahrscheinlich auf mehrere Millionen.
Das Timing des Rebrandings verstärkt den Eindruck von Unstimmigkeit. Während weltweit Unternehmen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten verstärkt an Personal und Budgets sparen, investiert PwC deutlich in ein neues Erscheinungsbild. Diese Entscheidung wird von vielen als Zeichen für schlechte Prioritätensetzung gewertet. Mitarbeiter und Außenstehende zweifeln daran, ob die Entscheidungsträger des Unternehmens die interne Lage realistisch einschätzen und ernst nehmen. Gleichzeitig könnte die optische Veränderung durchaus auch ein russisches Roulette im Hinblick auf die Kundenwahrnehmung sein: Eine Marke, die derzeit mit negativen Schlagzeilen assoziiert wird, könnte durch einen frischen Auftritt versuchen, diese Assoziationen zu überlagern.
Doch wenn die Mitarbeiter unzufrieden sind und die Unternehmenskultur leidet, reicht ein neues Logo allein nicht aus, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Kritik an PwC hat auch eine Diskussion über ein grundsätzliches Problem in der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche entfacht. Viele Big Four-Firmen sehen sich einem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld gegenüber. Technologische Veränderungen, stärkere Regulierung, volatile Märkte und verändertes Kundenverhalten führen dazu, dass bisherige Geschäftsmodelle überdacht werden müssen. Die Entscheidung, in diesem Kontext trotz Sparmaßnahmen in ein Rebranding zu investieren, trifft auf kontroverse Resonanz.
Branchenanalysten betonen, dass das Markenimage zwar wichtig sei und auch einen Einfluss auf die Kundenbindung habe. Gleichzeitig sei es aber essentiell, nachhaltige Geschäftsfelder auszubauen und die Belegschaft zu stabilisieren. Auch wenn PwC unbestritten eine feste Größe auf dem Weltmarkt ist, zeigt die Situation exemplarisch, wie herausfordernd das Management großer Konzerne in der heutigen Zeit sein kann. Ein Balanceakt zwischen Innovation, Kostenkontrolle und Mitarbeiterbindung wird zunehmend schwieriger. Die neue Markenidentität könnte strategisch dazu dienen, eine modernere, agilere Positionierung zu signalisieren.
Ob dies gelingt, hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob es PwC gelingt, die eigenen Leute trotz der Restrukturierungen mit ins Boot zu holen und das Vertrauen der Kunden zu halten. Ein Aspekt, der ebenfalls nicht unbeachtet bleiben sollte, ist die psychologische Wirkung eines so öffentlichen Rebrandings in Verbindung mit Entlassungen. Mitarbeiter fühlen sich oft entwertet, wenn geliebte Unternehmenssymbole verändert werden, ohne dass sie in den Prozess eingebunden sind – vor allem wenn zeitgleich Jobs gestrichen werden. Diese Kombination kann die Moral deutlich beeinträchtigen und den Zusammenhalt schwächen. Für ein Dienstleistungsunternehmen, dessen Hauptkapital das Wissen und die Erfahrung seiner Berater ist, stellt das eine besonders große Herausforderung dar.
Auf Seiten der Kunden ist die Wahrnehmung ambivalent. Einige nehmen den neuen Auftritt als Zeichen für eine Erneuerung und Modernisierung war, was in einem zunehmend digitalen und globalisierten Markt durchaus sinnvoll erscheint. Andere wiederum befürchten, dass PwC sich mehr mit Imagepflege beschäftigt als mit der Qualität der Dienstleistungen. Die Unzufriedenheit unter ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern, die öffentlich gemacht wird, hat hier einen direkten Einfluss auf die Reputation. Das Vertrauen in die Verlässlichkeit und Kompetenz des Unternehmens ist für Beratungsfirmen essenziell und kann durch solche Kontroversen nachhaltig beschädigt werden.
Insgesamt zeigt der Fall PwC, wie komplex und empfindlich die Bereiche Markenführung und interne Unternehmenskultur miteinander verknüpft sind. Es ist nicht nur eine Frage der grafischen Gestaltung, sondern vor allem eine der strategischen Ausrichtung, Kommunikation und Wertschätzung aller Stakeholder. Ein Rebranding kann durchaus positive Impulse setzen – vorausgesetzt, es wird gut begründet, transparent kommuniziert und intern mitgetragen. Wenn jedoch die äußere Veränderung nicht im Einklang mit den tatsächlichen Unternehmensrealitäten steht, läuft das Risiko, mehr Schaden als Nutzen zu erzeugen. Unternehmen, die sich in vergleichbarer Situation befinden, sollten daher gut überlegen, wann und wie sie ein Rebranding angehen.