Fortran, eine der ältesten Programmiersprachen, hat sich über viele Jahrzehnte hinweg beständig weiterentwickelt und ist heute noch in vielen wissenschaftlichen und technischen Bereichen unverzichtbar. Für Entwickler, die bereits mit C programmieren, kann der Einstieg in Fortran eine Herausforderung darstellen, denn obwohl beide Sprachen ihre Stärken in der numerischen Verarbeitung haben, unterscheiden sie sich in Syntax, Typisierung und Programmierparadigmen deutlich. Dieser Leitfaden vermittelt die wesentlichen Konzepte von Fortran aus der Sicht eines C-Programmierers, um den Wechsel oder das Nutzen beider Sprachen effizient zu gestalten. Dabei wird sowohl auf klassische als auch auf moderne Elemente von Fortran eingegangen, um ein umfassendes Verständnis zu garantieren. Fortran wird oft mit numerischer und wissenschaftlicher Programmierung assoziiert und besticht durch seine effizienten Array-Operationen, stabile Kompatibilität über Jahrzehnte hinweg und starke Unterstützung für Multidimensionale Datenstrukturen.
Während C oft als systemnahe Sprache gilt, die große Flexibilität bei der Speicher- und Prozessormanagement bietet, ist Fortran von Grund auf so konstruiert, dass mathematische Berechnungen und lineare Algebra sehr performant umgesetzt werden können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die unterschiedliche Handhabung von Arrays: In Fortran beginnt die Indexierung standardmäßig bei 1, im Gegensatz zu C, wo bei 0 gezählt wird. Dies ist nicht nur eine syntaktische Eigenheit, sondern beeinflusst auch Denkweise und Algorithmendesign. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Umgang mit Datentypen. Fortran verfügt über fünf eingebaute Datentypen: INTEGER, REAL, COMPLEX, LOGICAL und CHARACTER.
Anders als in C sind Variablen nicht zwingend vorab zu deklarieren, wobei Fortran eine implizite Typisierung nach dem ersten Buchstaben des Variablennamens anwendet. Variablen mit Namen, die mit den Buchstaben I bis N beginnen, werden automatisch als INTEGER interpretiert, während andere als REAL angenommen werden. Dies mag anfangs ungewohnt sein, allerdings unterstützen moderne Fortran-Praktiken die explizite Deklaration und die Nutzung von Modul-Interfaces, die eine strenge Typprüfung ermöglichen. Die Behandlung von Arrays in Fortran unterscheidet sich ebenfalls deutlich von C. Fortran unterstützt multidimensionale Arrays nativ und bietet eine flexible Syntax, die Operationen auf ganzen Arrays ermöglicht, ohne explizite Schleifen zu schreiben.
Einzelne Anweisungen können sofort auf ganze Arraybereiche angewandt werden. Dies führt zu kürzerem, lesbarerem Code und fördert zugleich effiziente Compileroptimierungen. Ein besonderes Merkmal dabei ist die Speicherordnung, die in Fortran spaltenweise (column-major) und in C zeilenweise (row-major) organisiert ist. Diese Diskrepanz erfordert beim Datenaustausch zwischen beiden Sprachen besondere Aufmerksamkeit. Dynamische Speicherverwaltung ist in Fortran durch sogenannte ALLOCATABLE-Variablen geregelt.
Diese sind vergleichbar mit dynamischen Speicherstrukturen in C, wie malloc und free, sind aber mit automatischer Speicherfreigabe verbunden, die bei Verlassen des Gültigkeitsbereichs der Variablen erfolgt. Dadurch wird die Fehleranfälligkeit durch manuelle Speicherverwaltung reduziert und moderne Fortran-Programme profitieren von einfacherer Handhabung komplexer Datenstrukturen. Die Funktionen und Subroutinen in Fortran unterscheiden sich im Aufruf und in der Deklaration von denen in C. Während C Funktionen und Prozeduren durch Rückgabewerte und Aufrufe unterscheidet, sind in Fortran Funktionen für Ausdrücke und Subroutinen für prozedurale Aufrufe gedacht. Fortran verwendet den CALL-Befehl, um Subroutinen auszuführen, und Funktionen werden wie Terme in Ausdrücken eingebettet.
Ein wichtiges Konzept sind die sogenannten Dummy-Argumente, die bei Funktions- oder Subroutineaufrufen als Platzhalter dienen und stets per Referenz übergeben werden. Dies bedeutet, dass Änderungen an diesen Argumenten im Aufrufkontext sichtbar sind, was sich von C unterscheidet, wo eine Übergabe per Wert oder Referenz prinzipiell explizit deklariert werden muss. Ein weiteres zentrales Feature von Fortran ist die Unterstützung von Modulen, die heute als primäre Einheit für die Organisation von Quellcode dienen. Module erlauben es, Datentypen, Konstanten und Unterprogramme in übersichtlichen Einheiten zusammenzufassen und Struktur in größere Projekte zu bringen. Die Verwendung des USE-Statements ermöglicht den Import von Modulinhalten in andere Quellcodes und erlaubt so ein modulares Design, das wartbar und leicht erweiterbar ist.
Diese Technik ist vergleichbar mit der Nutzung von Header- und Source-Dateien in C, bietet allerdings durch die strengere Typprüfung und das detaillierte Interface-Management zusätzlichen Schutz gegen Fehler. Polymorphismus und Vererbung sind in modernen Versionen von Fortran möglich, wenn auch mit eigener Syntax und einigen Einschränkungen. Statt klassischer C++-Klassen kommen hier „Derived Types“ mit Erweiterungen zum Einsatz, die Methodenbindungen erlauben und über sogenannte Type-bound Procedures verfügen. Diese Art der Objektorientierung bietet Möglichkeiten, komplexe Datenstrukturen und Verhalten logisch zu bündeln, ohne auf die Komplexität von C++ zurückgreifen zu müssen. Es gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit, Typen zu generisieren und polymorph aufzurufen, ähnlich wie virtuelle Funktionen in C++.
Im Bereich der Ein- und Ausgabe geht Fortran einen anderen Weg als C, indem das I/O als Teil der Sprachsyntax definiert ist und nicht nur durch Bibliotheksaufrufe geregelt wird. Die zugrundeliegende Konzeptualisierung basiert auf „unit numbers“, die das Dateihandling abstrahieren. Das bedeutet, dass Dateien anhand von Ganzzahlen referenziert werden und I/O-Aktionen direkt in den Code integriert sind. Neben der so genannten „formatierten“ Ein- und Ausgabe zum Beispiel mit festen Formatstrings gibt es auch ein „listen-directed“ I/O, welches eine automatische Formatierung ermöglicht, ähnlich der Standardausgabe von C. Auch die Unterstützung von internem I/O, also das Einlesen und Schreiben von Daten in Charaktervariablen, ist eine Besonderheit.
Ein gängiges Stolperstein beim Umstieg von C auf Fortran ist der Umgang mit Operatoren und Ausdrucksauswertung. So bindet der Potenzoperator in Fortran strenger als erwartet und realisiert eine rechtsassoziative Bindung, also anders als in C. Gleiches gilt für die unterschiedliche Darstellung von logischen Operationen, die mit alternativen Operatoren wie .AND., .
OR., .EQV. umgesetzt werden. Beim Schreiben von Ausdrücken muss man also besonders auf die Reihenfolge der Operationen achten.
Zudem sollten Programmierer beachten, dass Kurzschlussauswertung in Bedingungen nicht garantiert wird, sodass Ausdrücke, die sich auf mögliche entfallene Berechnungen verlassen, vorsichtig implementiert werden müssen. Für die Integration von Fortran in bestehende C-Projekte bieten moderne Compiler wie Flang eine ausgezeichnete Unterstützung. Sie ermöglichen nicht nur das parallele Nutzen beider Sprachen, sondern verstehen auch typische Schnittstellenmechanismen. Dabei sollte man jedoch die Unterschiede bei Datenlayouts und Speicherorganisation beachten, um Fehler durch beispielsweise unterschiedliche Konventionen bei Strings oder Array-Indexierung zu vermeiden. Abschließend lässt sich sagen, dass Fortran trotz seiner langen Geschichte eine lebendige und moderne Sprache geblieben ist, die gerade für C-Programmierer mit ihrem klaren Fokus auf numerische Effizienz und modulare Programmierung zahlreiche Vorteile bietet.
Wer sich auf die Besonderheiten der Syntax und Semantik einlässt, wird schnell in der Lage sein, leistungsfähige und wartbare Software mit Fortran zu entwickeln. Dabei erleichtern die erweiterten Sprachfeatures, wie dynamische Speicherverwaltung, polymorphe Typen und modulare Strukturierung, sowie eine gut definierte Typprüfung und effiziente Array-Operationen einen fließenden Übergang und machen Fortran zu einer wertvollen Ergänzung für jeden Entwickler mit C-Hintergrund.