Primark, die Bekleidungsmarke der Associated British Foods (ABF), bleibt fest entschlossen, ihr Geschäft in den Vereinigten Staaten auszubauen, trotz der anhaltenden Unsicherheit rund um Zölle und Handelsbedingungen. In einer Zeit, in der viele Unternehmen zögerlich bei einer Expansion auf den amerikanischen Markt sind, setzt Primark klare Signale und plant, bis 2026 insgesamt 60 Filialen in den USA zu eröffnen. Dieses Vorhaben steht im Kontrast zu jüngeren Erfahrungen einiger britischer Handelskonzerne, die den US-Markt als schwierig oder gar unprofitabel bewerteten und sich wieder zurückzogen. Der amerikanische Markt gilt als einer der größten und zugleich anspruchsvollsten weltweit. Trotz der hervorragenden Infrastruktur und der riesigen Konsumentenzahl sind Handelspraktiken, Wettbewerb und regulatorische Bedingungen Herausforderung für viele ausländische Händler.
Insbesondere die wechselhafte Zollpolitik unter der Trump-Administration sorgte in den letzten Jahren für viel Verunsicherung. Häufige Ankündigungen von Tarifänderungen, Ausnahmen und Rücknahmen führten zu wackeligen Rahmenbedingungen. Dennoch zeigt Primark sich widerstandsfähig: Das US-Geschäft macht derzeit etwa fünf Prozent des Gesamtumsatzes der Marke aus, aber das Unternehmen sieht darin noch großes Potenzial für Wachstum und Profitabilität. George Weston, CEO von Associated British Foods, betonte in einem Interview mit Reuters, dass Primark bereit sei, die unvermeidlichen Zollkosten zu akzeptieren, ohne dabei die langfristigen Expansionspläne infrage zu stellen. Vielmehr wolle man die Entwicklung genau beobachten, bevor gravierende Anpassungen vorgenommen werden.
Von strategischer Bedeutung ist dabei auch der Wegfall der „de minimis“-Freigrenze, die zuvor Sendungen unter einem Wert von 800 US-Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten einführte. Diese Regelung ermöglichte besonders Online-Händlern wie Shein enorme Wettbewerbsvorteile, indem sie niedrige Preise trotz teils langer Lieferketten anbieten konnten. Mit dem Wegfall dieser Freigrenze sieht Primark eine Chance, Kunden aus dem Online-Bereich zurück in die physischen Verkaufsstellen zu locken. Viele Amerikaner, die bislang vor allem online preiswerte Mode suchten, könnten angesichts der gestiegenen Kosten durch nun fällige Zölle wieder stärker den stationären Handel aufsuchen. Primark positioniert sich als preiswerter Anbieter mit schneller Warenrotation und trägt somit zur beleben der Einkaufszentren bei.
Das Sortiment von Primark, das vor allem auf preisbewusste Käufer abzielt, trifft in den USA auf eine wachsende Nachfrage nach erschwinglicher Mode. Insbesondere jüngere Konsumentengruppen suchen nach trendiger Kleidung, ohne hohe Summen auszugeben. Die Marke hat sich durch ihr einzigartiges Geschäftsmodell, das auf niedrigen Margen, hoher Stückzahl und direktem Warenimport basiert, weltweit einen Namen gemacht. In Europa ist Primark bereits stark etabliert, und die USA gelten als nächster großer Schritt mit enormem Wachstumspotenzial. Der US-Markt hat in der Vergangenheit aber auch gezeigt, dass er insbesondere für europäische Einzelhändler anspruchsvoll sein kann.
Bekannte Namen wie Marks & Spencer oder Tesco haben dort Schwierigkeiten gehabt und sich wieder zurückgezogen. Primark scheint jedoch aus diesen Misserfolgen gelernt zu haben und verfolgt einen differenzierten Ansatz, der neben der Auswahl der Standorte auch eine Anpassung des Marketings, der Sortimente und der Preispolitik inkludiert. Die strategische Expansion beinhaltet auch die sorgfältige Auswahl von Standorten, um optimal von der Passantenfrequenz und der Kaufkraft zu profitieren. Aktuell betreibt Primark 29 Filialen in den USA und hat darüber hinaus 18 weitere Mietverträge für neue Standorte unterzeichnet. Bis 2026 soll die Anzahl der Filialen auf 60 steigen.
Dies verdeutlicht das starke Vertrauen des Unternehmens in die Attraktivität des US-Marktes trotz der bestehenden Herausforderungen. Neben den wirtschaftlichen Faktoren spielen auch geopolitische und regulatorische Rahmenbedingungen eine Rolle, die Handelsunternehmen berücksichtigen müssen. Die USA unter Präsident Trump zeichneten sich durch eine sehr dynamische Handelspolitik aus, die sich teilweise mit protektionistischen Maßnahmen zeigte. Unternehmen mussten ihre internationalen Lieferketten und Preisstrategien immer wieder anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Primark zeigt jedoch eine hohe Flexibilität und die Bereitschaft, kurzfristige Belastungen in Kauf zu nehmen, um langfristig von der Marktpräsenz zu profitieren.
Die Fähigkeit, sich schnell an sich ändernde Marktbeschaffenheiten anzupassen, war schon immer ein Kernbestandteil von Primarks Erfolgskonzept. Die Kombination aus trendbewusster Mode, attraktiven Preisen und einem umfangreichen Filialnetzwerk trägt wesentlich dazu bei, das Wachstum zu stabilisieren. Zudem wird durch den Wegfall der „de minimis“-Freigrenze ein faireres Spielfeld im Wettbewerb mit rein online-basierten Anbieter geschaffen, was das Unternehmen weiter stärkt. Auch in ökonomischer Hinsicht signalisiert die aktuelle Entwicklung positive Impulse für den Einzelhandel. Konsumklima und Kaufkraft sind trotz globaler Herausforderungen in den USA vergleichsweise stabil, was Grund zur Zuversicht bietet.
Primarks Engagement zielt daher nicht nur auf Expansion, sondern auch auf nachhaltigen Markterfolg ab. Dies umfasst eine engere Kundenbindung, gezieltes Marketing und die fortgesetzte Erschließung neuer Zielgruppen. Die langfristige Vision von Primark für die USA ist daher geprägt von einem guten Gespür für Markttrends, einem robusten Geschäftsmodell und einer wachstumsorientierten Strategie. Trotz aller Unsicherheiten und kurzfristigen Hindernisse hat das Unternehmen eine klare Richtung vorgegeben, die Wachstum und Markenpräsenz kombiniert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Primark mit seiner Entschlossenheit und einem klugen Blick auf die Chancen, die sich aus veränderten Zollregelungen und Verbraucherverhalten ergeben, den US-Markt fest im Visier hat.
Die geplante Vergrößerung der Verkaufsflächen und die Anpassung an lokale Marktgegebenheiten machen Primark zu einem der vielversprechendsten Modeeinzelhändler in den Vereinigten Staaten, trotz politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Das Engagement des Unternehmens wird sicherlich einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, den Einzelhandelsmarkt weiter zu beleben und neue Standards im Bereich des preiswerten Modeeinzelhandels zu setzen.