In einer zunehmend digitalisierten Welt gewinnen digitale Produkte und Dienstleistungen immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig wächst der ökologische Fußabdruck dieser Technologien stetig, da Rechenzentren, Anwendungen und digitale Infrastruktur große Mengen an Energie verbrauchen und Emissionen verursachen. Die Bedeutung nachhaltiger Praktiken im Bereich der digitalen Produktentwicklung wird daher immer dringlicher. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Innovation und Benutzerfreundlichkeit mit Umweltverantwortung und Ressourcenschonung zu verbinden. Ein strategischer und bewusster Umgang mit der Gestaltung und dem Betrieb digitaler Produkte ist zentral, um die Klimaziele zu erreichen und einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität zu leisten.
Das Konzept „Sustainable by Design“ geht genau darauf ein und bietet einen praxisorientierten Rahmen, um digitale Produkte von Grund auf nachhaltig zu entwickeln und mit konkreten Maßnahmen ihren CO2-Fußabdruck zu verringern.Um digitale Produkte nachhaltig zu gestalten, ist es essenziell, ihren Umweltimpact messbar zu machen. Nur was gemessen wird, lässt sich steuern und optimieren. Produktmanager sollten daher geeignete Umweltmetriken definieren, die speziell auf digitale Anwendungen zugeschnitten sind. Dazu zählen etwa der Energieverbrauch von Server-Anfragen, die Datenmengen bei der Übertragung oder der Strombedarf für die KI-Modellberechnung.
Transparente Tracking-Systeme helfen dabei, den digitalen Fußabdruck kontinuierlich zu überwachen und Optimierungspotenziale frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Nachhaltigkeitsziele und Umwelt-OKRs (Objectives and Key Results) sollten integraler Bestandteil der Produktstrategie sein – so werden Klimaschutzmaßnahmen zur Routine, die in alle täglichen Arbeitsschritte und Entscheidungen einfließen.Künstliche Intelligenz als Teil digitaler Anwendungen birgt ein hohes Potenzial, ist aber auch mit einem vergleichsweise hohen Energieaufwand verbunden. Nachhaltige KI-Produkte zu entwickeln bedeutet, nicht ausschließlich an Leistung zu denken, sondern bewusst deren Notwendigkeit und Effizienz in den Fokus zu nehmen. Es gilt, KI-Einsätze ausschließlich dort zu implementieren, wo sie echten Mehrwert schafft, und unnötigen Verbrauch von Rechenleistung und Ressourcen zu vermeiden.
Die Optimierung von Datenmodellen, die Reduktion von Trainingszyklen und eine ressourcenschonende Architektur sind wesentliche Hebel für klimafreundliche KI-Anwendungen. Dabei darf der Anspruch an Qualität, Nutzervertrauen und geschäftlichen Erfolg nicht verloren gehen – Nachhaltigkeit ist kein Widerspruch zu Innovation, sondern eine ergänzende Dimension.Produktmanager tragen eine zentrale Verantwortung, den Wandel hin zu nachhaltigen digitalen Produkten aktiv mitzugestalten. Neben technischem Know-how sind Führungskompetenzen gefragt, um das Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Organisation sichtbar zu machen und zu verankern. Die Initiierung von interdisziplinären Klima-Arbeitsgruppen fördert den Dialog und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachbereiche, um gemeinsame nachhaltige Ziele zu verfolgen.
Schulungen, interne Veranstaltungen und öffentliche Kommunikation verstärken das Bewusstsein für ökologische Verantwortung und zeigen das Unternehmensengagement gegenüber Kunden und Partnern. Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette – von Zulieferern bis hin zu Plattformen und Dienstleistern – ermöglicht es, nachhaltige Standards branchenweit zu etablieren und zu verbreiten.Bei der Produktentwicklung sollte Nachhaltigkeit ab der ersten Idee mitgedacht werden. Eine „mindful discovery“ hilft, Produkte zu gestalten, die nicht nur technologisch innovativ, sondern auch sozial und ökologisch sinnvoll sind. Die intuitive Bewertung des gesellschaftlichen Nutzens, das Vorhersehen möglicher negativer Folgen und die Validierung echter Nutzerbedürfnisse verhindern Überproduktion, Ressourcenverschwendung und „Feature-Bloat“.
Ein mobiles, leichtgewichtiges Design bringt neben erhöhter Nutzerfreundlichkeit auch eine geringere Umweltbelastung mit sich. Aus dem Geschäftsmodell heraus nachhaltige Prinzipien zu integrieren, sorgt dafür, dass Umweltziele nicht nur als add-on betrachtet werden, sondern tief im Kern der Unternehmensstrategie verankert sind.Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das sogenannte „frugale Design“, das darauf zielt, digitale Produkte so ressourcenschonend wie möglich zu gestalten. Eine klare, geradlinige Nutzerführung reduziert unnötige Verarbeitungs- und Datenanforderungen. Die Minimierung von Seitengewicht, die bewusste und optimierte Nutzung von Multimedia sowie der Verzicht auf überflüssige Funktionen tragen maßgeblich zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei.
Ebenso wichtig ist das intelligente Management von Daten: Das Löschen veralteter Nutzerkonten und Daten, das Verhindern unnötiger Serveranfragen durch Caching, das Batching von Prozessen und die Unterstützung von Offline-Funktionalitäten senken nachhaltig die Belastung der digitalen Infrastruktur.Um klimabewusst zu handeln, reicht es nicht aus, nur die eigenen Produkte im Blick zu haben. Die Wahl eines nachhaltigen Hosting-Anbieters, der auf erneuerbare Energien setzt und eine effiziente Serverinfrastruktur betreibt, wirkt sich massiv auf die CO2-Bilanz aus. Ebenso ist es sinnvoll, den Nutzer zu einem umweltfreundlichen Verhalten zu animieren, beispielsweise durch energiesparende Einstellungen oder die Förderung von Öko-Modi in der Anwendung. Technische Maßnahmen, wie die gezielte Nutzung sauberer Energiequellen und die taktische Deaktivierung nicht notwendiger Dienste in inaktiven Zeiten, helfen zusätzlich dabei, die Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren.